Der Himmel im Gamma-Licht


Diese Karte zeigt das Universum in einem ungewohnten Licht, nämlich im Licht der Gammastrahlung. Dabei handelt es sich zwar um elektromagnetische Wellen, wie auch bei dem uns vertrauten sichtbaren Licht, doch sind die Lichtteilchen (Photonen) der Gammastrahlung um das rund 150 millionfache energiereicher. Bei den Quellen der Gammastrahlung muss es sich also um äußerst energiereiche Prozesse handeln. Die Karte entstand aus Daten, die vom Weltraumteleskop Fermi in drei Monaten gesammelt wurden. Die Bahn der Sonnne innerhalb dieser drei Monaten zeichnet sich auf der Karte ab. Damit die einzelnen Quellen der Gammastrahlung besser sichtbar sind, wurde für die Karte die Strahlenemission des interstellaren Gases in der Ebene der Milchstraße künstlich runtergerechnet.

Hier nun die Topfive der Gammastrahlen-Quellen innerhalb der Milchstraße:
  1. Die Sonne Sie fällt auf, weil sie durch ihre Bewegung vor dem Fixsternhintergrund eine Spur durch die Karte zieht. Die Gammastrahlung entsteht auf der ruhigen Sonne durch die Wechselwirkung schneller Teilchen mit der Sonnenatmosphäre. Wenn die Sonne in ihrer Aktivität zunimmt, bilden sich Strahlungsausbrüche (Flares), die Quelle von Gammastrahlung sind.
  2. LSI +61 303 Hierbei handelt es sich um einen 6500 Lichtjahre entfernten Doppelstern im Sternbild Cassiopeia. Das System besteht aus einem heißen B-Stern und einem Neutronenstern.
  3. PSR J1836+5925 Dies ist ein Pulsar, also ein rotierender Neutronenstern, der sich nur durch seine Gammastrahlung bemerkbar macht. Er befindet sich im Sternbild Draco.
  4. 47 Tucanae auch unter NGC 104 bekannt, ist ein gewaltiger Kugelsternhaufen im Sternbild Tucana. Der Kugelsternhaufen ist circa 15000 Lichtjahre entfernt.
  5. 0FGL J1813.5-1248 ist auf der Karte mit "unidentified" markiert und das ist genau das, was es ist: unbekannt. Ungewöhnlich ist das nicht, denn für über 30 helle Gammastrahlen-Quellen kennt das Fermi-Team kein Gegenstück in anderen Wellenlängenbereichen - noch nicht.
Die Topfive außerhalb unserer Milchstraße lautet:
  1. NGC 1275 ist eine 235 Million Lichtjahre entfernte Galaxie, die zum Perseus-Haufen gehört.
  2. 3C 454.3 ist eine Galaxie, die viel weiter entfernt ist als NGC 1275, nämlich 7,2 Milliarden Lichtjahre im Sternbild Pegasus. Dennoch ist sie viel heller. Es handelt sich um einen so genannten Blazar, eine aktive Galaxie, deren Kern ein supermassereiches Schwarzes Loch beinhalte. Von diesem weisen zwei Teilchenstrahlen (Jets) senkrecht zur Ebene der Galaxie in den Raum, wobei einer der Jets genau auf uns gerichtet ist.
  3. PKS 1502+106 ist ebenfalls ein Blazar, 10,1 Milliarden Lichtjahre entfernt im Sternbild Bootes. Während der dreimonatigen Beobachtung überstrahlte er zeitweilig 3C 454.3, verblasste aber dann wieder.
  4. PKS 0727-115 scheint Teil der galaktischen Scheibe zu sein, doch handelt es sich dabei vermutlich um einen 9,6 Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar im Sternbild Puppis.
  5. 0FGL J0614.3-3330 Auch die Top-Five außerhalb unserer Galaxie hat ein "unidentified". Es befindet sich im Sternbild Columba und ist den Astronomen schon in den neunziger Jahren mit dem Weltraumteleskop "Compton Gamma Ray Observatory" aufgefallen.
Sirius, Canopus, Alpha Centauri, Arktur, Wega, Capella, Rigel, Procyon, Achernar, Betelgeuse - so klangvoll klingt die stellare Topten. Für ihr Licht ist unser Auge mehr oder weniger optimiert. Könnten wir Gammastrahlung sehen, hätten die zehn Objekte oben sicherlich auch klingendere Namen.

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