Noch ein Apollo-Film


Schön war's, das Jubiläum zu vierzig Jahre Mondlandung. Doch kurzlebig, wie unsere Zeit nunmal ist, empfindet man eine DVD, die jetzt erst in die Läden kommt, regelrecht als Verspätung. So jedenfalls war meine spontane Reaktion, als ich Moonshot - Der Flug von Apollo 11 in die Hände bekam. Was bietet dieses Doku-Drama, was ich im Jubiläumsreigen noch nicht gesehen habe? Lohnt es sich diesen Film anzuschauen?

Jedenfalls glänzt der Film nicht mit neuen spektakulären Aufnahmen, die in Werbetexten meist als "bis her noch nie von der NASA veröffentlicht" deklariert werden. Wer auf schöne Bilder aus ist, wird enttäuscht; mehr noch, die etwas billigen Tricks - inklusive Soundeffekte im Weltall - stören einfach nur. So zum Beispiel, wenn die Schauspieler sich betont langsam bewegen, um den Eindruck von Schwerelosigkeit vorzutäuschen. Andererseits - es ist ja ein Doku(!)-Drama - vermischt der Film Spielfimsequenzen geschickt mit historischen Aufnahmen und gibt so die Stimmung der Zeit gut wieder. Supernervig ist allerdings die Synchronisation. Das klingt oft so, wie bei einem Vorlesewettberwerb für Mittelstufenschüler und wenn dann noch der knackende NASA-Funkverkehr von Houston in ein glasklares Kunstdeutsch verwandelt wird, geht das ganze Raumfahrtgefühl verloren. An sich ist das kein Problem, denn die DVD bietet natürlich auch den englischen Originalton, doch da es leider keine Untertitel gibt, ist das nicht für jeden eine Option.

Soviel zu den schlechten Aspekten der DVD. Was mir gefällt ist der Drama-Teil des Doku-Dramas. Die drei Helden von Apollo 11 werden dank guter Schauspielleistung vielschichtiger dargestellt, als man es von Apollo-Filmen her sonst gewohnt ist. Da ist der verschlossene Neil Armstrong, der gerne über Technik redet und sich darüber mokiert, dass die Journalisten immer nur wissen wollen, "wie es sich anfühlt". Der Film suggeriert, dass die NASA ihn genau deswegen dazu bestimmt hat, als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond zu setzen. Seine Persönlichkeitsstruktur erlaubt es ihm nicht, diesen Moment emotional überzubewerten und so auch mit dem Medienrummel und der Zeit danach besser klar zu kommen - so jedenfalls der Film. Sein Lunar Lander Pilot Edwin Aldrin hingegen ist eine komplexe Persönlichkeit. Von Ehrgeiz und einem Übervater angetrieben, besteht sein persönliches Apollo-Programm darin, sich dem ruhigen technischen Sachverstand Neil Armstrongs unterzuordnen. "Zweiter sein" ist für ihn eine neue Lebenserfahrung. Michael Collins wirkt hingegen einfach strukturiert, nett und sympathisch. Dass er gar nicht auf dem Mond landen wird, erträgt er mit Gleichmut und verzichtet auf weitere Flüge nach Apollo 11. Er ist der loyale Partner im Hintergrund. Eine Szene während einer Pressekonferenz zeigt kurz und prägnant die Situation, in der sich diese drei verschiedenen Menschen wiederfinden. Anfangs sitzen sie einträchtig nebeneinander, doch da die Journalisten inzwischen wissen, dass Armstrong der erste Mensch auf dem Mond sein wird, richten sie ihre Fragen nur noch an ihn. Natürlich wollen sie wissen, wie es sich anfühlt und was es bedeutet und Armstrong stottert Gemeinplätze und weicht auf technikgebabbel aus, während Aldrin sich neben ihm die Hände reibt und sich kaum zurückhalten kann, seine Tiefschürfenden Gedanken loszuwerden, würde man ihn doch nur fragen - er wird das in seinen späteren Jahren alles nachholen. Michael Collins hingegen lehnt sich entspannt zurück, fläzt sich auf seinem Stuhl und schaut dem Treiben entspannt zu.

Die Interaktion dieses Dreigestirns Armstrong, Aldrin und Collins machen den Film sehenswert.
Zu der menschlichen Darstellung der Apollo-Reise gehören auch die Dinge, über die man sonst nicht gerne spricht: Zum Beispiel, wie das mit dem Urinieren funktioniert oder dass die drei Helden in ihrem engen Apollo-Raumschiff Blähungen vom trockenen Astronautenessen bekamen und auf dem Flug zum Mond ein merkwürdiges Objekt gesehen haben wollen, dass sie nicht einorden konnten. Zuerst kam mir dies etwas effektheißerisch vor, aber letztlich sind diese Dinge nur konsequent und dienen auch der Darstellung der Astronautenpersönlichkeiten. Gerade die Sache mit dem UFO ist gut gemacht. Edwin Aldrin möchte die Beobachtung Houston melden - böse Zungen behaupten, er würde heute noch so sprechen, als ob er alles was er sieht gerade nach Houston meldet. Sein Kommandant Neil Armstrong untersagt es ihm jedoch mit der Begründung, dass sich das Kontrollzentrum ganz allein auf sie und ihre Mission konzentrieren soll und nicht auf irgendein Stück vermeintlichen Weltraumschrotts. Hier also der enthusiastische Entdecker, dort der auf die Mission fokusierte Techniker.

Auch wenn der Film nicht die optische Dimension und zeitgeschichtliche Bedeutung von Im Schatten des Mondes hat, so hat er mich dank der schauspielerischen Leistung doch angenehm überrascht - eine Leistung, die allerdings nur im englischsprachigen Original bestand hat.

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