Angelesen: Moonwalker


So viele Bücher, so wenig Zeit! In meinem Brotberuf laufen mir täglich viele Bücher über den Weg, von denen ich viele auf jeden Fall irgendwann mal lesen will. Da ich aber selber nie weiß, ob und wann dies der Fall sein wird und ich es aber schade fände, wenn diese Bücher unerwähnt bleiben, will ich zukünftig hier im Blog auch gerne mal über meinen ersten Eindruck noch nicht gelesener Bücher schreiben - und wer weiß, vielleicht findet sich ja unter den Kommentatoren jemand, der das Buch schon gelesen hat.

Heute lief mir das Buch Moonwalker - wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten verwandelte von Andrew Smith über den Schreibtisch. Mit dieser Verwandlung ist vermutlich nicht irgendein "Overview-Effekt" gemeint, also eine Änderung in der Einstellung dem Leben und der Menschheit gegenüber, die sich einstellt, wenn man die blaue Kugel mal von einem anderen Himmelskörper aus gesehen hat. Es geht in dem Buch wohl um Handfesteres: Was macht man eigentlich, nachdem man auf dem Mond war? In ein altes Leben kann man kaum zurück, denn zu lange hat man auf diesen Moment hingearbeitet, um dann in wenigen Tagen seine Mission durchzuführen und zu unwahrscheinlich ist eine zweite Chance, für einen weiterer Flug ins All (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Glaubt man dem Prolog des Buches kamen die Mondrückkehrer nicht gut klar mit der Situation. Edwin Aldrin wurde alkoholkrank, Alan Bean malt Ölbilder vom Mond, Edgar Mitchell und Jim Irwin wandeln sich zu esoterischen Spinnern, denen auf dem Mond eine Intelligenz begegnet sein will. Die Scheidungrate der Mondheimkehrer war astronomisch. Nur der "furchterregende" Alan Shepard, Amerikas erster Astronaut, scheint dazugewonnen zu haben. Der grobe Klotz hat auf dem Mond geweint und ist als milde gestimmte Persönlichkeit zurückgekehrt.

Die Apollo-Astronauten haben die besten Jahre ihres Lebens einem Projekt geopfert, das Gefahr läuft als Kuriosum des Kalten Krieges in die Geschichte einzugehen, ab und an hervorgekramt, um eine wohlige "Yes, we can!"-Stimmung durchs amerikanische Volk zu pumpen. Auf seinem Höhepunkt verschlang das Apollo-Programm der NASA fünf Prozent des amerikanischen Bundeshaushalts, aber:
"1972 war der Weltraum den Amerikanern bereits scheißegal,"
so Andrew Smith. Wie gehen die Astronauten mit diesem geplatzten Traum um? Der von seiner Alkoholsucht genesene Edwin Aldrin wählt die offensive Variante, in dem er sich unermüdlich zu zukünftige Raumfahrtprojekte zu Wort meldet, wie zum Beispiel hier: Gekommen um zu bleiben. Es erscheint kaum ein Sachbuch zur Raumfahrt, zu dem er nicht das Vorwort schreibt. Um andere Apollo-Veteranen ist es stiller geworden. Ich denke sie haben Angst von einst gefeierten Helden zu Freaks des Kalten Krieges zu mutieren.

Neun Apollo-Astronauten wandeln noch über die Erde. Andrew Smith hat sie für Moonwalker alle besucht, bevor kein Mensch mehr lebt, der schonmal auf dem Mond stand - aber wer weiß, vielleicht kommen ja auch wieder ein paar dazu.

Ich denke dieses Buch werde ich wirklich lesen und dann berichten, ob es hält, was es verspricht.

Bibliographische Angaben laut Science-Shop:

Andrew Smith
Moonwalker
Wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten veränderte
2009. 494 S.
Einband: Gebunden
Verlag: Fischer, Frankfurt
ISBN: 9783100772022
Preis in Deutschland € 22,95

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