Sogar die Astronomie stimmt: Die Kometenjäger

Philipp und Tom sind zwei junge Männer irgendwo zwischen Abitur und der Frage, wohin der Ernst des Lebens sie führen soll. Philipp steht für den Unentschlossenen, er will sich nicht festlegen, sich die Dinge offen halten und jobbt daher schon seit Monaten nach dem Abitur ohne ein Studium zu beginnen, während seine Freunde schon Karriere zu machen. Für Tom hingegen sind die Koordinaten des Lebens fest bestimmt. Für ihn ist es selbstverständlich den Weg weiterzugehen, den sein Großvater vorgezeichnet hat. Dieser war ein Kometenjäger, der in einer großen Privatsternwarte am Ammersee jede Nacht genutzt hat, den Himmel zu durchmustern. Tom kennt und will nichts anderes. Er ist ständig auf der Suche nach dem perfekten dunklen Himmel - eine Suche, die im aufgehellten Deutschland immer verzweifelter wird.

Philipp imponiert die Geradlinigkeit und Konsequenz, mit der Tom seinen Weg geht, er lässt sich mittreiben. Doch Toms Handeln birgt eine bittere Ironie: Die Lichtverschmutzung in Deutschland nimmt ständig zu, so dass Astronomie kaum noch möglich ist. Außerdem werden Kometen nur noch selten von Menschen, sondern von robotischen Teleskopen in fernen Wüsten oder von Satelliten entdeckt.

Als Tom in Geldnöte gerät, beschließt er daher das wertvolle historische Teleskop seines Großvaters zu verkaufen. Es findet sich ein Sammler in den USA und so beginnt für den besessenen Tom und dem nichtsnützigen Philipp ein Roadtripp, bei dem sie unter anderem den großen Teleskopbauer John Dobson begegnen, aber auch den letzten echten Kometenjäger in der Wüste Arizonas.

 Der Autor hat für das Buch hervorragende Recherche geleistet. Er hat dafür sogar den echten Kometenjäger David Levy getroffen (ja genau, der Levy von Shoemaker-Levy-9). Da das Buch aus der Perspektive Philipps erzählt wird und Philipp keine Ahnung von Astronomie hat, lernt der Leser die Astronomie mit Philipp kennen. Dabei ist der Autor aber auf keinen Fall oberlehrerhaft oder überfrachtet das Buch mit Astronomieinfos, die man für die Geschichte gar nicht braucht. Das Buch ist vielmehr wunderbar austariert: Wir lesen über die Wissenschaft der Astronomie, erleben einen spannenden Roadtripp mit vielen tollen Landschafts- und Nachthimmelbeschreibungen und lesen über Freundschaft und Lebensklugheit. Für mich ist Die Kometenjäger von Marc Deckert der beste Roman seit langem!


Bibliographische Angaben: 
Marc Deckert  
Die Kometenjäger
Roman
2012. 414 S. 

Einband: Gebunden
Verlag: btb
€ 19,99 

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