Wie der Mars zum Gott wurde


In seinem lesenswerten Buch Der neunte Kontinent erzählt Ulf von Rauchhaupt eine nette Geschichte, nämlich wie der rote Planet zum Gott wurde.

Als die Italiker von Norden her in das heute nach ihnen benannte Gebiet eindrangen und dabei unter anderem Rom gründeten, brachten sie Mars mit. Dieser Mars war zwar ein Gott - und zwar ein besonders wichtiger - hatte aber noch nichts mit dem roten Planeten am Himmel zu tun. Mars war auch kein Kriegsgott, sondern vielmehr zuständig für die Fruchtbarkeit der Felder. Daran erinnert noch heute der Name des Frühlingsmonats März. Eine kriegerische Anmutung bekam der Mars dadurch, dass die Italiker den Brauch hatten, ihre Bevölkerung nach schlechten Ernten rituell zu kontrollieren. Dafür wurden im Frühling des Folgejahres gerade erwachsen gewordene Teenager aus dem jeweiligen Gebiet vertrieben, damit diese sich woanders niederließen und so der Bevölkerungsüberschuss reduziert wurde. Mit dieser Expansion im Frühling bekam der Mars auch einen kriegerischen Aspekt.

Nach ihrer Begegnung mit den in Unteritalien siedelnden Griechen setzten die Italiker ihren Gott Mars mit dem griechischen Kriegsgott Ares gleich. Dieser wiederum entstammt dem babylonischen Nergal und war von vorne herein mit dem roten Planeten verbunden. Natürlich waren die Menschen damals nicht so naiv, dass sie das rote Gestirn selbst für einen Gott hielten, vielmehr wurde dieser Planet dem Kriegsgott geweiht, er repräsentierte ihn. Jedenfalls kamen die Römer via Ares auf die Idee, den roten Planeten mit ihrem Mars zu assoziieren.

Für die Römer war Mars eine sehr bedeutende Gottheit, der auch im Gründungsmythos Roms eine wichtige Rolle spielt. Das passt ganz gut, waren die Römer doch eine militäristische Zivilisation. Ares auf griechischer Seite hingegen stand in keinem hohen Ansehen. Feinfühlig wie die Griechen sind, hatten sie nämlich zwei Kriegsgötter: Athene war zuständig für den vernünftigen, ehrenvollen Krieg, Ares hingegen für den grausamen abschlachtenden Krieg. Das mag uns heute etwas spitzfindig vorkommen, doch unterscheiden wir ja auch zwischen einer "sauberen" Kriegsführung mit "chirurgischer Präzision" und das Abschlachten im Stellungskrieg des I. Weltkriegs. Vielleicht, ich bin ja kein Historiker, ist aber auch das Schachspiel ein guter Vergleich: Meister des Schachspiels erkennen recht schnell, ob sie sich in eine gute Position gebracht haben und das Spiel gewinnen werden oder eben nicht. Anfänger hingegen neigen dazu sich bis zum Ende zu bekriegen und dabei jeden Bauern einzeln abzuschlachten. Die meisterliche Kriegsführung ist Athenes Fachgebiet, Ares ist der Schlächter.

Für uns ist aber der Mars einfach nur ein Planet. Das kann man als Entzauberung empfinden, doch versetzt diese Haltung uns in die Lage, den Mars wissenschaftlich zu erobern - wie es der Untertitel von Rauchhaupts Buch betont.

Zwei Europäer im All

Großansicht (Credit: ESA/NASA)

Ich gebe zu, ich habe es verpennt. Schon um 5:59 Uhr unserer Zeit startete das Space Shuttle Discovery zur Mission STS-128. Auch wenn der Start heute früh war, war es doch eine Verspätung, denn schließlich hätte das Shuttle schon am Dienstag abheben sollen.

An Bord der Discovery befinden sich sieben Insassen, darunter auch der schwedische ESA-Astronaut Christer Fuglesang. Die sieben Himmelsstürmer sollen am Montag an die Internationale Weltraumstation ISS andocken und zu den sechs Astronauten der ISS-Bordmannschaft "Expedition 20" stoßen. Dann befinden sich mit Christer Fuglesang und dem Belgier Frank De Winne gleich zwei Europäer auf der ISS. De Winne befindet sich schon seit Ende Mai auf der Station. Christer Fuglesangs Flug zur ISS ist der 15. eines ESA-Astronauten in 8 Jahren.

Christer Fuglesang wird gemeinsam mit NASA-Astronaut John Olivas am zweiten und am dritten der drei während der Mission geplanten Außenbordeinsätze teilnehmen, die für Donnerstag, den 3. September und Samstag, den 5. September vorgesehen sind. Hauptziel dieser beiden Einsätze ist die Verlegung von mehr als 20 Metern Kabel an der Außenwand der ISS im Hinblick auf die Auslieferung des in Europa entwickelten Verbindungsknotens Nr. 3, "Tranquility", im kommenden Jahr.

Außerdem werden die Astronauten einen leeren Ammoniaktank (ATA), der zum aktiven
Temperaturregelungssystem der ISS gehört, abmontieren und ersetzen. Mit einer Masse von 800 kg wird dies der schwerste Gegenstand sein, den je ein einzelner Astronaut im Weltraum zu bewegen hatte. Unser Wikinger wird das schon stemmen!

Während eines für Dienstag, den 1.September geplanten weiteren Außenbordeinsatzes wird die europäische Technologieexperimentplattform (EuTEF), die derzeit an der externen Nutzlasteinrichtung des Columbus-Labors angebracht ist, abmontiert und im Hinblick auf ihre Rückkehr zur Erde im Frachtraum des Space Shuttle verstaut. Diese Wissenschaftseinrichtung mit neun Experimenten, bei denen Proben den rauen Bedingungen des Weltraums ausgesetzt, Werkstoffe getestet, die erdnahe Umgebung analysiert und Bildaufnahmen der Erde gemacht
wurden, war 18 Monate lang im Einsatz.

Darüber hinaus fliegt im Laderaum des Space Shuttle Discovery das in Italien gebaute Mehrzwecklogistikmodul (MPLM) "Leonardo" mit. Dieses Frachtmodul soll vorübergehend an den Verbindungsknoten Nr. 2, Harmony genannt, angedockt werden, um das direkte Umladen von Schränken, Ausrüstung und anderen Gegenständen in die ISS in einer druckgeregelten Umgebung zu ermöglichen. Christer Fuglesang wird für den Nutzlasttransfer verantwortlich sein, insbesondere für den eines wichtigen von der ESA entwickelten Geräts, der zweiten Gefriereinrichtung bei -80° C (MELFI 2) zur Lagerung von Proben und Versuchsergebnissen bei sehr niedrigen Temperaturen, die in das japanische Labor "Kibo" eingebaut werden und die Kapazität von MELFI 1 verdoppeln soll, die sich bereits seit 2006 im US-Labor "Destiny" befindet.

Zu der Nutzlast des Moduls "Leonardo" gehören zudem Lebensmittel, Kleidung, Wasser und zusätzliche Schlafkabinen für die Astronauten, die ebenfalls im "Kibo"-Labor untergebracht werden sollen.

Und natürlich C.O.L.B.E.R.T, eine nach dem Komiker Stephen Colbert benanntes Trainingsgerät. In diesem Video bedankt er sich bei der NASA auf seine Art:



Aber zurück zum Thema: Zwei Europäer im All!

"Als Christer Fuglesang das letzte Mal zur ISS flog, wurde er an Bord von einem ESA-Astronauten begrüßt, der eine sechsmonatige Mission absolvierte. *) Und auch dieses Mal wird ihn ein ESA-Kollege empfangen, nämlich Frank De Winne, der sich zurzeit für einen Langzeitaufenthalt auf der ISS befindet und demnächst ihr Kommandant sein wird. Wie ließe sich Europas starke Präsenz in der bemannten Raumfahrt besser veranschaulichen?"
sagte die Direktorin der ESA für bemannte Raumfahrt, Simonetta Di Pippo, im Kennedy Space Center der NASA, und weiter:
"Einige unserer Astronauten bereiten sich gegenwärtig für zwei weitere ISS-Rotationsflüge und einen Space-Shuttle-Flug im Rahmen einer Fluggelegenheit der ASI **) vor. Gleichzeitig werden unsere jüngst ausgewählten neuen Astronauten in Kürze mit ihrer grundlegenden Ausbildung beginnen. Europäische Astronauten werden auch künftig ins All fliegen, und wir arbeiten Tag für Tag daran, unter anderem im Hinblick auf eine Verlängerung des Einsatzes der ISS die Bedingungen für eine Verstärkung der Rolle Europas in der bemannten Raumfahrt und in der Exploration zu schaffen."
Gut gebrüllt Löwin! Wäre da nur nicht die peinliche Situation, dass wir Europäer immernoch Taxikunden sind, weil uns das eigene "Auto" fehlt.
"Wir haben gegenwärtig nicht nur zwei Astronauten im Weltraum, die mit einer internationalen Mannschaft zusammenarbeiten, sondern auch Hunderte Wissenschaftler und Ingenieure hier auf der Erde, die die operationellen Wissenschaftseinrichtungen an Bord der ISS nutzen. Das Ernten der Früchte der von den ESA-Mitgliedstaaten getätigten Investitionen in die ISS ist mit der Erfassung echter wissenschaftlicher Daten aus Experimenten innerhalb und außerhalb der Station nun tägliche Realität"
,so jedenfalls der ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.

Das Space Shuttle Discovery wird voraussichtlich am Dienstag, den 8. September von der ISS abdocken und den NASA-Astronauten Timothy Kopra von der ständigen Bordmannschaft zur Erde zurückbringen. Kopras Platz an Bord der ISS wird seine NASA-Kollegin Nicole Stott einnehmen, die zur Besatzung des Fluges STS-128 gehört. Die Landung der Raumfähre in Florida ist für Freitag, den 11. September vorgesehen.

*) Preisfrage: Von wem wohl ist hier die Rede? Zu gewinnen gibt es nichts, der Rechtsweg ist trotzdem ausgeschlossen.
**) Sie meint die italienische Raumfahrtagentur Agenzia Spaziale Italiana

Quelle: ESA

Eine kurze Geschichte der Röntgenastronomie

Das Bild eines durchleuchteten Körperteils, auf dem gebrochene Knochen oder Tumore sichtbar werden, hat für uns noch immer etwas geheimnisvolles. Solche Bilder entstehen mit Röntgenstrahlung, sie sind Schattenwürfe im Röntgenlicht. Die Röntgenstrahlen wurden 1895 von dem deutschen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt und später nach ihm benannt. Röntgen selber nannte sie X-Strahlen, oder englisch X-rays.

Auch in der Astronomie hat die Röntgenstrahlung ihren Platz gefunden, denn wie wir heute wissen, senden viele Himmelskörper selber Röntgenstrahlung aus. Nun haben wir Menschen keine Röntgenaugen, und selbst wenn wir Röntgenstrahlung wahrnehmen könnten, würden wir aus dem Kosmos praktisch keine bemerken, denn die Erdatmosphäre filtert aus dem Weltall kommende Röntgenstrahlung in etwa 100 Kilometern Höhe über dem Erdboden aus. Damit hat das Leben auf der Erde einen natürlichen Schutzschirm, denn sowohl Röntgen- als auch UV-Strahlung können Schäden an biologischem Material verursachen.

Schwierige Bedingungen also für die Astronomen, die kosmische Röntgenstrahlung überhaupt ersteinmal zu finden. Erst 1949 entdeckte man bei Experimenten mit Geigerzählern an Bord von Raketen als erste kosmische Röntgenquelle die Sonne. Der Pionier der Röntgenastronomie ist Riccardo Giacconi. Mit einem Experiment auf einer Höhenforschungsrakete, das mit Geiger-Müller-Zählrohren ausgerüstet war, fand er 1962 die erste kosmische Röntgenquelle außerhalb des Sonnensystems: Scorpius X-1, also die Röntgenquelle Nr. 1 im Sternbild Skorpion. Scorpius X-1 wurde später als Röntgendoppelstern, also als ein Stern der von einem Neutronenstern begleitet wird, identifiziert. Giacconi war dann auch an vielen der nachfolgenden Experimente und Missionen zur Erforschung des Röntgenhimmels maßgeblich beteiligt, 2002 hat er für seine Arbeit des Physiknobelpreis bekommen.

Röntgenbild von Cygnus X-1 aufgenommen mit dem Chandra-Satelliten der NASA, Image Credit: NASA/CXC/SAO

Bei weiteren Raketenflügen fand sich noch eine Handvoll ähnlich starker Röntgenquellen, zum Beispiel vor exakt 45 Jahren Cygnus X-1, ebenfalls ein Röntgendoppelstern, von dem man heute weiß, daß dort ein blauer Überriese von etwa 20 Sonnenmassen ein schwarzes Loch umkreist. Das Schwarze Loch verleibt sich dabei Gas aus dem starken Sternwind des Sternes ein, wodurch die Röntgenstrahlung von Cygnus X-1 entsteht.

Selbst in der heutigen Zeit, wo Satelliten wie XMM-Newton und Chandra den Röntgenkosmos systematisch untersuchen, sind die "alten" Röntgenquellen wie Scorpius X-1 und Cygnus X-1 noch immer ein spannendes Forschungsfeld, denn obwohl es zum Beispiel bereits über 1000 wissenschaftliche Veröffentlichungen über Cygnus X-1 gibt, hat man noch längst nicht alle Rätsel des Systems gelöst. Hinzu kommt, daß es mit einer Entfernung von gut 6000 Lichtjahren, eines der nächsten Schwarzen Löcher ist, das die Astronomen untersuchen können.

Noch ein Apollo-Film


Schön war's, das Jubiläum zu vierzig Jahre Mondlandung. Doch kurzlebig, wie unsere Zeit nunmal ist, empfindet man eine DVD, die jetzt erst in die Läden kommt, regelrecht als Verspätung. So jedenfalls war meine spontane Reaktion, als ich Moonshot - Der Flug von Apollo 11 in die Hände bekam. Was bietet dieses Doku-Drama, was ich im Jubiläumsreigen noch nicht gesehen habe? Lohnt es sich diesen Film anzuschauen?

Jedenfalls glänzt der Film nicht mit neuen spektakulären Aufnahmen, die in Werbetexten meist als "bis her noch nie von der NASA veröffentlicht" deklariert werden. Wer auf schöne Bilder aus ist, wird enttäuscht; mehr noch, die etwas billigen Tricks - inklusive Soundeffekte im Weltall - stören einfach nur. So zum Beispiel, wenn die Schauspieler sich betont langsam bewegen, um den Eindruck von Schwerelosigkeit vorzutäuschen. Andererseits - es ist ja ein Doku(!)-Drama - vermischt der Film Spielfimsequenzen geschickt mit historischen Aufnahmen und gibt so die Stimmung der Zeit gut wieder. Supernervig ist allerdings die Synchronisation. Das klingt oft so, wie bei einem Vorlesewettberwerb für Mittelstufenschüler und wenn dann noch der knackende NASA-Funkverkehr von Houston in ein glasklares Kunstdeutsch verwandelt wird, geht das ganze Raumfahrtgefühl verloren. An sich ist das kein Problem, denn die DVD bietet natürlich auch den englischen Originalton, doch da es leider keine Untertitel gibt, ist das nicht für jeden eine Option.

Soviel zu den schlechten Aspekten der DVD. Was mir gefällt ist der Drama-Teil des Doku-Dramas. Die drei Helden von Apollo 11 werden dank guter Schauspielleistung vielschichtiger dargestellt, als man es von Apollo-Filmen her sonst gewohnt ist. Da ist der verschlossene Neil Armstrong, der gerne über Technik redet und sich darüber mokiert, dass die Journalisten immer nur wissen wollen, "wie es sich anfühlt". Der Film suggeriert, dass die NASA ihn genau deswegen dazu bestimmt hat, als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond zu setzen. Seine Persönlichkeitsstruktur erlaubt es ihm nicht, diesen Moment emotional überzubewerten und so auch mit dem Medienrummel und der Zeit danach besser klar zu kommen - so jedenfalls der Film. Sein Lunar Lander Pilot Edwin Aldrin hingegen ist eine komplexe Persönlichkeit. Von Ehrgeiz und einem Übervater angetrieben, besteht sein persönliches Apollo-Programm darin, sich dem ruhigen technischen Sachverstand Neil Armstrongs unterzuordnen. "Zweiter sein" ist für ihn eine neue Lebenserfahrung. Michael Collins wirkt hingegen einfach strukturiert, nett und sympathisch. Dass er gar nicht auf dem Mond landen wird, erträgt er mit Gleichmut und verzichtet auf weitere Flüge nach Apollo 11. Er ist der loyale Partner im Hintergrund. Eine Szene während einer Pressekonferenz zeigt kurz und prägnant die Situation, in der sich diese drei verschiedenen Menschen wiederfinden. Anfangs sitzen sie einträchtig nebeneinander, doch da die Journalisten inzwischen wissen, dass Armstrong der erste Mensch auf dem Mond sein wird, richten sie ihre Fragen nur noch an ihn. Natürlich wollen sie wissen, wie es sich anfühlt und was es bedeutet und Armstrong stottert Gemeinplätze und weicht auf technikgebabbel aus, während Aldrin sich neben ihm die Hände reibt und sich kaum zurückhalten kann, seine Tiefschürfenden Gedanken loszuwerden, würde man ihn doch nur fragen - er wird das in seinen späteren Jahren alles nachholen. Michael Collins hingegen lehnt sich entspannt zurück, fläzt sich auf seinem Stuhl und schaut dem Treiben entspannt zu.

Die Interaktion dieses Dreigestirns Armstrong, Aldrin und Collins machen den Film sehenswert.
Zu der menschlichen Darstellung der Apollo-Reise gehören auch die Dinge, über die man sonst nicht gerne spricht: Zum Beispiel, wie das mit dem Urinieren funktioniert oder dass die drei Helden in ihrem engen Apollo-Raumschiff Blähungen vom trockenen Astronautenessen bekamen und auf dem Flug zum Mond ein merkwürdiges Objekt gesehen haben wollen, dass sie nicht einorden konnten. Zuerst kam mir dies etwas effektheißerisch vor, aber letztlich sind diese Dinge nur konsequent und dienen auch der Darstellung der Astronautenpersönlichkeiten. Gerade die Sache mit dem UFO ist gut gemacht. Edwin Aldrin möchte die Beobachtung Houston melden - böse Zungen behaupten, er würde heute noch so sprechen, als ob er alles was er sieht gerade nach Houston meldet. Sein Kommandant Neil Armstrong untersagt es ihm jedoch mit der Begründung, dass sich das Kontrollzentrum ganz allein auf sie und ihre Mission konzentrieren soll und nicht auf irgendein Stück vermeintlichen Weltraumschrotts. Hier also der enthusiastische Entdecker, dort der auf die Mission fokusierte Techniker.

Auch wenn der Film nicht die optische Dimension und zeitgeschichtliche Bedeutung von Im Schatten des Mondes hat, so hat er mich dank der schauspielerischen Leistung doch angenehm überrascht - eine Leistung, die allerdings nur im englischsprachigen Original bestand hat.

Sommer, Sonne, Sternenhimmel

In den letzten Tagen und Wochen macht der Sommer ja doch mehr oder weniger seinem Namen alle Ehre, und während man tagsüber bei mehr als 20°C sein Eis genießen kann, ist es des nachts der Sternhimmel. Sogar im Norden Deutschlands ist inzwischen die Mitternachtsdämmerung vorbei und es wird merklich früher wieder dunkel. Zeit also den Blick auf die Sommermilchstraße zu lenken, je weiter gen Süden, desto prachtvoller ist sie.

In der Schildwolke im Sternbild Schütze ballen sich die Sterne am dichtesten zusammen, dies ist der hellste Bereich der Milchstraße. In dieser Gegend gibt es jede Menge zu sehen, Dunkelwolken durchziehen die Sternansammlungen, dazu ein ganzer Strauß Emissionsnebel. Die bekanntesten davon sind Lagunen- und Trifidnebel, beides Sternenstehungsregionen, in deren Zentren sich junge Sterne befinden. Im Zentrum des Lagunennebels kann man den sich dabei bildenden Sternhaufen schon sehen, im Trifidnebel scheinen die Gasmassen auf den ersten Blick noch undurchdringlich zu sein. Dafür sieht man dunkle Staubstreifen die den Nebel durchziehen und den Zentralbereich scheinbar in drei Teile zerteilen, wovon der Nebel letztendlich seinen Namen bekam.

Der Trifidnebel M20, aufgenommen mit dem Wide Field Imager WFI am 2.2m-Teleskop der Max-Planck-Gesellschaft auf La Silla. Image Credit: ESO

Für Amateurastronomen aus dem deutschsprachigen Raum sind Trifid- und Lagunennebel häufig eine Herausforderung, weil sie schon recht tief über dem Horizont stehen. Unter den Profi-Instrumenten an den Großteleskopen dieser Welt eignet sich der Wide Field Imager der ESO am 2.2m-Teleskop auf La Silla ganz hervorragend dazu, großflächige Objekte wie den Trifidnebel aufzunehmen und das Resultat in ein Schmuckstück fürs Auge zu verwandeln. Bei solchen Gelegenheiten sieht man mal wieder: Nicht nur das Hubble Space Telescope macht hübsche Bilder, wir Europäer können das eigentlich auch. Zu dem Bild gibt es auch eine nette Animation. Mehr davon, bitte!

Er ist voller Sterne: Der Herkuleshaufen

Dieses Bild zeigt den Herkuleshaufen M 13 (NGC 6205) in einer gerade gemachten Aufnahme mit dem ferngesteuerten Teleskop von slooh.com auf den Kanarischen Inseln. Bei M 13 handelt es sich um einen Kugelsternhaufen der eher größeren Sorte. Diese Art von Sternhaufen stellen eine beträchtliche Ansammlung von Sternen dar: In einem Raumgebiet von gerade mal 160 Lichtjahren Durchmesser tummeln sich über eine Million Sterne. Man schätzt die Gesamtmasse des Sternhaufens auf 600000 Sonnenmassen. Anders als bei den relativ massearmen offenen Sternhaufen, sind die Sterne in Kugelsternhaufen stark gravitativ gebunden. Diese Haufen lösen sich nicht auf, stattdessen nimmt die Dichte der Sterne zum Zentrum hin zu, wie dieses Bild erahnen lässt.

Der Herkuleshaufen befindet sich in knapp 26000 Lichtjahren Entfernung. Es handelt sich dabei also um ein Objekt, das noch zu unserer Galaxie gehört, sonst könnte man auch nicht mit diesem relativ kleinen Teleskop einzelne Sterne unterscheiden. Kugelsternhaufen befinden sich aber meist außerhalb der galaktischen Ebene. Sie umkreisen den Zentralbereich unserer Galaxie (Bulge) wie Elektronen einen Atomkern in einem simplen Atommodell. Für einen Umlauf um das Galaktische Zentrum benötigt M 13 circa 500 Million Jahre.

Als Objekt 6. Größe sollte M 13 eigentlich mit bloßem Auge sichtbar sein, aber die Durchsicht des Himmels in unserer Gegend erlaubt dies wohl nicht. Ansonsten tut es aber auch ein Fernglas. Wie der Name vemuten lässt, findet sich der Sternhaufen im Sternbild Herkules, direkt am Rand des Körpers des Helden. Dieses Objekt ist recht leicht zu finden, das sollte jeder mal selber ausprobieren - ganz ohne Roboterteleskop!


Literaturtipp: Atlas der Messier-Objekte

Weil wir zum Mond wollen bekommen wir Krebs, oder?

Sorry, muss noch kurz ein bisschen Medienschelte loswerden: Da schreibt Ulrich Bahnsen einen lesenwerten und bitter notwendigen Beitrag über den nicht stattfindenden Kampf gegen Krebs: Zu den Waffen!, nur um am Ende des Artikels wirklich ziemlich dämlich die Mottenkiste aufzumachen, es läge an der Raumfahrt. Ja genau, die Raumfahrt ist schuld, dass unsere Forschungspolitiker kein Interesse an der Bekämpfung dieser eigentlich bekämpfbaren Krankheit haben. Genau genommen mokiert er sich über die 1,5 Milliarden Euro, die Peter Hintze für eine deutsche Mondmission veranschlagt hat und weißt auch darauf hin, dass wir gerade 5 Milliarden Euro für die Abwrackprämie verpulvert haben. Offensichtlich sind Ulrich Bahnsen gleich drei Dinge nicht klar:
  1. Nicht das Geld soll auf den Mond geschossen werden, sondern eine Sonde. Das Geld wird, wie bei der Abwrackprämie auch, dem Wirtschaftskreislauf zurückgegeben. Es geht dabei um einen Anschub zur Modernisierung der Gesellschaft (über die Details kann man natürlich streiten).
  2. Das Geld für die Raumfahrt wird nicht mit Forschungsgeldern der Krebsforschung verrechnet. Diese beiden Töpfe haben soviel miteinander zu tun, wie die Ausgaben für Straßenbau und die Steinkohlesubventionierung.
  3. Entweder man lebt in einer Gesellschaft, die sich zu Forschung und Entwicklung bekennt oder man lässt es bleiben. Es ist nicht klug innerhalb der Wissenschaft Neidszenarien aufzumachen, vielmehr muss die Gesellschaft allgemein für Wissenschaft begeistert werden. Der Feind steht außerhalb der Vernunft.
Auf Spiegel-Online war letztens ein Artikel zu lesen, in dem neue Bezahlsysteme für journalistische Online-Produkte diskutiert wurden. Ein Tenor des Beitrags war, dass die Verlage wohl insgeheim Angst haben, dass eigentlich niemand ihr Produkt wirklich haben will, es schlichtweg nichts wert ist. Genau so sehe ich das auch. Wenn auf einer Wissensseite einer großen Zeitung so schwach kommentiert wird, habe ich immernoch den Trost, nichts dafür bezahlt zu haben.

Christers zweiter Flug

Am Dienstagmorgen um 7:36 Uhr unserer Zeit wird es wohl wieder soweit sein, der schwedische ESA-Astronaut Christer Fuglesang darf dann zum zweiten mal in Richtung Internationale Raumstation ISS aufbrechen. Dies sei ihm gegönnt, verfügen doch die Schweden dank ihrem Knäckebrot über eine weltweit unschlagbare Tradition und Erfahrung in Sachen Weltraumnahrung.

Diesmal startet Fuglesang mit dem Flug STS-128 des Space Shuttle Discovery. Obwohl es während des letzten Fluges mit der Endeavour wieder Probleme mit Schaumstoffteilen gab, die beim Start vom großen Außentank auf das Fluggerät herabstürzten, gab die NASA nun grünes Licht zum nächsten Flug. Am Bord der Discovery befindet sich das italienische Logistikmodul Leonardo. Dieses kann per Roboterarm an den Verbindungsknoten Harmony angedockt werden. Aus dem Logistikmodul können die Astronauten dann bequem neues Material für die ISS entnehmen. Darunter neue Schlafkabinen, die im japanischen Forschungslabor Kibo angebracht werden sollen - schlafen im Labor ist auf der ISS also ausdrücklich erlaubt. Außerdem bringen die Discovery-Astronauten via Leonardo je drei Schränke mit Lebenserhaltungssystemen und wissenschaftlichem Gerät zur ISS, darunter ein Schrank, mit dem Proben auf -80 Grad Celsius gekühlt gelagert werden können, sowie das erste rein werkstoffwissenschaftliche Labor der ESA.

Christer Fuglesang darf auch zwei mal raus "an die frische Luft". In seinen Außenbordeinsätzen soll er neben Wartungsarbeiten unter anderem die europäische Experimentierplattform EuTEF vom Weltraumlabor Columbus abmontieren. Die dort gelagerten und den weltraumbedingungen ausgesetzen Proben werden dann via Discovery zurück zur Erde gebracht. Umgekehrt soll Christer ein ähnliches Experiment der NASA wieder anschrauben (MISSE-6).

Läuft alles glatt, kehrt die Discovery mit Christer Fuglesang nach dreizehn Tagen am 6. September zurück zur Erde. Viel Erfolg Christer Fuglesang! Flieg Leicht&Cross, wie das Knusperbrot von Wasa!

Quelle: ESA/NASA

P.S.: Wichtiger als Knäckebrot ist für die amerikanische Trivialkultur die Tatsache, dass mit STS-128 COLBERT zur ISS gebracht wird. Hierbei handelt es sich um ein Fitnessgerät, benannt nach Stephen Colbert, ein echt witziger Komiker. Eigentlich wollte er, dass ein ganzes Modul der ISS nach ihm benannt wird und hat entsprechend Stimmen gesammelt. Dass es nun nur eine Tretmühle sein wird, erfährt er in diesem netten Video von der Astronautin Sunita Williams persönlich: Colbert in Space. Man beachte, wie die NASA es geschafft hat, aus Colbert ein griffiges technisches Akronym zu machen!

Apollo 13 auf der ISS

Was tut der gemeine Astro- oder Kosmonaut auf der Internationalen Raumstation ISS, wenn die Toilette repariert, das Experiment gemacht und der Muskelschwund dank Training verzögert ist? Klar, er hängt sich vor die Glotze. Vielleicht liest er er aber auch ein Buch oder hört einfach nur Musik. Was aber genau hören, sehen und lesen die kosmischen Botschafter der Menschheit? Oder anders gefragt: Was steckt in der höchsten Medienbibliothek aller Zeiten? Gut, dass es in Amerika den Freedom of Information Act gibt und Leute wie governmentattic.org, die nichts besseres zu tun haben, als "auf dem Dachboden der Regierung zu schnüffeln". Sie nutzen das erwähnte Gesetz, um zum Beispiel die NASA dazu zu zwingen eine Liste mit den Inhalten der ISS-Medienbibliothek zu erstellen. Was die Astronauten sehen, hören und lesen kann also nun als PDF-Datei hier runtergeladen werden.

In Sachen Film umgibt man sich auf der ISS gerne mit Science Fiction und Mainstream-Hollywood-Quark. Anspruchsvolle SF fehlt dabei leider, also weder Solaris noch Contact. Auch findet sich in der Liste nur der vergleichsweise seichte Film 2010, während 2001 fehlt. Schön wäre es auch gewesen den Kultfilm Dark Star auf der ISS zu wissen. Mehr Diskussion zur ISS-Videothek gibt es im Film-Blog des guardin: The wrong stuff.

Auch bei den Büchern überwiegt Mainstream-SF. Nett ist das Buch Failure is not an option des legendären Apollo-Flugleiters Gene Kranz. Gut zu wissen, dass sein berühmtes Diktum aus Apollo-13-Tagen auf der ISS mitfliegt. Befremdlich ist hingegen das Buch Systematic Theology: An Introduction to Biblical Doctrine von Wayne Grudem. Gibt es wirklich einen Astronauten (ich denke einen Kosmonauten können wir da ausschließen), der das Privileg hat so hoch hinaus zu kommen und unsere Erde als Ganzes zu sehen, nur um dann ein Buch über die Wüstenreligion eines winzigen Nommadenvolkes zu lesen, das ohne die Römer keine Kanalisation, Schulen, sichere Straßen und und und hätte? An dieser Stelle sei gesagt, dass die NASA ausdrücklich darauf hinweist, dass sie ihren Leuten nicht vorschreibt, was sie zu lesen oder anzuschauen haben. Die meisten Medien der Bibliothek haben die Astronauten selbst hochgebracht oder sich ausdrücklich gewünscht.

Aber letztlich sagt die Liste ja nichts darüber aus, wieviel Zeit die Astronauten nun wirklich mit diesen Medien verbringen und wenn erstmal die Cupola installiert ist, haben die Astronauten einen Grund mehr die Glotze abzuschalten.

Zweitausend Sol auf dem Mars

Credit: NASA/JPL

Das nenne ich Überstunden! Die für 90 Tage angesetzte Fahrt des Rovers Spirit auf dem Mars dauert nun bereits seit 2000 Tage an. Genauer gesagt, befndet sich Spirit seit 2000 Sol auf dem Mars. Mit Sol bezeichnen Astronomen den Marstag, der etwa 40 Minuten länger dauert als ein irdischer. Da aber die solarbetriebenen Marsrover von den Tag- und Nachtzyklus abhängig sind, rechnen die Roverwissenschaftler mit der Marszeiteinheit Sol - wer mit so einem Gerät forscht, lebt also zumindest der Zeit nach auf dem Mars. Gelandet ist Spirit im Januar 2004 im Krater Gusev. Ein paar Tage später folgte ihr Zwillingsroboter Opportunity, dessen Jubiläum somit noch aussteht.

Seit ihrer Landung ist Spirit fast 8 Kilometer gefahren. Der lange Marsch des Rovers kann auf diesem Bild verfolgt werden:

Credit: NASA/JPL

Besser ist jedoch, man wechselt gleich zur Großansicht des Bildes auf der Roverseite des JPL-Instituts der NASA.

Ob Spirit die 8 Kilometer noch voll bekommt ist allerdings ungewiss, denn Spirit steckt im Sand fest. Free Spirit lautet somit die aktuelle Mission der irdischen Roverfahrer.

18.8.1868, Auftritt: Helium

Nachdem Gustav Robert Kirchhoff neun Jahre zuvor die Spektralanalyse entwickelte und klar war, dass sie sich zu einem ultimativen Werkzeug für die Astronomie entwickeln würde, bemühte sich der Franzose Pierre Jules César Janssen nach Indien, um dort während der totalen Sonnenfinsternis Untersuchungen vorzunehmen.



Ihm fiel – wie vielen Kollegen – sofort auf, dass die Protuberanzen unseres Zentralgestirns vor Spektrallinien heißen Wasserstoffs nur so strotzten. Bei einer gelben Linie, die andere auf Natrium zurückführten, wurde er aber stutzig und vermaß sie mit seinem "Spectrohelioscopen" genauer. Sie passte zu keinem der bislang bekannten chemischen Elemente auf der Erde.

Unabhängig davon gelang es dem Engländer Joseph Norman Lockyer kurze Zeit später, analoge Messungen auch am hellichten Tage durchzuführen. Auch er erkannte, dass hier ein unbekannter Stoff seinen Fingerabdruck im Sonnenspektrum hinterließ. Zeitgleich trafen die beiden Forschungsberichte bei der Französischen Akademie der Wissenschaften ein. Doch trotz ihrer Beobachtungen zogen sich Janssen und Lockyer den Spott ihrer Kollegen zu. Es sollte dreißig Jahre dauern, bis der schottische Chemiker das fragliche Gas aus einem Klumpen Uranerz freisetzte.

Janssen und Lockyer wurden somit noch zu Lebzeiten in ihrer Entdeckung bestätigt, die ihnen seitdem zu gleichen Teilen zugesprochen wird.

 

Noch mehr über Kometen …

Okay, zugegeben, an dieser Stelle habe ich noch nicht über Schweifsterne geschrieben, dafür aber hier und da. Interessant finde ich ja besonders die Panspermie-Hypothese, nach der die Bauteile des Lebens – wenn nicht sogar Mikroorganismen – durch Kometen auf die noch junge Erde gebracht worden waren.

Jetzt gibt es dafür weiteres Futter: Forscher des Goddard Spaceflight Center der NASA haben in den Proben, die die Stardust-Sonde vom Schweif des Kometen Wild 2 (81P/Wild, Ill.: NASA, JPL) mitbrachte, Glycin entdeckt. Dieses Molekül mit der Summenformel C2H5NO2 ist die kleinste und einfachste α-Aminosäure, ein essentieller Bestandteil nahezu aller Proteine und ein wichtiger Knotenpunkt im Stoffwechsel.

Komplexe Moleküle, darunter auch organische Verbindungen und Aminosäuren, werden immer wieder im All entdeckt, aber dies ist ja nicht nur vor unserer Haustür, sondern direkt auf der Türschwelle.

Wie würde Mr. Spock sagen? "Faszinierend!"

Lichtverschmutzung im Spiegel

"In Rio, berichtete ein Astronom, könne man von rund 5000 eigentlich mit bloßem Auge wahrnehmbaren Sternen gerade einmal 150 wahrnehmen", so schreibt Spiegel-Online in dem Beitrag "Wir haben ein Recht auf Sternenlicht". Anlass ist eine Tagung der Internationalen Astronomischen Union in Rio de Janeiro, die mit einem Apell gegen die Lichtverschmutzung endete. Klar, woher sollen die Menschen die kosmische Dimension des Begriffs "Heimat" kennen, wenn rund zwei Milliarden von ihnen nie die Milchstraße sehen können? Kein Wunder ist es wieder en vogue, sich als Krone der Schöpfung zu sehen und dem Schöpfer und seinen Stellvertretern auf Erden entsprechend heftig in den Arsch zu kriechen. Wie sich Menschen verhalten, die keine sinnliche Vorstellung davon haben, dass die Erde ein verschwindender Teil von etwas viel Größerem ist, zeigt diese Dokumentation (so ab Minuten 0:45) Oh Lord, please don't burn us!



Wie anders stellt sich doch das Leben für diejenigen dar, die ihre (Kirchen-)mauern einreißen:
Monty Python und der Sinn der Astronomie Die zwanghafte Frage nach dem Sinn löst sich auf in der schieren Größe des Kosmos, wie Tränen im Regen. Da ist kein Platz für Konzepte wie Schuld, Sünde und Moral, der von Religion befreite Mensch verhält sich einfach gemäß seiner Natur. Die ist nicht böse, nicht gut, sondern einfach menschlich.

Aber zurück zu Spiegel-Online. Nach meiner kleinen Abschweifung ist klar, dass der Lichtsmog weit mehr ist, als "nur" Energieverschwendung, Verkehrsgefährdung, ein gesundheitliches Risiko für Mensch und Tier und mit der Grund, warum Teenager immer später nach Hause kommen. Der Nachthimmel ist, wie die IAU befindet, ein sozio-kulturelles Recht des Menschen. "Für uns ist der Nachthimmel ein Erbe für die Menschheit", sagt, laut Estado de Sao Paulo, laut Spiegel-Online und jetzt auch laut Lichtecho der Astronom Augusto Daminelli.

Jedenfalls kann ich den kleinen Spiegel-Online-Beitrag empfehen und ich hoffe, dass sich im Diskussions-Thread ein paar gute Beiträge der Astrophilen finden, bevor sich die Wollen-wir-nicht-erstmal-den-Hunger-in-der-Welt-bekämpfen-Romantiker zu Wort melden.
Haut in die Tasten, steter Tropfen höhlt den Stein!

Der Zoo der Supernovae

Vor kurzem hatte ich mich gefragt "Ist das noch Astronomie", als ich mir die ferngesteuerten Teleskope von slooh.com angeschaut habe. Eine weitere Methode für jedermann Astronomie zu betreiben ohne das Haus zu verlassen, geschweige denn aus dem Fenster zu schauen, ist Galaxy Zoo. Auf dieser beliebten Seite ging es bisher darum, Galaxien zu klassifizieren - eine mühselige Arbeit, die man nicht leisten könnte, müsste man für diese Arbeitsleistung zahlen. Nun bietet Galaxy Zoo eine neue Möglichkeit der Mitarbeit, bzw. der Befriedigung des Entdeckertriebs, nämlich die Jagd nach Supernovae Ia - das sind gewaltige Helligkeitsausbrüche in Doppelsternsystemen, mehr dazu im Wikipedia-Eintrag. Theoretisch zumindest sollte das funktionieren, aber wie uns die Supernova-Seite auf Galaxy Zoo mitteilt, ist der Dienst gerade nicht verfügbar. Man bastelt wohl noch an einer besseren Version. In meiner Blogroll rechts gibt es den Galaxy-Zoo-Blog zu lesen. Sobald es wieder losgeht mit der Supernovajagt, werden wir es dort erfahren.

Datenbasis für dieses Projekt ist eine Himmelsdurchmusterung am ehrwürdigen Palomar Observatory. Dieses Palomar Observatory Factory genannte Projekt wird in einem Podcast auf 365 Days of Astronomy vorgestellt. Bei dieser Durchmusterung wird nach Veränderungen am Himmel Ausschau gehalten, wie sie zum Beispiel durch Supernovae in fernen Galaxien verursacht werden.

Entdecken die User auf Galaxy Zoo einen vielversprechenden Kandidaten im Datensatz, schauen Astronomen mit dem 4, 2-Meter-William-Herschel-Teleskop auf La Palma nach, was es damit auf sich hat - und ja, wir lesen dann darüber wieder im Galaxy-Zoo-Blog rechts in meiner Blogroll.

Bullshit - ich liebe es!

Eine meiner absoluten Lieblingsserien auf Youtube ist Penn & Teller. Der Dicke mit der großen Klappe und sein kleiner schweigsamer Kollege präsentieren den ganzen Bullshit, an den Menschen so glauben. Es ist unglaublich, was da an Aberglaube und Verfolgungswahn zusammenkommt, aber wohl doch nur in Amerika, oder?

Jedenfalls habe ich eine Folge von Penn & Teller gefunden, die hierher passt (naja ein bißchen wenigstens). Es geht um Entführungen durch Außerirdische, ein bizarres Thema, das ich eigentlich nur aus der Fernsehserie Akte X (und den Simpsons) kenne. Hätte ich diese Folge von Penn & Teller früher gekannt, hätte ich mir die Serie sparen können - was mich so nebenbei wieder darin erinnert, wie jung das Internet ist. Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass Akte X Reality-TV ist. Aber seht selbst:







Was lernen wir daraus? Die beiden Weltkrieger Bush und W. Bush sind in Wirklichkeit außerirdische Reptilien! Hmm, vieleicht sollten wir doch mehr auf die außerirdischen Entführungsopfer hören.

Wenn Chandra und Spitzer Hand in Hand gehen

Satellitenobservatorien sind eine komplizierte Angelegenheit: Bevor sie ihre Arbeit aufnehmen können, sind viele Jahre, oft Jahrzehnte der Planung und Konstruktion erforderlich, und ihr Betrieb ist wesentlich teurer als der bodengebundener Teleskope. Dennoch lohnt sich der Schritt ins Weltall, besonders wenn die jeweiligen Missionen in Wellenlängenbereichen arbeiten, die von der Erdatmosphäre absorbiert werden.

Das bekannteste Beispiel eines Satellitenteleskopes ist das Hubble Space Telescope. Sein Schwerpunkt liegt in der Beobachtung im Visuellen und im UV-Bereich. Hubble steht aber eigentlich nicht alleine da. Es ist eine von vier Säulen des "Great Observatories"-Programms der NASA, die anderen drei sind das Compton Gamma Ray Observatory, das Spitzer Space Telescope und das Röntgenobservatorium Chandra. Während Compton schon vor einigen Jahren abgeschaltet wurde und inzwischen in der Erdatmosphäre verglüht ist, wurde Hubble ja bekanntermaßen erst kürzlich runderneuert. Aber auch die beiden Jüngeren der Gruppe kommen langsam in die Jahre: Spitzer ist inzwischen das Helium zur Kühlung ausgegangen und gut zehn Jahre im Orbit sind auch an Chandra nicht schadlos vorbeigegangen, seine Detektoren lassen langsam aber sicher an Empfindlichkeit nach.

Fleißig neue Ergebnisse liefern tun sie trotzdem, und gerade das Zusammenspiel der Infrarotmission Spitzer mit Röntgenteleskop Chandra funktioniert besonders gut. Die beiden eignen sich hervorragend, um der Entstehung von Sternen auf den Grund zu gehen. Jede Menge Sternentstehungsgebiete haben die zwei Satelliten gemeinsam beobachtet, und aus der Kombination der Daten läßt sich jede der untersuchten Regionen klassifizieren und in den Lebenskreislauf der Sterne einordnen. Während sich die jungen Sterne im Röntgenlicht bemerkbar machen und nach ihrem Alter sortieren lassen, schaut Spitzer in die Bereiche der Molekülwolken, in denen gerade jetzt Sterne entstehen.

Die Röntgenaufnahme von Cepheus B mit dem Chandra-Satelliten zeigt jede Menge junger Sterne. Image Credit: NASA/CXC/PSU/K. Getman et al.

Derselbe Bildausschnitt im Infraroten zeigt die Molekülwolke, in die die jüngsten Sterne eingebettet sind. HD 217086 ist der helle Stern in der Mitte links oben. Image Credit: NASA/JPL-Caltech/CfA/J. Wang et al.

Eine solche Sternentstehungsregion ist Cepheus B. Bei der Untersuchung dieser Molekülwolke, die sich in etwa 2400 Lichtjahren Entfernung befindet, hat sich herausgestellt, daß der helle, massereiche Stern HD 217086 die Sternentstehung in seiner Umgebung weiter antreibt: Seine hochenergetische UV-Strahlung treibt nahes Gas von ihm weg. Dabei entstehen Schockwellen, mit denen dichtere Teilbereiche der Wolke weiter komprimiert werden, bis schließlich neue Sterne entstehen. Je weiter man dabei in dichtere Bereiche der Wolke vordringt, desto jünger werden die Sterne, die man dort findet. Im Zentrum der Wolke sind die jungen Sterne durchschnittlich 1 Million Jahre jung. Weiter außen in der Nähe von HD 217086 dagegen, wo das Gas durch die starke Strahlung schon ausgedünnt ist, sind die Sterne etwa 3 Millionen Jahre alt.

Der Meteorit, den es nicht geben darf

Credit: NASA/JPL-Caltech/Cornell University

Über den Marsmeteoriten, den die betagte Roverdame Opportunity zufällig entdeckt hatte, wurde hier bereits berichtet: Der Fels im Sand. Nun hat sich Opportunity für ihr menschliches Personal den Meteoriten genauer angeschaut und ja, das wassermelonengroße Objekt ist tatsächlich ein Eisen-Nickel-Meteorit:
"There's no question that it is an iron-nickel meteorite,"
so Ralf Gellert, der für das Alphateilchen-Röntgenspektrometer von Opportunity verantwortlich ist. Bei dem Gerät handelt es sich um die Nase des Rovers, mit der die Dame die Elemente erschnüffelt, aus denen die Gesteine bestehen. Mit der ebenfalls am Roverarm befestigten Mikroskopkamera lassen sich sogar die für Eisen-Nickel-Meteorite charakteristische Widmannstätten-Struktur erahnen. Diese entsteht dadurch, dass sich die Elemente Eisen und Nickel in zwei verschiedenen Mineralien verbinden, die unterschiedlich widerstandsfähig gegen äußere Beeinflussung sind. Greift man den Meteoriten im chemischen Labor mit Säure oder auf dem Mars durch Winderosion an, arbeiten sich die Wachstumsgrenzen der beiden Eisen-Nickel-Minerale als die charakteristische Widmannstätten-Struktur heraus. Wassersüchtig, wie die NASA ist, versucht man nun durch die genauere mikroskopische Untersuchung der Oberfläche verschiedenen Grade der Erosion zu finden, die auf die Anwesenheit von Wasser deuten könnte.

Interessanter ist aber der Umstand, dass dieser Meteorit eigentlich gar nicht existieren dürfte. Er ist zu groß, um einen Sturz in der dünnen und somit wenig bremsenden Marsatmosphäre zu überleben. Entweder viel der Meteorit also bereits vor Milliarden Jahren, als die Marsatmosphäre dicker war oder es kommt in der Marsgeschichte doch zu Warmperioden, in der Kohlendioxyd-Eis ("Trockeneis") sublimiert und eine dickere Atmosphäre aufbaut. Im O-Ton des NASA-Wissenschaftlers Matt Golombek klingt das so:
"Consideration of existing model results indicates a meteorite this size requires a thicker atmosphere ... Either Mars has hidden reserves of carbon-dioxide ice that can supply large amounts of carbon-dioxide gas into the atmosphere during warm periods of more recent climate cycles, or Block Island fell billions of years ago."
Mit "Block Island" meint Matt Golombek übrigens den Meteoriten, denn so unprosaisch wurde er getauft. Da wünscht man sich ja fast Yogi zurück.

Wenn die Untersuchungen an Block Island beendet sind, wird Opportunity wieder ihre lange Fahrt zum Krater Endeavour aufnehmen. Sie hatte ihre wohl letzte Reise extra für den Fels am Wegesrand unterbrochen.

Quelle: JPL

Filmreifer Crash

Das Infrarotobservatorium Spitzer hat im etwa 100 Lichtjahre entfernten jungen Sonnensystem HD 172555 im Sternbild Pfau Überreste einer Kollision zweier Planetoiden aufgespürt. Das Team um Carey Lisse vom Applied Physics Lab der Johns Hopkins University in Maryland, USA, fand im Spektrum des Sterns amorphe Silikate, also im wesentlichen Glassplitter. Um diese zu erzeugen, ist eine enorme Hitze nötig, wie sie nur zustande kommt, wenn ein mindestens mondgroßer Körper auf einen Planeten von den Ausmaßen Merkurs oder mehr prallt.

Das System HD 172555 wird auf ein Alter von lediglich einem Dutzend Millionen Jahre geschätzt. Als unser eigenes Planetensystem vor rund 4,5 Milliarden Jahren in dieser Phase war, wurde es ebenfalls von einigen solcher Kollisionen erschüttert. Unser eigener Mond geht beispielsweise auf den Zusammenstoß der Erde mit der marsgroßen "Theia" zurück, deren Trümmer dann zum altbekannten Erdtrabanten wurden.

In den 1950ern waren Katastrophenfilme ja gang und gäbe. Wenn sich jemand in Hollywood die folgende Animation anschaut, dürfen wir uns auf 'was gefasst machen ...


Der Asteroid und seine Monde

Credit: NASA/JPL/GSSR

Amerikanische Astronomen haben mit dem Goldstone Solar System Radar den Asteroiden 1994 CC um die Zeit seiner größten Annäherung an die Erde vermessen. Gerade mal 2,5 Million Kilometer trennten ihn am 10. Juni von unserem Heimatplaneten. Die zwei Tage später aus Radarmessungen generierten Bilder oben zeigen den rund 700 Meter durchmessenden Asteroiden. Dabei fallen zwei kleine Monde auf, die circa 50 Meter groß sind. Radarmessungen mit der berühmten 300-Meter-Schüssel in Arecibo, Puerto Rico, bestätigen die Ergebnisse von Goldstone. Ein kleines Filmchen, das die Bewegung der beiden Asteroidenbegleiter zeigt, findet sich als GIF-Animation hier auf einer Seite des JPL der NASA.

Der Dreifachasteroid 1994 CC ist ein Erdbahnkreuzer der Apollo-Gruppe. Das bedeutet, dass er sich die meiste Zeit jenseits der Erdbahn befindet, diese aber auf dem Weg zu seinem sonnennächsten Bahnpunkt (Perihel) kreuzt. Mit seinen 700 Metern Durchmesser ist 1994 CC relativ klein, der größte Apollo-Asteroid ist der über acht Kilometer durchmessende Sisyphus.
Auch sonst stellt 1994 CC keine Gefahr dar. Die nächste nahe Begegnung mit unserer Erde findet erst 2074 statt und zwar in einer ähnlichen Entfernung.

Asteroidenmonde kennt man seit dem 17. Februar 1994, als auf Aufnahmen der Raumsonde Galileo Dactyl entdeckt wurde. Dieser immerhin 1,4 Kilometer große Asteroidenbegleiter kam Galileo bei seinem Vorbeiflug an dem Asteroiden Ida vor die Linse. Die Sonde Galilei war dabei auf dem Weg zum Jupiter. Das berühmte Foto von dem Gespann Ida/Dactyl gehört für mich zu den Top 100 der spektakulärsten Astrofotos überhaupt:

Credit: NASA/JPL

Ist das noch Astronomie?

Von den Profis kennt man das ja schon: Die schauen schon lange nicht mehr durch ein Okular und stehen meist nicht mehr im Teleskopdom. Stattdessen sitzen sie vor Computern und bekommen vom Teleskop die Daten auf den Rechner übertragen; wenn sie mit Weltraumteleskope arbeiten, ist das sowieso klar, denn neben denen sitzt es sich sowieso schlecht.

Warum also nicht für die Otto-Normal-Sterngucker ähnliches anbieten? Dafür gibt es beispielsweise Slooh.com. Dabei handelt es sich um Roboterteleskope, die jeder via Internet von zuhause aus bedienen kann. Slooh.com hat dafür drei Standorte rund um den Globus verstreut und zwar in Chile, Australien und auf Teneriffa. Letzeres sieht so aus:


Leider ist es gar nicht so einfach (oder ich bin zu blöd) auf der Slooh-Seite zu erfahren, was für eine Technik genau dahinter steckt. Laut Wikipedia handelt es sich um 14-Zoll SC-Teleskope von Celestron. Für $14,- kann man sich 100 Stunden Beobachtungszeit kaufen, was ich einfach mal testen musste. Man kann sich dann Beobachtungszeit buchen oder einfach dem Teleskop über die Schulter schauen und "Schnappschüsse" machen. Letzteres habe ich gestern gemacht und das kam dabei raus:

Mond-Schnappschuss:


Kugelsternhaufen M13:


Kugelsternhaufen M4:


Was ist davon zu halten?


Zunächst fällt auf, dass die Slooh-Seite eine funktionierende Benutzerführung hat. Jeder kann mit ein paar Klicks und ein bisschen Belastung seines PayPal-Kontos schnell vom Teide auf Teneriffa aus Himmelsfotos schießen. Aber ist das noch Astronomie? Ist das befriedigend? Das Naturerlebnis ist natürlich nicht vorhanden. Man erfährt detailliert die Wetterbedingungen auf Teneriffa, aber man spürt sie nicht. Man erlebt die Nacht nicht. Es ist natürlich auch kein Gemeinschaftserlebnis und irgendwie ist das Ganze auch eine Blackbox, insofern man nicht so recht weiß, was das für eine Technik ist und man sie auch nicht manipulieren kann.

Dennoch bin ich fasziniert von Slooh, denn es passt konsequent in unsere Zeit und wird sich durchsetzen wie Internet-Banking und -Shopping, denn es ist bequem und billig. Dieses beiden B's sind nicht zu schlagen, wie die junge Geschichte des Internets zeigt. Was die Bankgeschäfte anbelangt, ist die Diskussion sogar noch älter als das Internet. Ich erinnere mich an die Einführung der ersten Geldautomaten und der damit verbunden Diskussion, ob das nicht asozial sei, wenn die einsame Oma, die womöglich sowieso nicht mit der Technik klar kommt, nicht mehr auf einen Schwatz (schwätzen = babbeln, klönen, labern) auf die Bank kommen kann. Andererseits, sind wir bereit, für diesen sozialen Dienst des Schalterangestellten zu zahlen, wenn das Geld auch der Automat rausrücken kann? Nein, die Erfahrung zeigt, wir sind es nicht!

Man muss sich auch fragen, ob es bei dem chronisch schlechten Wetter in meiner Region, den teuren Teleskoppreisen und der zunehmenden Lichtverschmutzung nicht einfach konsequent ist, ein Roboterteleskop zu nutzen. Die Kosten teilen sich die User und die Sichtbedingungen sind meist gut.

Ich denke, es gibt keinen Königsweg zu den Sternen. Man muss jeden Weg ausprobieren und schauen, welchen man selber am besten nutzen kann, ohne dogmatisch zu werden. Letztlich ist man mit der Nutzung eines Roboterteleskop immernoch näher am Ideal der Astronomie, als wenn man sich ein Hubble-Bild runterlädt. Ich werde mir das jedenfalls noch ein bißchen anschauen.

Ein Stern, sein Begleiter, und der Nebel in dem beide stecken

Unsere Sonne sendet einen kontinuierlichen Strom von Teilchen aus - den Sonnenwind. Etwa eine Million Tonnen ihrer Masse verliert sie dadurch pro Sekunde. Verglichen mit dem Reservoir aus dem sie schöpfen kann, ist das aber herzlich wenig, innerhalb einer Milliarde Jahre summiert sich das derzeit auf gerade mal ein Dreihundertausendstel ihrer Gesamtmasse. Als die Sonne nur wenige Millionen Jahre alt war, sah das anders aus, so junge Sterne - sogenannte T Tauri Sterne - haben recht starke Sternwinde. Und auch wenn die Sonne sich in einigen Milliarden Jahren dem Ende ihres Lebens nähert, wird die Massenverlustrate durch Sternwinde stark zunehmen. Dieser Wind wird schließlich einen Planetarischen Nebel um die sterbende Sonne formen.

Andere Sterne zeigen Zeit ihres Lebens sehr starke Sternwinde. Besonders bei den massereichen blauen O- und B-Sternen liegen die Massenverlustraten bei teilweise sehr hohen Werten: Bis zu einer Tausendstel Sonnenmasse können solche Sterne pro Jahr durch Winde verlieren, das bedeutet, daß sie in (astronomisch gesehen) ziemlich kurzer Zeit einen signifikanten Teil ihrer Masse verlieren und durch ihre Winde an das Weltall abgeben. Die Wind-Partikel umgeben den Stern als dichte Hülle, und der Stern wiederum bringt die Hülle durch seine Strahlung zum Leuchten.

Echtfarbenbild des B[e]-Sterns HD 87643 und seiner Umgebung, aufgenommen mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO 2.2m-Teleskop auf La Silla. Image credit: ESO/F. Millour et al.

So auch der B[e]-Stern HD 87643. Ein B[e]-Stern ist ein heißer blauer B-Stern, der zusätzlich Emissionslinien in seinem Spektrum zeigt. Die Emissionslinien werden beim Abströmen der Winde erzeugt. Die Teilchen seines Sternwindes umhüllen HD 87643 wie eine dichte Atmosphäre und ergeben so einen ansehnlichen Nebel um den Stern.

Um der Entstehung der Struktur des Nebels auf die Spur zu kommen, hat ein Team französischer Astronomen HD 87643 mit der adaptiven Optik NACO am Very Large Telescope der ESO ins Visier genommen. Zusätzliche interferometrische Beobachtungen mit dem VLTI-Instrument AMBER haben dann einen Begleiter in einer Entfernung von ca. 50 astronomischen Einheiten (also 50x die Entfernung Erde-Sonne) von dem Hauptstern ausmachen können. Die Umlaufbahn des Begleitsterns ist stark elliptisch, seine Umlaufszeit beträgt 20 bis 50 Jahre. Immer wenn der Begleiter besonders nahe an HD 87643 herankommt, regt er dadurch den Massenverlust zusätzlich an. Die Sternwind-"Blasen", die dadurch entstehen, werden später wie Zwiebelschalen sichtbar.

Freitagslesen: Hawking für Kinder

Auf dem Buchmarkt feiern seit ein paar Jahren die sogenannten All-Age-Bücher eine ganz eigene Erfolgsstory. In der Kolumne Brands-Bücher auf Focus-online war dieses Phänomen auch schon einen Beitrag wert: "Eragon" für Alle. Gemeint ist das Erfolgsrezept, Bücher für Kinder und Jugendliche zu verlegen, die in Wirklichkeit aber auch von jungen Erwachsenen gelesen werden, eben Bücher für jedes Alter. Erfahrene Buchhändler wissen, dass dieses Phänomen älter als Harry Potter ist, man denke zum Beispiel an die beliebte Was-ist-was-Reihe, die sich Eltern für ihre Kinder kaufen, um dann ständig selber die Nase reinzustecken.

Ich könnte wetten, dass auch das Kinderbuch Der geheime Schlüssel zum Universum von Stephen Hawking und seiner Tochter Lucy in diese Kategorie fällt und daher habe ich es für heute als Freitagsleseprobe ausgewählt. Ich denke, es ist jedenfalls ein Buch, dass man gerne mit seinen Kindern liest. Es ist auch kein Fehler, jetzt damit zu beginnen, denn im September erscheint der zweite Teil dieser Astrokindergeschichte.



Wie immer gilt: Zum Lesen einfach auf das Cover klicken.

Kepler - zum Erfolg verdammt!

Vom Weltraumteleskop Kepler war hier ja schon mal die Rede: Kepler und die Exoplaneten. Das Teleskop blickt mit stoischer Ruhe in eine Region zwischen den Sternen Deneb und Vega, auf der Suche nach Planeten, die ihren Stern periodisch verdunkeln, indem sie sich zwischen uns und dem Stern schieben. Jetzt hat es geklappt, musste ja, denn erstens handelt es sich um einen bereits bekannten Exoplaneten und zweitens setzen die Planetenjäger große Hoffnungen in Kepler. Die Meldung heute ist: "...only a taste of things to come. The planet hunt is on!", so der NASA-Mann Jon Morse.

Hier nun die Lichtkurve, also der zeitliche Verlauf der Helligkeit des Sterns HAT-P-7 mit der durch den Planeten verursachten Delle:

Credit: NASA


Das Weltraumteleskop startete erst am 6. März diesen Jahres und es ist naheliegend, das neue Instrument erstmal mit den bereits bekannten Exoplaneten zu konfrontieren. Die Abbildung oben zeigt die bereits bekannte Lichtkurve des Sterns HAT-P-7 und darunter den Fortschritt dank Kepler. HAT-P-7 befindet sich in tausend Lichtjahren Entfernung. Die Umlaufbahn des Planeten beträgt nur ein Bruchteil des Erdbahnradius und weil er außerdem so massereich ist, gehört der Planet zur Kategorie der "heißen Jupiter" - große Gasriesen, die ihrer Sonne sehr nahe kommen. Die Umlaufdauer, also das Jahr auf diesem Planeten, beträgt lediglich 2,2 Erdtage.

Den Fortschritt dank Kepler erkennt man bei genauerer Vergrößerung:

Credit: NASA, Großansicht

Im unteren Bildausschnitt bemerkt man eine Art Schwingung, die sich sanft über die ganze Lichtkurve legt. Dabei handelt es sich um die Änderung der Phase, die der Planet aus unserer Perspektive einnimmt. Wie beim Erdmond oder der Venus verändert sich die beleuchtete Fläche. Außerdem sieht man eine zweite kleinere Delle. Hierbei handelt es sich um eine Okkultation, das heißt, der Planet verschwindet hinter seinem Stern und scheidet somit als Lichtspiegel aus. dies geschieht folgerichtig während seiner Vollphase, wenn die sanfte Sinusschwingung ihr Maximum hat.

Aus der Form und Tiefe der Lichtkurve während des Tranists, also der großen Delle, können die Astronomen Aussagen über die Atmosphäre des Planeten treffen. Kuschlige 2600 Kelvin soll es auf HAT-P-7b warm sein.

Die Lichtkurve solch eines heißen Jupiters ist nur um das 1,5-fache im Vergleich zu einem irdischen Planeten ausgeprägt. Eigentlich sollte es so wirklich kein Problem sein, mit Kepler eine zweite Erde zu finden - wenn es sie denn gibt.

Nachtrag: Wer die nächsten 40 Minuten nichts zu tun hat, kann sich auch die Pressekonferenz anschauen. Ein bisschen langatmig, aber dafür werden auch grundlegende Aspekte der Mission erklärt:



Quelle und Linktipp: http://kepler.nasa.gov/

Spitzers "Warm Mission" beginnt

Im Juni konnten wir die ersten Aufnahmen des europäischen Infrarotsatelliten Herschel bewundern, der derzeit mit einem Spiegeldurchmesser von 3,50 m das größte Weltraumteleskop im Erdorbit ist. Knapp einen Monat vorher endete die Hauptmission des amerikanischen Spitzer-Satelliten: Spitzer war das flüssige Helium ausgegangen, das den Satelliten auf Tiefsttemperaturen von 2 K - also -271°C - abkühlt, die man zum Betrieb der empfindlichen Infrarot-Detektoren benötigt.

Fast sechs Jahre hatte Spitzer, benannt nach dem Astrophysiker Lyman Spitzer und am 25. August 2003 noch unter der alten Projektbezeichnung SIRTF (engl. Space Infrared Telescope Facility) gestartet, in diesem Modus gearbeitet und den Infrarotastronomen dabei Türen zu völlig neuen Welten geöffnet: Die vorangegangenen Infrarotmissionen IRAS und ISO konnte Spitzer durch die Abbildungsleistung seines 85 cm Teleskops leicht um Größenordnungen schlagen und uns damit Einblicke in das staubige Universum geliefert. So ist es im Infrarotlicht viel leichter, durch die dichten Nebelschleier der Sternentstehungsgebiete auf die neugeborenen Sterne zu blicken. Unzählige junge Sterne wurden auf diese Art enthüllt. Auch das Zentrum unserer Milchstraße läßt sich direkt beobachten. Außerdem konnte Spitzer das Licht extrasolarer Planeten spektroskopisch untersuchen.

Flaschfarben-Infrarotaufnahme der Wolke DR22 im Sternbild Schwan. In blau zeigen sich Staubwolken, während in orange heißes Gas sichtbar wird. Dazwischen befidnen sich überall junge Sterne. Image Credit: NASA/JPL-Caltech

Mit dem Ausfall der Heliumkühlung hat sich der Satellit wie erwartet auf etwa 30 K (also immernoch gut -240°C...) "erwärmt". Damit läßt sich die Infrarotkamera IRAC aber nach wie vor betreiben, wenn auch nicht mehr mit derselben Empfindlichkeit wie zuvor. Grund genug jedenfalls, Spitzer nicht einfach so abzuschalten, sondern fleißig weiterarbeiten zu lassen. Die ersten Bilder der "Spitzer Warm Mission", die offiziell am 27. Juli begann, sind nun veröffentlicht worden und zeigen, daß Spitzer sich nicht hinter seinem großen Bruder Herschel verstecken muß und auch weiterhin großartige wissenschaftliche Erfolge feiern wird. Im Visier der Infrarotastronomen waren zunächst die Gas- und Staubwolke DR22 im Sternbild Schwan, die Galaxie NGC 4145 und der planetarische Nebel NGC 4361, viele weitere werden folgen...

Der Fels im Sand

Die alte Roverdame Opportunity entdeckte am 18. Juli zufällig einen merkwürdigen, o,6 Meter durchmessenden Felsbrocken entgegen ihrer Fahrtrichtung, also sozusagen beim Blick in den Rückspiegel. Die Roverfahrer der NASA machten kehrt und fuhren mit dem Roboter daraufhin rund 250 Meter zurück.

Die hier gezeigten Aufnahmen des Brockens stammen vom 28. Juli, was übrigens bereits der 1959. Marstag (Sol) von Opportunity ist.

Bei dem Stein handelt es sich allem Anschein nach um einen Meteoriten. Dafür spricht sowohl die Fundlage, als auch die blasige Schmelzkruste. Untersuchungen mit dem Alphateilchen-Röntgenspektrometer sollen diese Vermutung nun bestätigen.

Quelle und Bilder: NASA/JPL