Der Eskimo in den Zwillingen

Im Sternbild Zwillinge finden wir ein besonders schönes Objekt, das durch seine hohe Flächenhelligkeit auch Beobachtern in der Nähe der störenden städtischen Beleuchtung zugänglich ist: der Eskimonebel, NGC 2392. Noch besser kommt natürlich ein Foto, wie das von Julian Zoller, der insgesamt 4,5 Stunden Belichtungszeit investierte.

Aufnahme von Julian Zoller, Volkssternwarte Schriesheim (zur Großansicht)
Seinen Namen verdankt der Nebel seinem Aussehen, das mit etwas Fantasie einem Fellparka gleicht: Ein inneres Gebilde, das an ein Gesicht erinnert, ist von einer runden Struktur umhüllt, die aus Fell zu bestehen scheint. In Wirklichkeit handelt es sich bei NGC 2392 um einen Planetarischen Nebel: Einem Stern ist vor 10.000 Jahren der Brennstoff für die Fusion im Kern ausgegangen. Durch den Abfall in der Energieproduktion, konnte der Kern den Schweredruck des Sterns nicht mehr standhalten. Der Kern implodierte zu einem sogenannten Weißen Zwerg und schleuderte in diesem gewaltsamen Prozess den äußeren Teil des Sterns von sich. Dieses Gas entfernt sich nun mit 60 Kilometer pro Sekunde und rammt dabei in eine sich relativ langsam bewegende äußere Staubhülle, die der Stern schon viel früher in seiner Roten-Riese-Phase abgesondert hat. Der Weiße Zwerg im inneren hat eine Temperatur von 75.000 Kelvin. Seine Strahlung erodiert den Staub der äußeren Hülle und erzeugt so diese rötlichen, an ein Fell erinnernden Strukturen.
Der Weiße Zwerg ist auf dem Bild schön zu erkennen. Mit einer Helligkeit von 10,5 mag leuchtet er etwa hundertmal schwächer, als die schwächsten, gerade noch mit den Augen sichtbaren Sterne. Im Teleskop kann der Stern aber visuell vom Nebel unterschieden werden.
Neueren Untersuchungen zur Folge besteht dieser Zentralstern im Eskimonebel eigentlich aus einem engen Doppelsternsystem, bei dem sich ein Partner bereits zum Weißen Zwerg entwickelt und den Nebel gebildet hat. Es bestehen also gute Chancen, dass wir hier auf ein Vorläufersystem einer Supernova vom Typ Ia blicken: Wenn Sternmaterie vom Begleiter auf den Weißen Zwerg übergeht, sollten wir irgendwann in der Zukunft in dem 2870 Lichtjahre entfernten Eskimonebel ein noch gewaltigeres Schauspiel verfolgen können, als die Bildung dieses hübschen Planetarischen Nebels: Der Weiße Zwerg wird dann in einer hellen Explosion komplett zerrissen.

Der Eskimonebel, markiert durch das blaue Quadrat, dargestellt in Stellarium
Der Eskimonebel ist im Sternbild Zwillinge (Gemini) zu finden, das sich östlich an den Orion anschließt und vor allem für seine beiden Hauptsterne Kastor und Pollux berühmt ist.

 Literatur: interstellarum, Ausgabe Nr. 86

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