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Acht neue Planeten in der lebensfreundlichen Zone

Astronomen vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics haben die Existenz von gleich acht Planeten, die andere Sterne als unsere Sonne umkreisen, bekannt gegeben. Solche Planeten, die nicht zu unsererm Sonnensystem gehören, werden Exoplaneten genannt. Astronomen kennen inzwischen über eintausend solcher Objekte. Besonders erwähnenswert sind dabei natürlich die erdähnlichen. Die acht neuen Exoplaneten erfüllen dieses Kriterium insofern sie ihren Stern in einer Entfernung umlaufen, in der Wasser in seiner flüssigen Form existieren kann. Da flüssiges Wasser eine Grundvoraussetzung des Lebens ist, gilt dieser Bereich als potenziell lebensfreundlich. Man spricht auch von der habitablen Zone.

Damit Wasser in flüssiger Form vorliegen kann, braucht es allerdings auch noch eine Atmosphäre, die den nötigen Druck erzeugt. Ohne Luftdruck würde das Wasser auf unserer Erde verdampfen. Außerdem ist es durchaus denkbar, dass auch weit von einem Stern entfernt flüssiges Wasser existieren kann, wenn es eine andere Wärmequelle gibt. So vermutet man unter dem Eis des Jupitermondes Europa einen flüssigen Ozean, erwärmt von den mächtigen Gezeitenkräften des Gasriesen.

Zurück zu den Exoplaneten: Zwei von den acht neu entdeckten Welten gelten als besonders erdähnlich. Es handelt sich um die Planeten mit dem technischen Namen Kepler-438b und Kepler-442b. Beide sind nach dem NASA-Satelliten Kepler bemannt. Dieser hat über Jahre hinweg immer denselben Ausschnitt am Nachthimmel beobachtet, um potenzielle Exoplaneten beim Vorübergang vor ihrem Stern zu erwischen. Nur durch solche kleinen Sternverfinsterungen verraten sich die Planeten. Wer bei der Datenanlyse mithelfen will, kann das übrigens hier tun: planethunters.org

Irgendwo im Keplerfeld zwischen den Sternbildern Cygnus und Lyra finden sich die acht neuen Planeten.
Die Sterne dieses Himmelsausschnitt sind also nach dem Satelliten benannt und werden einfach durchnummeriert. Wird zu einem Stern ein Planet entdeckt, hängt man ein kleines B am Sternnamen an, um den Planeten zu bezeichnen. Sollte um einen Stern darüber hinaus noch weitere Planeten entdeckt werden, wird einfach im Alphabet weitergegangen. So ist beispielsweise der Planet Kepler-30d der dritte entdeckte Planet um den Stern Kepler-30.

Die Analyse der Daten zu Kepler-438b und Kepler-442b ergaben, dass beide nicht nur in der lebensfreundlichen Zone kreisen, sondern höchstwahrscheinlich auch Gesteinsplaneten sind, also Planeten mit einer festen Oberfläche. Beide Planeten sind vermutlich auch nicht viel größer als unsere Erde. Die beiden Sterne, die sie umlaufen sind hingegen deutlich masseärmer als unsere Sonne. Da massearme Sterne weniger Energie abgeben, müssen sich die beiden Planeten deutlich näher an ihren Sternen befinden, um in der habitablen Zone zu sein. So kommt es, dass Kepler-438b gerade mal 35 Tage für einen Umlauf um seinen Zentralstern braucht. Ein Jahr dauert also 35 unserer Erdtage (wie lange ein Tag auf Kepler-438b dauert ist nicht bekannt). Auf Kepler-442b kann man alle 112 Tage Silvester feiern.

Der Stern Kepler-438 ist nur halb so groß und massereich wie unsere Sonne. Solche Leichtgewichte werden auch als rote Zwerge bezeichnet. Ihre effektive Temperatur liegt deutlich unter der unserer Sonne. Daher erscheinen diese Sterne am Himmel ihrer Planeten eher rötlich, statt gelblich. Der Stern Kepler-442 ist etwas größer aber mit 0,6 Sonnenradien immer noch deutlich kleiner als unser Mittagsgestirn. Übrigens ist das nicht ungewöhnlich, denn die meisten Sterne sind solche Leichtgewichte der K- und M-Klasse. Unsere Sonne hingegen ist schon ein recht ordentliches Exemplar.

Aus der Kombination der Entfernung vom Zentralstern und dessen Strahlungsleistung versuchen die Astronomen nun zu berechnen, ob der Exoplanet in der für das Leben günstigen Zone liegt oder nicht. Kepler-438b enthält demnach etwa 40% mehr Licht als unsere Erde (zum Vergleich, unsere Venus bekommt etwa das Doppelte der Strahlung der Erde ab). Die Wahrscheinlichkeit mit diesem Exoplanet einen Kandidaten für einen lebensfreundlichen Planeten gefunden zu haben, geben die Forscher mit 70% an. Bei Kepler-442b stehen die Chancen mit 97% sogar noch viel besser. Die Strahlungsleistung, die er von seinem Stern erhält, liegt in etwa bei zwei Drittel derjenigen unserer Erde. (Diese Leistung, Solarkonstante genannt, beträgt übrigens 1367 Watt pro Quadratmeter).

Die beiden Sternsysteme befinden sich im Keplerfeld, doch sagt dies nichts über die dritte Dimension, also die Entfernung aus. Kepler-438 ist 470 Lichtjahre entfernt, Kepler-442 sogar 1.100 Lichtjahre. Das ist natürlich viel zu weit, um diese Planeten direkt zu beobachten, aber es ist ja schon einmal gut zu wissen, in welche Richtung man schauen muss, um auf erdähnliche Exoplaneten zu stoßen.

Wissenschaftliches Paper: Validation of Twelve Small Kepler Transiting Planets in the Habitable Zone

Alien Planet - die komplette Dokumentation

Eine hypothetische Mission zu dem hypothetischen Planeten "Darwin IV", der nicht die Sonne, sondern einen anderen Stern umkreist. Sollten wir jemals einen solchen Exoplaneten entdecken, auf dem Leben möglich ist, wird unsere erste Reise dahin sicherlich eine robotische sein, so wie wir derzeit auch nur mittels Orbiter und Rovern die Planeten unseres Sonnensystems erkunden. Die Roboter müssen aber noch viel extremer als die heutigen selbstständige Entscheidungen treffen können, denn sie sind Lichtjahre entfernt - ein Eingreifen durch Wissenschaftler und Techniker ist undenkbar. Wir können uns nur zurücklehnen, auf die Daten warten und zuschauen. So wie in dieser Dokumentation.

Auf der Suche nach Leben

Diese Episode anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der Europäischen Südsternwarte ESO ist der Suche nach Leben im Universum gewidmet.

Außerirdische sind keine Heuschrecken - glaube ich zumindest

Es ist noch keine zwanzig Jahre her, seit wir Gewissheit darüber haben, dass unsere Sonne nicht der einzige Stern dieser Galaxie ist, der von Planeten umkreist wird. Derzeit 425 sogenannter Exoplaneten listet die Seite The Extrasolar Planets Encyclopaedia auf, die sich auf 385 Sterne verteilen. So sensationell die Leistungen der Astronomen sind, die auf diesem dynamischen Forschungsfeld arbeiten, so wenig überrascht uns die bloße Existenz dieser Planeten, denn in der rund 400 Jahre alten Geschichte der modernen Wissenschaft hat sich immer wieder gezeigt, dass wir Menschen und unsere Erde kein Spezial-, sondern eher der Normalfall sind.

Auch wenn diese 425 Exoplaneten vermutlich nicht dafür geeignet sind, menschliches Leben zu tragen, so erwarten wir, dass die Astronomen uns früher oder später doch eine zweite Erde präsentieren, wenn wir ihnen nur die Mittel zur Suche an die Hand geben. Und wenn ein Planet erdähnlich ist, kann er mikroskopisches Leben tragen und wenn dieses Leben der Evolution unterliegt (was es zweifelsohne tut) könnte sich intelligentes Leben daraus entwickeln.

Auch der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking glaubt "an die Möglichkeit intelligenten Lebens im All.", so schreibt zumindest Spiegel-Online in dem Beitrag Sprecht bloß nicht mit den Aliens! Eigentlich wäre der Beitrag nicht der Rede wert, würde Stephen Hawking nicht die im Beitragstitel angegebene Haltung einnehmen, dass ein Kontakt mit Außerirdischen eher gefährlich als nützlich sein dürfte. Als Begründung zitiert ihn Spiegel-Online mit einem Blick auf uns selbst:
"Wir müssen nur auf uns selbst schauen, um zu sehen, wie sich aus intelligentem Leben etwas entwickelt, dem wir lieber nicht begegnen möchten." 
Außerirdische seien darüber hinaus wie ein Heuschrecken-Schwarm, der ganz im Stile des Films Independence Day plündernd durchs All reist und auf jeden Planeten nur so lange verweilt, bis er dessen Rohstoffe ausgebeutet hat. Fehlen darf dabei auch nicht der Vergleich mit den Spanieren und ihrer Gier nach dem Gold der Inkas, der von Hawkings gerne hervorgebracht wird: Eine technisch überlegenen Kultur begiebt sich auf einen Vernichtungsfeldzug, um des wirtschaftlichen Vorteils willen. Wir sollten uns also besser still verhalten und uns besser nicht zu erkennen geben. Getoppt wird das Argument dann gerne noch damit, dass eine außerirdische Kultur uns gegenüber ja nur feindlich gesinnt sein kann, wenn sie unser Fernseh- und Radioprogramm empfängt.

Gut, über letzteres könnte man lachen, wenn es nicht Leute wie den im Artikel genannten Sozialpsychologen Albert Harrison gäbe, die das ernst meinen. Es ist ja richtig, dass Promis wie Britney Spears verstörend wirken und aggressiv machen, aber doch sicherlich nicht die Vertreter einer außerirdischen Kultur. Würden wir ein Bild vom alienäquivalent Britney Spears oder noch schlimmer von Paris Hilton empfangen, würden wir dieses Alien natürlich nicht als dummes Sternchen wahrnehmen. Es wäre unser erster Kontakt, woher sollen wir gleich die Information haben, dass dies eher ein peinliches Exemplar ihrer Spezies ist? Auch das Argument, intelligentes Leben, das es schafft sich zwischen den Sternen zu bewegen, sei uns womöglich feindlich gesonnen, finde ich sehr albern. Wer über eine Technologie verfügt, die solche Reisen möglich macht, wird uns kaum als Bedrohung wahrnehmen, sondern neigt generell wohl eher zu einer neugierigen Haltung. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es ein sinnvolles Verhalten ist, bewohnte Planeten aufzusuchen, um sie zu plündern. Der Aufwand einer solchen Reise erscheint mir zu hoch, als dass solche Aliens zu einem sinnvollen Kosten-Nutzen-Verhältnis kommen.

Natürlich macht es Spaß, sich vorzustellen, wir wären umgeben von Außerirdischen und wüssten es nur noch nicht oder es gäbe sehr alte hochentwickelte Zivilisationen im All. Ich glaube aber eher, dass vielleicht nicht Leben, aber doch intelligentes Leben sehr selten ist. Dieses Leben zu treffen ist sehr unwahrscheinlich. Man vergegenwärtige sich die Dimensionen: Schrumpft man unsere Sonne auf die Größe einer Grapefruit zusammen, ist unsere Erde nur noch ein kleines Kügelchen in fünfzehn Meter Entfernung. Legt man diese Grapefruit nach Lissabon, so befindet sich die nächste Grapefruit in Moskau. Jemand der diese Distanz mit einem in diesem Modell mikroskopisch kleinem Raumschiff überbrückt, wird dies nicht tun, weil er wütend auf unser Fernsehprogramm ist (wie in einer Folge von Futurama behauptet) oder scharf auf unser Gold. Er wird dies tun, weil er neugierig und wissbegierig ist.

Dann ist da noch der zeitliche Aspekt. Zum Thema Außerirdische hat Harald Lesch in einer Alpha-Centauri-Folge ein weißes Blatt Papier in die Luft gehalten. Er meinte, das Papier zeige die Wüste Sinai beim Auszug der Israeliten: Mose und seine Israeliten sind schon durch, aber die Ägypter noch nicht in der Wüste angekommen. Es ist nicht so unwahrscheinlich, dass wir gerade in einer Zeit leben, in der das intelligente Leben auf Alpha Centauri schon ausgestorben, das auf Epsilon Tauri aber noch nicht entstanden ist. wir blicken auf ein weißes Blatt Papier.

Überhaupt trifft man im Zusammenhang mit Außerirdischen oft auf die Vorstellung, sie seien uns weit überlegen. Damit vermischt sich dann womöglich eine messianische Heilserwartung oder die Vorstellung von Göttern als Raumfahrer. Klar, wer solche Distanzen überbrücken kann, muss uns überlegen sein, zumindest in Sachen Raumfahrt. Aber was spricht dagegen, dass vielleicht wir es sein könnten, die eines Tages innerhalb unserer Galaxie zum ersten mal den Sprung zu einem anderen Stern schaffen? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir zu den frühen intelligenten Spezies gehören, die in unserer Galaxie entstanden sind.

Das ist jetzt alles sehr hypothetisch und schwammig, aber dieser zivilisationskritische Kitsch, der in dem Spiegel-Online-Beitrag, geadelt durch "eines der wenigen lebenden Genies unserer Tage", breitgetreten wird, ärgert mich schon ein bisschen. Hier wird, um auf die Schlechtigkeit des Fernsehprogramms im Speziellen und der Menscheit im Allgemeinen zu schimpfen, Unsinn über mögliche außerirdische Intelligenz erzählt. Ein typisches Beispiel dafür, dass unser Bild von Aliens vor allem ein Spiegelbild von uns selbst ist. Oder was denkt Ihr?

Bildquelle: Wikipedia