Die Lavaströme des Arsia Mons

Der gestrige Einschlag von LCROSS auf den Südpol unseres Erdmond war wohl eher enttäuschend, insofern die erwartete helle Trümmerwolke ausblieb, die mit optischen Teleskopen hätte beobachtet werden sollen. Spiegel-Online berichtet Mond-Bombardement ohne schnelle Ergebnisse und stellt so richtig fest, dass ob der fehlenden Explosion nur der Hype um LCROSS gescheitert ist, nicht aber die Mission. Die Auswertung der Spektraldaten der Sonde und der beobachtenden Teleskope steht schließlich noch aus. Das Ausbleiben der hellen Trümmerwolke kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel, dass sie nicht hoch genug stieg, um den Schatten im inneren des Kraters Cabeus zu verlassen oder vielleicht war die Trümmerwolke auch nur zu weit aufgefächert.

Anderer Planet, anderes Thema:
Mit großer Zuverlässigkeit hingegen liefert die Kamera HRSC an Bord der europäischen Sonde Mars Express spektakuläre Bilder vom roten Planeten. Diesmal von der Region Tharsis, eine Hochebene, gekrönt von drei Vulkanen, die wie auf einer Perlschnur aufgereiht sind: Ascraeus, Pavonis und Arsia Mons. Der südlichste der drei Tharsis-Vulkane, der vierzehn Kilometer hohe Arsia Mons schließt an einer Ebene an, die Daedalia Planum genannt wird. Diese Ebene ist vergleichsweise strukturlos und weißt kaum Krater auf. Das ist ein Merkmal für eine geologisch junge Region und tatsächlich ist Daedalia Planum von Lavaströmen verschiedenen Alters überzogen, die wohl dem mächtigen Schildvulkan Arsia Mons zuzuschreiben sind. Die Abbildung rechts verdeutlicht nochmals die geographischen Verhältnisse und markiert den Streifen, den die Kamera HRSC im 6396zigsten Orbit von Mars Express aufgenommen hat (zur Großansicht, Bildquelle: NASA/MOLA/FU Berlin). Das kleine Rechteck in der Übersichtsaufnahme befindet sich bei 21 Grad südlicher Breite und 243 Grad östlicher Länge. Es hat eine Ausdehnung von zirka 150 Kilometer mal 75 Kilometer. Mit der Kamera HRSC wurde dieser Ausschnitt mit einer Auflösung von etwa 17 Meter pro Bildpunkt aufgenommen (zur Großansicht, Bildquelle: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)).


Das Bild ist gegenüber der Übersichtsaufnahme um 90 Grad gedreht, Norden ist rechts. Die Aufnahme zeigt zwei Lavaströme unterschiedlichen Alters. Der jüngere ist heller, rauher und kraterfreier. Deutlich sind Fließstrukturen zu erkennen, wie sie für Lava typisch ist, zum Beispiel ein Lavakanal und Druckrücken. Letzere entstehen, wenn an der Oberfläche erkaltete Lava durch noch darunter fließendes Lavamaterial zu Runzeln zusammengeschoben wird. Die untere Hälfte des Bildes wird von einem älteren Lavastrom dominiert. Darauf sind mehr Einschlagkrater zu erkennen, und die Oberfläche erscheint glatter, weil sich im Laufe der Zeit Sand und Staub abgelagert haben.

Der große Krater unten wurde wohl mehrfach umflossen, hingegen sieht man rechts einen Krater der mit Lava gefüllt ist. Links unterhalb davon befindet sich ein sogenannter Geisterkrater - vollständig gefüllt mit Lava ist er nur noch ein Schatten seiner selbst.

Die drei Vulkankegel der Tharsis begannen sich vor 3,7 Milliarden Jahren aufzutürmen. Arsia Mons hat dabei noch vor gerade mal ein paar hundert Million Jahre Lava gespuckt. [1]

In der Kamerabezeichnung HRSC steht das S für Stereo, denn mit ihr können dreidimensionale Aufnahmen generiert werden und wer will kann sich das Bild hier (25 MByte) in einer für  Rot-Grün-Brillen aufbereiteten 3D-Version anschauen. So ist das Wochenende auch ohne spektakuläre LCROSS-Einschlagsbilder gerettet!

Quelle: DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt)
[1] nach Ulf von Rauchhaupt: Der neunte Kontinent, Fischer-Verlag, 2009

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