Ein Milchstraßenpanorama aus kühlem Staub

Derzeit zeigt sich die Milchstraße von ihrer besten Seite: Unzählige Objekte warten in den Sternbildern des Sommerdreiecks Schwan - Leier - Adler darauf, beobachtet zu werden, völlig egal ob mit dem Fernglas oder mit einem Teleskop großer Öffnung. Tief im Süden steht die Schildwolke, der dichteste und hellste Bereich der Milchstraße. Dort, im Sternbild Schütze, befindet sich auch das Zentrum der Galaxis.

Nicht nur im sichtbaren Licht ist dieser Teil der Milchstraße der spektakulärste. Über alle Spektralbereiche, von der hochenergetischen Gammastrahlung über Röntgen- und UV-Strahlung bis hin zu Infrarot- und Radiostrahlung, dominiert der Kernbereich das Milchstraßenpanorama. In jedem dieser Energiebänder sehen wir andere Objektklassen und Phänomene, die die Strahlung aussenden: Im sichtbaren Licht sind es die Sterne der benachbarten Spiralarme, deren Dichte zum Milchstraßenzentrum hin zunimmt. Dunkel erscheinen und dagegen Staubwolken, die das Licht dahinterliegender Sterne blockieren. Im Infraroten werden die Staubwolken durchsichtig und geben den Blick auf die Sterne frei, besonders auf junge Sterne in Sternentstehungsgebieten wie dem Orionnebel. Die Röntgenstrahlung macht im Gegenzug dazu das Ende des Sternlebens sichtbar, Schwarze Löcher, Neutronensterne und Supernovaüberreste leuchten hell auf. Im langwelligen Radiobereich sehen wir außerdem Wolken aus Wasserstoffgas.

Falschfarbenkomposit der Milchstraße rund um das Galaktische Zentrum: Bläulich sind Infrarotmessungen des Midcourse Space Experiment (MSX) dargestellt, orangerot die ATLASGAL-Messungen. Image Credit: ESO/APEX & MSX/IPAC/NASA

Submillimeterwellen dagegen lassen die kühlen Staubwolken leuchten, die uns den Blick bis zum Galaktischen Zentrum verwehren. Im Rahmen des ATLASGAL-Projektes hat man nun mit der LABOCA-Kamera des APEX-Teleskops den Zentralbereich der Milchstraße bei einer Wellenlänge von 870 µm kartografiert. In dem 40° breiten und 2° hohen Streifen werden unzählige lichtjahrgroße und bis dahin unbekannte Staubklumpen sichtbar, die sich vielleicht einmal zu Sternentstehungsregionen entwickeln werden. Aber die ATLASGAL-Karte der Milchstraße ist nicht nur schön anzuschauen, sie soll insbesondere auch Anregungen liefern, welche Beobachtungsobjekte für Herschel oder ALMA interessant sein könnten. Der Submillimeterhimmel ist in jedem Fall voll von leuchtenden Filamenten und Blasen, und auch altbekannte Himmelsobjekte erscheinen uns in einem ganz anderen Licht, zum Beispiel der Katzenpfotennebel NGC6334 oder der Trifidnebel M20.

Die grooooße Version des Panoramas gibt es hier.

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