Mega-Vollmond am Samstag

Okay, Mega-Vollmond ist kein korrekter Terminus technicus der Astronomie, aber dieser Blog hier ist auch nicht die Bundeszentrale für himmelskundliche Aufklärung. Tatsache ist, dass am Samstag Vollmond ist. Vollmond ist nichts besonderes, das haben wir bekanntermaßen alle 29,5 Tage, ABER: Am Samstag befindet sich der Mond auch noch im Perigäum!

Im Periwas??? Der Mond bewegt sich nicht auf einer perfekten Kreisbahn um die Erde, sondern auf einer Ellipse. Daher ist er mal näher und mal weiter von der Erde entfernt. Der am weitesten von der Erde entfernte Punkt heißt Apogäum. Befindet sich der Mond an diesem Punkt ist er von der Erde etwas über 400.000 Kilometer entfernt. Das Perigäum wiederum ist der Teil der Mondbahn, an dem der Mond der Erde am nächsten steht. Am Samstag werden das "nur" 356.577 Kilometer sein. Für die Mondscheibe bedeutet dies, dass sie 14% größer ist, als wenn der Mond im Apogäum wäre und 30% heller. Der Vollmond am Samstag ist also ein besonders eindrucksvoller.

Eigentlich mögen Himmelsbeobachter den Vollmond gar nicht, denn er versaut den schönen Sternenhimmel mit seinem Licht und weil die Sonne senkrecht auf die Mondoberfläche fällt, gibt es keine Schatten, die für kontrastreiches Beobachten der Mondoberfläche notwendig sind. Man kann also weder den Himmel noch den Mond beobachten. Ein Effekt sollte aber am Samstag besonders deutlich werden, nämlich die rätselhafte Mondillusion. Dieses kuriose und nicht verstandene Phänomen beschreibt die optische Täuschung, die bewirkt, dass wir den Mond in Horizontnähe als riesig wahrnehmen und er immer kleiner zu werden scheint, je höher er steigt. Man kann sich leicht davon überzeugen, dass dies eine Illusion ist, denn man kann jederzeit den Vollmond mit dem kleinen Finger locker abdecken, egal ob am Horizont oder hoch am Himmel.

Der Vollmond erscheint am östlichen Horizont beim Sonnenuntergang, da er in der Vollmondphase ja der Sonne entgegen steht. Also einfach mal am Samstag bei Sonnenuntergang Richtung Osten schauen und sich über den riesigen Mond wundern. Dann in die Kneipe gehen und um Mitternacht wieder Richtung Süden hoch am Himmel den Mond suchen. Er wird viel kleiner wirken - egal, was in der Kneipe konsumiert wurde.

Die NASA hat zum "Super Full Moon" ein schönes Video veröffentlicht:



Die Mondillusion oder Mondtäuschung definiert der Augenoptiker Herbert Müller wie folgt:
"Je weiter der Horizont bzw. die vor ihm sichtbaren Objekte entfernt sind, umso größer erscheinen die Himmelsköper."
Auf seiner Internetseite moon-illusion.de diskutiert er das Phänomen ausführlich. Er benennt dabei auch die Schwierigkeit diese Illusion dingfest zu machen: Die Größe des Mondes ist ein rein subjektiver Eindruck, objektiv gemessen ändert der Mond seinen Winkeldurchmesser während einer Nacht praktisch nicht.
So wie ich Müller verstehe läuft sein Erklärungsansatz darauf hinaus, dass der Mond als äquidistant zu Vordergrundobjekten angesehn wird, also zum Beispiel zu einem Baum. Wenn nun ein weiterer Baum dahinter steht, so ist dieser zweite Baum perspektivisch kleiner. Der Mond allerdings wird auch zu diesen zweiten Baum als äquidistant angesehen. Da der zweite Baum aber aufgrund seiner Entfernung kleiner gesehen wird und der Mond seine Größe nicht geändert hat, bläst das Gehirn den Mond auf, um das neue Baum/Mond-Verhältnis wieder herzustellen. Man benötigt also einen Horizont mit einer davor liegenden Struktur (Bäume, Mereswellen, Sanddünen).

Übrigens: Das Zusammentreffen von Perigäum und Vollmondphase ist relativ selten und wiederholt sich nur circa alle 18 Jahre, ergo: Gucken gehen!

Ach ja eine Sache noch: Der Vollmond im Perigäum wirkt sich natürlich auch auf die Gezeitenkräfte aus, insofern die Springflut höher als sonst ausfällt. Das hat natürlich nichts mit Flutwellen ala Tsunamis zu tun. Diese haben eine andere Ursache (z.B. Seebeben) und eine andere Größenordnung in ihrer Auswirkung. Der Effekt des Vollmond im Perigäum beträgt nur wenige Zentimeter gegenüber einer normalen Gezeitenflutwelle, der aber lokal bei einer gezeitenverstärkenden Geographie auf 15 cm anwachsen kann - nicht bedrohlich, aber für ansässige Küstenanwohner sicherlich bemerkbar.

Quelle: NASA

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