Der Trifidnebel im Schütze

Bild: Stefan Taube, Julian Zoller, slooh.com
Im Sternbild Sagittarius (Schütze) befindet sich ein schöner Emissionsnebel, den Charles Messier im Jahre 1764 in seinem berühmten Katalog nebelartiger Objekte mit der Nummer 20 versah. Messier erkannte allerdings nicht wirklich den nebelartigen Charakter dieses Objekts, sondern sah einen "Sternhaufen". Erst Wilhelm Herschel konnte 1784 den Nebel eindeutig beobachten. Herschel bemerkte auch die merkwürdige Dreiteilung des Nebels. Dunkle, vorgelagerte Staubbänder unterteilen ihn in drei Teile, weshalb er auch Trifidnebel genannt wird. Laut Karkoschka ist der Trifidnebel 5.500 Lichtjahre von uns entfernt, laut Stoyan *) allerdings "nur" 2660 Lichtjahre.
In der Mitte des rötlich scheinenden Emissionsnebel ist ein sehr heller Stern zu sehen. Er trägt die Katalognummer HD 164492 **). Dabei handelt es sich um ein Mehrfachsternsystem aus jungen heißen Sternen. Deren hellste Komponente ist ein bläulich weißer Stern vom Spektraltyp O7, was einer effektiven Temperatur von über 20.000 Kelvin entspricht! Er ionisiert das umgebende Wasserstoffgas und regt es so zum leuchten in der für Wasserstoff charakteristischen rötlichen Farbe an. Diese Konstellation aus jungen heißen Sternen und den sie umgebenden Emissionsnebel treffen wir häufig an: Orionnebel, Omeganebel, Nordamerikanebel und Rosettennebel sind bekannte Beispiele. Die energiereiche UV-Strahlung des heißen O-Sterns wird von dem Wasserstoff gewissermaßen verbraucht. In genügend großer Entfernung zum Stern ist keine ionisierende UV-Strahlung mehr übrig, der Ionisationsprozess bricht relativ abrupt ab. Das erklärt, warum diese Emissonsnebel annähernd kugelsymmetrisch mit relativ scharfer Begrenzung sind. Die Astronomen sprechen von Strömgren-Sphären nach dem Astronomen Bengt Strömgren (1908-1987).

Die dunklen Staubbänder werden vom Strahlungsdruck der Sterne auseinander getrieben. Mit dem Weltraumteleskop Hubble konnten 1997 knubbelige Verdickungen in den Bändern nachgewiesen werden. Diese "evaporating gaseous globules" genannten Strukturen widerstehen der Erosion durch die heißen Sterne, da sie dichter sind. In ihnen entstehen neue Sterne.

Oberhalb des rötlichen Emissionsnebels erkennen wir einen bläulichen Reflexionsnebel mit einem hellen Stern (HD 164514) in der Mitte. Der Stern ist nicht heiß genug, um das umgebende Gas zu ionisieren. Stattdessen reflektiert es einfach sein bläuliches Licht.

Der Trifidnebel hat eine Ausdehnung von etwa 15 Lichtjahre. Seine Lage im Sternbild Schütze (Sagittarius) zeigt diese mit Stellarium erzeugte Grafik.


Literaturtipp: 
*) Ronald Stoyan: Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Verlag
James Kaler: Sterne und ihre Spektren, Spektrum Akademischer Verlag

**) Auch HN 40 oder ADS 10991

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen