Andromeda - für alle, die es nicht erwarten können

Eigentlich ist das Sternbild Andromeda ein typisches Herbststernbild. Ab Mitte Oktober steht es spät Abends hoch am Südhimmel und ist dann optimal zu beobachten. Doch beherbergt das Sternbild ein sehr spektakuläres Himmelsobjekt, das auch mit relativ einfachen Instrumenten zugänglich ist - die Andromeda-Galaxie M 31 *) - und so konnte es sich mein ungeduldiger Astrokollege Julian Zoller nicht verkneifen, jetzt schon der Andromeda aufzulauern und in einer Serie aus drei Bildern, die jeweils 5 Stunden belichtet wurden, dieses Gesamtportrait der Galaxie zu erzeugen:

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 Zum Einsatz kam dabei eine handelsübliche Spiegelreflexkamera auf einem handelsüblichen Newton-Teleskop auf einer handelsüblichen EQ-6-Montierung - also nicht Big Science, aber viel Knowhow und Fleiß. Dass Julian drei Bilder machen musste, um die ganze Galaxie aufzunehmen, liegt einfach daran, dass ihre Winkelausdehnung am Himmel so groß ist: Es braucht sechs Vollmonde, um die Galaxie abzudecken.

Was wir hier sehen ist also eine Galaxie, eine Ansammlung von Gas, Staub und 300 bis 400 Milliarden Sterne - eine Welteninsel, wie Immanuel Kant diese Sternenansammlungen im Meer des Nichts nannte. Die Andromeda-Galaxie ist eine Besonderheit, denn obwohl sie fast drei Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, können wir sie unter günstigen Bedingungen mit dem bloßen Auge sehen - weiter können wir nicht schauen **). Keine andere große Spiralgalaxie ist uns so nahe, denn die Andromeda-Galaxie bildet mit unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, das dominierende Galaxienpaar unserer näheren kosmischen Umgebung. Diese Umgebung aus mind. vierzig Objekten wird Lokale Gruppe genannt. Man kann sich die Lokale Gruppe also vorstellen als zwei gewaltige Spiralgalaxien (Andromeda, Milchstraße), eine kleinere Spiralgalaxie mit Katalognummer M 33 und einen Schwarm kleinerer Begleiter, den Zwerggalaxien. Der Spiralcharakter der Andromeda-Galaxie ist leider nicht gut zu erkennen, da wir aus einem recht flachen Winkel auf sie blicken.

Bewohner der Südhalbkugel unserer Erde bekommen zwei prominente Begleiter unserer Milchstraße häufig zu Gesicht. Es sind dies die Magellanschen Wolken. Eine auffällige Zwerggalaxie der Andromeda-Galaxie ist auf Julians Bild auch sehr gut zu erkennen. Es handelt sich um den diffusen Fleck rechts unterhalb des Galaxienzentrums. Astronomen katalogisieren diese Galaxie als M 32 oder NGC 221. Fotografiert man die Andromeda-Galaxie nicht, sondern schaut einfach direkt mittels Okular durchs Teleskop, dann erscheint M 32 wie ein fluffiger Stern aus Watte. Da aus unserer Perspektive M 32 in etwa den Rand der großen Galaxie markiert, kann man so grob abschätzen, wie viel man von Andromeda überhaupt sieht, denn diese ganzen filligranen Strukturen aus jungen bläulichen Sternen und dunklen Staubbändern sind ohne Fotografie nicht zu erkennen. Alles was wir sehen ist der helle Galaxien-Kern. Dessen Abstand zum Begleiter gibt uns also in etwa einen Eindruck von der Größe der Andromeda-Galaxie. Ob M 32 vor oder hinter dem Rand der Andromeda-Galaxie steht, ist nicht bekannt.
Apropos junge blaue Sterne: Schön zu sehen in Julians Bild ist eine besonders große blaue Wolke aus vielen Sternen im rechten Teil der Galaxie. Astronomen katalogisieren sie als NGC 206. Entdeckt wurde sie bereits 1786 von Wilhelm Herschel. ***)

Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Der Name unserer großen Schwestergalaxie geht auf ihre Lage im Sternbild Andromeda zurück. Dieses Sternbild ist Teil des Sagenkomplexes um Kassiopeia, Perseus, Kepheus, Pegasus und weiterer Gestalten, die am Sternenhimmel verewigt wurden und alle recht nahe beinander stehen. Andromeda findet man sehr leicht, wenn man im Herbst das Pegasus-Quadrat bemerkt: Vier Sterne bilden ein fast perfektes Viereck. Von einer Ecke des Vierecks geht eine auffällige Sternenlinie ab, die zusammen mit dem Eckstern das Sternbild Andromeda bildet. Diese Karte zeigt die derzeitige Lage des Sternbilds um 23:00 Uhr. Da steht es noch tief im Osten, weil Julian ja nicht bis zum Herbst warten konnte, bis Andromeda um diese Uhrzeit schon hoch im Süden steht (dafür hat er die ganze Nacht durchgemacht).

Der Sternenhimmel am 22.08. um 23:00 für Heidelberg. Quelle: heavens-above.com
Andromeda ist dank dem Pegasus-Quadrat nicht nur leicht zu finden, sondern auch für sich genommen kein unauffälliges Sternbild. Immerhin 51 Sterne des Sternbildes leuchten hell genug für unser Auge unter günstigen Sichtbedingungen.

Die Lage des "Nebels" im Sternbild, Quelle: Wikipedia
Andromeda besteht im wesentlichen aus einer Kette dreier heller Sterne: Sirrah (auch Alpheratz genannt), Mirach und Alamak. Letzterer ist ein sehr schöner Doppelstern. Im Teleskop sind zwei Sterne zu sehen, der eine orangefarben, der andere blau - ein sehr schöner Farbkontrast. Eigentlich ist die leuchtschwächere blaue Komponente wieder ein Doppelstern, der aber nur sehr schwer zu trennen ist. Alamak ist also eigentlich ein Dreifachstern. Von der Mitte der Sternenkette, dem Stern Mirach ausgehend, gelangen wir via µ- und Nü-Andromedae direkt zu M 31. Man kann das echt nicht verfehlen und hat in den nächsten Monaten reichlich Gelegenheit dazu.

Im kosmischen Zeitmaßstab wird die Sichtbarkeit der Andromeda-Galaxie sogar zunehmen: Beide großen Spiralen der Lokalen Gruppe bewegen sich aufeinander zu, eine Kollision, die so in zwei Milliarden Jahren beginnen und mehrer Milliarden Jahre andauern wird. Am Ende sind unsere Milchstraße und die Andromeda-Galaxie zu einer einzigen Galaxie, nennen wir sie Milkomeda, verschmolzen.

*) Man liest auch oft Andromeda-Nebel. Das Wort "Nebel" wurde in der Zeit der ersten großen teleskopischen Beobachter gebraucht, um Objekte zu beschreiben, die keine Sterne oder Planeten sind. Über die Astrophysik dieser Objekte wusste man in der Regel nichts zu sagen. Daher ist das Wort Nebel inflationär und nebulös und ich nenne das Ding lieber gleich nach dem, was es ist: eine Galaxie. Die Bezeichnung M 31 geht auf den Katalog nebelartiger Objekte von Charles Messier (1730-1817) zurück.
**) Funfact: Da das Licht drei Millionen Jahre braucht, bis es uns erreicht, sehen wir die Andromeda-Galaxie heute so, wie sie vor drei Millionen Jahren aussah. Da aber die Galaxie einen Durchmesser von circa 150.000 Lichtjahren hat, sehen wir die eine Seite der Galaxie 150.000 Jahre früher, als die andere.
***) Da die Andromeda-Galaxie prinzipiell mit bloßem Auge zu sehen ist, kann man natürlich nicht sagen, wer sie entdeckt hat. Erwähnt wird sie zum Beispiel von dem persischen Astronomen Al Sufi im 10. Jahrhundert. M 31 ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht nur darauf ankommt, etwas als erster zu sehen, sondern vor allem auch, es bemerkenswert zu finden.

6 Kommentare:

  1. Erfährt man auch die technischen Daten zum Newton (Brennweite, Öffnung)?

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    1. Hallo,
      Also beim Newton handelt es sich um eine 8", 1200mm Skywatcher Newton. Als Kamera wurde eine Nikon D5000 verwendet und belichtet wurde bei ISO 1600 in 30 Sekundenschritten.
      Ich hoffe ich konnte weiter helfen!

      liebe Grüße,
      Julian

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    2. Eine Frage noch, weil ich unlängst gelesen habe, daß es da spezielle Ausführungen bzw. Umbauten von Kameras gibt: ist die Nikon eine normale oder so ein Astro-Umbau, wo der IR-Sperrfilter entfernt wurde?

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    3. Es ist eine ganz normale Nikon, kein Umbau. Eine richtige Astrokamera legen wir uns irgendwann bestimmt auch mal zu :-)

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  2. Es handelt sich um ein Skywatcher mit 8-Zoll Öffnung und 1200 mm Brennweite.

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  3. Danke für die Antworten - ich hab nämlich auch ein Skywatcher Newton mit 200mm Öffnung, allerdings nur das mit 1000mm Brennweite und nur auf einer EQ5 (wobei ich beim Kauf darauf hingewiesen wurde, daß für Photos eine EQ6 zu empfehlen ist). Bin allerdings noch Anfänger (obwohl das schon mein zweites Teleskop ist - hab nämlich auch ein 127er Maksutov).

    Schön zu wissen, daß mit so einer Ausrüstung so schöne Photos möglich sind!

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