Phobos aus 6800 Kilometern Entfernung, Image Credit: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona
Es müssen ja nicht immer die neuesten Meldungen sein, manchmal macht es auch einfach Spaß, sich alte Neuigkeiten zu vergegenwärtigen. Da wäre zum Beispiel unser äußerer Nachbar Mars. Der nach dem römischen Kriegsgott benannte Planet hat zwei Monde, die treffenderweise Phobos (Furcht) und Deimos (Schrecken) heißen, zwei Namen, die wohl auch mythologisch mit dem Gott Mars verbandelte Figuren darstellen. Entdeckt wurden die Monde aber nicht durch die alten Römer, sondern erst am 18. August 1877 durch den amerikanischen Astronomen Asaph Hall. Dabei hatte schon Johannes Kepler die beiden Monde aus logischen Gründen "vorhergesagt": Die kugelligen Zwillingskinder des Mars.
Heute wissen wir, dass diese beiden Monde eher Kartoffeln als Kugeln gleichen und vielleicht eingefangene Asteroiden sind - eine Hypothese, die aber keineswegs gesichert ist. Im Vergleich zu unseren Mond mit seinem Durchmesser von 3476 Kilometer sind sie geradezu winzig. Die innere Phobos-Kartoffel kommt auf circa 22 Kilometer, der äußere Mond Deimos auf 12 Kilometer Durchmesser.
Interessant an den beiden ist unter anderem, ihre unterschiedliche Umlaufdauer um den Mars. Sie umlaufen den Planeten rechtläufig, also in derselben Richtung, wie der Drehsinn der täglichen Marsrotation. Der äußere Mond Deimos benötigt etwa 30 Stunden (nicht Tage wie unser Mond!) für einen Umlauf um den Mars. Ein Marstag selbst wiederum ist nur geringfügig länger als ein Erdtag, nämlich 24 Stunden und 37 Minuten. Deimos benötigt also für einen Umlauf um den Mars nur ein klein bisschen länger als ein Marstag dauert. So geht der Mond zwar wie die Sterne im Osten auf, ändert aber kaum seine Position am Himmel, so dass es rund 65 Stunden dauert, bis er endlich im Westen untergeht. Für einen Beobachter auf dem Mars steht Deimos also wie festgenagelt am Himmel.
Phobos ist da das genaue Gegenteil. Da er nur 7 Stunden und 40 Minuten für einen Umlauf braucht, scheint er wie eine Raumstation über den Himmel zu rasen. Obwohl seine Bewegung rechtläufig ist, geht Phobos dabei nicht im Osten auf, sondern im Westen! Erreicht Phobos dann für einen Beobachter auf den Mars seinen höchsten Punkt der Bahn, also seinen Kulminationspunkt, kommt es jedes mal zu einer Mondfinsternis, denn mit einer Entfernung von gerade mal 5984 Kilomter steht er Mars so nahe, dass er bei jedem Umlauf seinen Schatten kreuzt.
Phobos hat noch eine Besonderheit: Einen riesigen Krater namens Stickney. Das Bild oben zeigt diese gewaltige Delle auf der rechten Seite. Von diesem Krater scheinen parallele Streifen auszugehen, Ketten von kleineren Einschlagkratern. Wie genauere Untersuchungen zeigen, ist dem aber nicht so. Wie unser Mond auch zeigt Phobos dem Mars immer dieselbe Seite zu, Astronomen sprechen von einer gebundenen Rotation. Auf der dem Mars zugewandten Seite des Mondes gibt es daher einen mathematischen Punkt der Hemisphäre, der dem Mars am nächsten steht, der sogenannte Apexpunkt. Auf diesen Apexpunkt laufen die parallelen Linien zu. Ihre Ursache liegt also nicht in Stickney, sondern in Gesteinsmaterial, das durch Meteoriteneinschlag auf den Mars herausgeschleudert wurde und dann den Mond Phobos traf. Die Streifen markieren also die Richtung, aus der dieser Beschuss kam.
Schöne Bilder vom letzten Phobos-Vorbeiflug der Sonde Mars Express gibt es bei der europäischen Weltraumbehörde ESA zu bewundern. Russland plant 2011 eine Landemission auf Phobos, bei der auch Bodenmaterial zur Erde zurückgebracht werden soll (sample return mission). Mehr dazu auf Wikipedia unter Fobos-Grunt.
Quelle und Lesetipp: Sterne und Weltraum, Ausgabe Mai 2010
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