Weil wir zum Mond wollen bekommen wir Krebs, oder?

Sorry, muss noch kurz ein bisschen Medienschelte loswerden: Da schreibt Ulrich Bahnsen einen lesenwerten und bitter notwendigen Beitrag über den nicht stattfindenden Kampf gegen Krebs: Zu den Waffen!, nur um am Ende des Artikels wirklich ziemlich dämlich die Mottenkiste aufzumachen, es läge an der Raumfahrt. Ja genau, die Raumfahrt ist schuld, dass unsere Forschungspolitiker kein Interesse an der Bekämpfung dieser eigentlich bekämpfbaren Krankheit haben. Genau genommen mokiert er sich über die 1,5 Milliarden Euro, die Peter Hintze für eine deutsche Mondmission veranschlagt hat und weißt auch darauf hin, dass wir gerade 5 Milliarden Euro für die Abwrackprämie verpulvert haben. Offensichtlich sind Ulrich Bahnsen gleich drei Dinge nicht klar:
  1. Nicht das Geld soll auf den Mond geschossen werden, sondern eine Sonde. Das Geld wird, wie bei der Abwrackprämie auch, dem Wirtschaftskreislauf zurückgegeben. Es geht dabei um einen Anschub zur Modernisierung der Gesellschaft (über die Details kann man natürlich streiten).
  2. Das Geld für die Raumfahrt wird nicht mit Forschungsgeldern der Krebsforschung verrechnet. Diese beiden Töpfe haben soviel miteinander zu tun, wie die Ausgaben für Straßenbau und die Steinkohlesubventionierung.
  3. Entweder man lebt in einer Gesellschaft, die sich zu Forschung und Entwicklung bekennt oder man lässt es bleiben. Es ist nicht klug innerhalb der Wissenschaft Neidszenarien aufzumachen, vielmehr muss die Gesellschaft allgemein für Wissenschaft begeistert werden. Der Feind steht außerhalb der Vernunft.
Auf Spiegel-Online war letztens ein Artikel zu lesen, in dem neue Bezahlsysteme für journalistische Online-Produkte diskutiert wurden. Ein Tenor des Beitrags war, dass die Verlage wohl insgeheim Angst haben, dass eigentlich niemand ihr Produkt wirklich haben will, es schlichtweg nichts wert ist. Genau so sehe ich das auch. Wenn auf einer Wissensseite einer großen Zeitung so schwach kommentiert wird, habe ich immernoch den Trost, nichts dafür bezahlt zu haben.

1 Kommentar:

  1. Klasse Artikel zu einer billigen, aber wiederkehrenden Polemik. Die Krebsforschung wird im Sinne eines Durchbruchs ohnehin nicht - und schon gar nicht innerhalb von zehn Jahren - so funktionieren wie beschrieben. "Krebs" ist schließlich nur ein Oberbegriff für vielfältigste Formen unterschiedlicher Ausprägung. Es wird nicht "den einen" Medikamentencocktail geben, der das "Krebsproblem" löst. Und ob durch staatliches Geld finanzierte Forschung hier den Meilenstein setzen wird, ist mehr als ungewiss - so viel Geld kann die Politik gar nicht zur Verfügung stellen, wie die pharmazeutische Industrie für die Forschung ausgibt.

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