Zoff in der Weltraum-WG?

Nein, eigentlich nicht: Astronauten und Kosmonauten der Internationalen Raumstation ISS verstehen sich wohl meist ganz gut. Schwierigkeiten machen die Bürokraten am Boden, so meinte jedenfalls der derzeitige Expedition-19-Kommandant Gennadi Padalka (Bild links) in einem Interview der russischen Zeitung Nowaja Gaseta. Mit kurios anmutenden Vorschriften versuchen die jeweiligen Bodenkontrollen die Beiträge ihrer Nation nur ihren eigenen Besatzungsmitgliedern zugute kommen zu lassen. Das führt zu "Grenzzäunen" innerhalb der internationalen Station, die im Zusammenleben der Besatzungen störend und unrealistisch sind.

So wurde dem Kosmonauten Gennadi Padalka untersagt, an amerikanischen Fitnessgeräten zu trainieren. Auch bei der Frage, welche Toilette man benutzt, gilt es die Nationalität zu beachten und schließlich soll auch das Essen nicht mehr geteilt werden. Statt dass die Amerikaner russische Küche probieren dürfen und umgekehrt, sollen die einzelnen Besatzungsmitglieder nur noch das Essen, was speziell für sie gepackt wurde. Wer erlebt hat, wie wichtig gerade der entspannte Austausch in der Küche für das Klima einer WG ist, kann ermessen, wie schon fast unmenschlich solche Vorschriften sind.

Laut Padalka fing diese Unsitte im Jahr 2003 an, als die chronisch unterfinanzierte russische Raumfahrtbehörde damit begann, die nichtrussischen Besatzungsmitglieder für russische Leistungen zur Kasse zu bitten. Statt die Recourcen der Station gemeinsam zu nutzen, wurde nun kleinlich abgerechnet. Die russische Raumfahrttechnik steckt allerdings in den achtziger Jahren fest. War sie wegen der Erfahrungen auf der MIR zunächst gefragt, gilt sie zunehmend als veraltet und die Kosmonauten nutzen nur zu gerne die modernere amerikanische Technik auf der Station. Hier greift nun die späte und kleinliche Rache der Bürokraten.
In der Weltraum-WG ist also eigentlich alles in Ordnung. Es sind die Hausbesitzer, die den Streit nach oben tragen. Wollen wir hoffen, dass die Astronauten und Kosmonauten über ihre Vorschriften einfach auch mal hinwegsehen. Sind sie erstmal oben, kann sie ja niemand rausschmeißen.

Quellen: universe today, yahoo, focus-online

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