Von Theophilus zu Vesta

Der Mond nähert sich dem ersten Viertel, wie Astronomen den Halbmond nennen. Erstes Viertel, weil der Mond in dieser Phase ein Viertel seines Weges um die Erde zurückgelegt hat. So jedenfalls sieht er heute Abend aus:

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Die Schattenlinie, welche die Mondscheibe in einen beleuchteten und eine dunklen Teil trennt wird Terminator genannt. Entlang dieses Terminators kann man schöne Details erkennen, denn hier steht die Sonne flach und die Objekte werfen lange Schatten. In der Großaufnahme oben tritt auf diese Art und Weise ein runder Krater mitten auf dem Mond und mitten im Terminator hervor. Vergrößert sieht der Krater und seine Umgebung so aus:

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Der Krater heißt Theophilus und misst 110 Kilometer im Durchmesser. Die obere Kraterwand wird bereits von der Sonne beleuchtet und auch die Gipfel des 1400 Meter hohen Zentralgebirges im Kraterinneren glänzen schon in der Sonne, während am Kraterboden noch dunkle Nacht herrscht. Solche Zentralberge entstehen, wenn unmittelbar nach dem Einschlag des Impaktors der Boden zurückfedert. Krater dieser stattlichen Größe, die über ein mehrgipfeliges Zentralgebirge verfügen, nennt man auch Ringgebirge.

Theophilus ist Teil des zentralen Hochlands des Mondes, das links von ihm noch im dunklen Schatten liegt. Der hübsche, 27 Kilometer große Krater rechts von Theophilus heißt Mädler (übrigens: Mondkrater sind nach berühmten Wissenschaftlern, hauptsächlich Astronomen benannt. Der Mond ist so gesehen der einzige Himmelskörper, auf dem sich die Astronomen selbst verewigt haben).
Bei dem glatten Becken rechts unterhalb von Theophilus handelt es sich um eine basaltische Ebene, dem Mare Nectaris (Nektarmeer). Bei diesem flachen Sonnenstand zeichnen sich schön die Dorsa (Meeresrücken) gennanten wellenförmigen Strukturen ab, die das Mare Nectaris durchziehen. Im Süden hat die Lava den Krater Fracastorius teilweise aufgefüllt.

Natürlich geht es auch heute Abend nicht ohne Blick auf den Jupiter, der momentan die Nächte dominiert und immernoch nördlich von Aldebaran im Stier steht. In geringer Vergrößerung sieht man den strahlenden Jupiter und drei seiner vier großen Monde.

 

Von Links nach rechts sind dies die Monde Ganymed, Europa und Kallisto. Ein Mond, nämlich Io, fehlt, doch die Vergrößerung zeigt, wo er sich gerade befindet.


Io, der innerste der vier großen Jupitermonde, befindet sich ganz nahe bei Jupiter. Er zieht aus unserer Perspektive in den nächsten Minuten vor der Jupiterscheibe vorbei. Die Astronomen sprechen von einem Durchgang.

Hier ist er schon vor der Scheibe


Und noch ein Stück weiter (man beachte den Zeitstempel und die Jupiterrotation anhand des Großen Roten Flecks):

  

Im letzen Bild erscheint Io als schwarzer Punkt. Genau genommen sehen wir den dunklen Schatten von Io. Da sich Jupiter derzeit in Opposition befindet, sind die Schatten der Monde beim Durchgang immer sehr nahe bei den den Monden selbst. Die hellen Monde sind gar nicht leicht auszumachen vor Jupiter.

Gar nicht weit weg von Jupiter befindet sich derzeit der Asteroid Vesta. In diesem aktuellen Bild ist das der helle "Stern" etwas rechts unterhalb der Bildmitte.


Vesta hatte seine Oppositionsstellung am 09. Dezember erreicht. Ihre Entfernung zur Erde betrug da "nur noch" 238 Millionen Kilometer (1,59 AE). Der Asteroid ist mit 6 Magnituden Helligkeit theoretisch auch mit bloßem Auge sichtbar und erscheint im Teleskop als kleines Scheibchen. Vesta ist um die 530 Kilometer groß und Teil des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter.

Wie Vesta wirklich aussieht zeigen Aufnahmen der Raumsonde Dawn, die Vesta vom 15. Juli 2011 bis zum 5. September 2012 besuchte. Das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist maßgeblich an dieser Mission beteiligt und hat aus den Daten dieses Video produziert:


Ein launiges Video der NASA fasst die Mission der Sonde Dawn unterhaltsam zusammen:



Die Raumsonde Dawn befindet sich derzeit auf dem Weg zu einem anderen Mitglied des Asteroidengürtels, dem Zwergplanet Ceres. Im Februar 2015 soll Dawn dort ankommen.

In einem letzten Bild willl ich noch einmal die ganze Komposition dieser Himmelskörper zeigen, wie sie sich derzeit am Himmel zeigt: Der Kopf des Stiers wird dominiert vom rötlichen Aldebaran. Darüber befindet sich der sehr helle Planet Jupiter und noch etwas höher der markante Sternhaufen der Plejaden. Östlich davon stehen derzeit ebenfalls im Sternbild Stier Vesta und Ceres.



Lesetipp: Spix/Gasparini Der Moonhopper - 20 Mondtouren für Hobbyastronomen Oculum-Verlag 

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