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Credit: HiRISE, MRO, LPL (U. Arizona), NASA |
Auf dem Mars ist Eis nicht gleich Eis. Anders als auf der Erde muss man bei unserem äußeren Nachbarn schon darauf achten, ob man mit Eis unser gewohntes Wassereis oder Trockeneis meint. Letzteres besteht aus
Kohlendioxid. In der Luft der Erde kommt dieses Gas nur in Spuren vor, doch auf dem Mars macht es 95% der dünnen Atmosphäre aus. Da die Erde mit ihrer mittleren Temperatur von 15° C kuschelig warm ist, bleibt Kohlendioxid bei uns auch immer gasförmig - es sei denn man erzeugt Trockeneis technisch, um beispielsweise den Nebel für Rockkonzerte zu bilden. Der Mars hingegen hat eine mittlere Temperatur von -50° C. An den Polen werden im Winter locker die -78,5° C erreicht, die notwendig sind, um das Kohlendioxid aus der Atmosphäre auszuscheiden. Auf der beständigen Polkappe aus Wassereis bildet sich dann eine zweite ca. 8 Meter dicke Eiskappe aus Trockeneis, die im Sommer wieder verschwindet. Das Bild oben zeigt eine Region in der Gegend des Marssüdpol, aufgenommen im Juli diesen Jahres vom Satelliten
Mars Reconnaissance Orbiter. Das Bild zeigt, wie in den Sommermonaten auf dem Marssüdpol die Trockeneisschicht sublimiert (also von der festen in die gasförmige Phase übergeht) und dabei die Ränder von Vertiefungen auftauchen, die im Winter bedeckt sind - ein ästhetisch reizvoller Anblick. Damit man eine Vorstellung von der Größe bekommt: Die kleine runde Vertiefung in der Bildmitte hat einen Durchmesser von sechzig Metern. Die golfarbenen Ränder sind natürlich nicht aus Gold. Die genaue Zusammensetzung des Staubs, der sich auf den Rändern abgelegt hat, ist allerdings nicht bekannt.
Übrigens ist der Marssüdpol tatsächlich kälter und unwirtlicher als der Marsnordpol. Es soll ja Leute geben, die glauben, Jahreszeiten entstehen, weil sich die Erde im Sommer näher an der Sonne befindet, als im Winter. Das ist schon allein deswegen falsch, weil dann ja die Jahreszeiten auf den beiden Hemisphären gleich statt entgegengesetzt sein müssten. Nein, die Erdbahn um die Sonne ist fast ein perfekter Kreis und die Jahreszeiten entstehen durch die Neigung der Erdachse auf der Ekliptik (der Bahnebene um die Sonne) von 23,5°. Beim Mars ist das ein bisschen anders. Auch seine Rotationsachse ist geneigt, mit 25,2° vergleichbar der Erde, aber seine Ellipsenbahn um die Sonne ist tatsächlich ovaler - hat eine höhere Exzentrizität - als die Erdbahn. Wenn auf dem Marssüdpol Winter ist und die Sonne eh nur flach einstrahlt, ist der Mars auch noch weiter von ihr entfernt; und wenn es Sommer ist am Südpol und die Sonne relativ hoch am Himmel steht, ist sie auch noch näher. Unterm Strich führt das dazu, dass der Marssüdpol ausgeprägtere Jahreszeiten hat, als der Marsnordpol und somit eine Kappe aus Trockeneis bildet, die im Laufe des Jahres verschwindet und wieder neu entsteht. Vor Ort muss das ein beeindruckendes Schauspiels ein.
Quelle: NASA/Astronomy Picture of the Day
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