Spaß mit Lovejoy

Credit: G. Brammer/ESO
 Eigentlich sollten wir Bewohner der Nordhalbkugel nicht viel vom Kometen C/2011 W3 (Lovejoy) mitbekommen: Entdeckt wurde er am 27. November von dem Australier Terry Lovejoy am Südhimmel, nur um dann der Sonne so nahe zu kommen, dass er den feurigen Ritt 140.000 Kilometer über der Photosphäre eigentlich nicht überleben dürfte. Hat er aber und nun bietet er ein schönes Schauspiel, wiederum am Südhimmel. Aber auch wenn wir den unkaputtbaren Kometen nicht mit eigenen Augen sehen können, erreichen uns doch viele wunderbare Bilder. Das Bild oben zum Beispiel wurde von einem Astronomen der europäischen Südsternwarte ESO in Chile aufgenommen. Der Winkelabstand des Kometen zur Sonne ist immernoch gering und so zeigt das Bild den Kometen in der Morgendämmerung.  Der Strahlungsdruck und Teilchenwind der Sonne bläst Materie aus der Korona des Kometen weg, wodurch ein langer Schweif entsteht. Da der Schweif somit von der Sonne weggerichtet ist, zeigt der Komet wie ein kosmischer Pfeil auf das Morgengestirn.

Steil vom Horizont hebt sich auch das Band der Milchstraße ab und rechts von dem Teleskopbau sind zwei "Wattebausche" zu erkennen, die Magellanschen Wolken, das sind zwei Begleitgalaxien unserer Milchstraße. Die Magellanschen Wolken bekommen wir vom Nordhimmel aus nie zu sehen, die Milchstraße nicht mehr, denn so klar und unverschmutzt ist der Himmel über Europa längst nicht mehr.

Der ESO-Astronom Gabriel Brammer hat auch ein kleines Video gemacht, das den Lovejoy-Aufgang in Zeitraffer zeigt. Das helle Objekt ist der Mond.



Comet Lovejoy from the VLT, Chile from g br on Vimeo.

Man sieht in den Video auch, dass die Astronomen so lange arbeiten, wie es nur geht. Der Teleskopschutzbau dreht sich und ein Laserstrahl schießt gen Himmel. Mit dem Laser regen die Astronomen Natrium-Atome in der Hochatmosphäre zum leuchten an. Dadurch entsteht ein künstlicher Stern. Indem die Astronomen das rumzappeln dieses Sterns vermessen, wissen sie, wie unruhig die Luft da oben ist und können das Teleskop der Zappelei anpassen (Adaptive Optik).

Wie erwähnt ist der Komet aber vorher, nämlich am 16. Dezember, der Sonne sehr nahe gekommen und zwar so nahe, dass man ihn nur mit speziellen Sonnenteleskopen beobachten konnte. Das weltraumgestützte Sonnenobservatorium SDO beobachtet die Sonne permanten und so konnte dieser Film erzeugt werden: Wir sehen erst, wie Lovejoy von links in den Sonnenorbit einschwenkt, um dann auf der anderen Seite wieder hervorzutreten. Beide Vorgänge werden in dem Film mehrfach wiederholt.



Die gelbe Farbe ist hier rein repräsentativ gewählt. Es handelt sich um eine Aufnahme mit einer Wellenlänge von 17,1 Nanometer, also im fernen UV-Bereich. Weil die äußere Atmosphäre der Sonne, die Korona, so heiß ist, wird sie in diesem kurzwelligen Bereich beobachtet.

Kometen die der Sonne sehr nahe kommen, kennt man viele, insbesondere seit die Sonne mit dem Satelliten SOHO permanent überwacht wird. Man nennt diese Kometen Sungrazer, Sonnenkratzer. Lovejoy gehört zu einer Untergruppe dieser Kometen, die nach dem Astronomen Heinrich Kreutz als Kreutz-Gruppe bezeichnet werden. Man vermutet, dass diese Gruppe aus einem einzigen großen Kometen hervorgegangen ist, der vor mehreren hundert Jahren bei einer nahen Sonnenbegegnung zerbrach.

Wir beobachten nicht nur mit mehreren Satelliten kontinuierlich die Sonne, wir haben auch permanent Menschen in der Erdumlaufbahn. Astronomie wird immer mehr zum Live-Event. Wie die Astronauten der Internationalen Raumstation ISS den Kometen Lovejoy erleben, erzählt hier der Stationskommandant Dan Burbank im Rahmen eines Fernsehinterviews. Das Video zeigt, wie Lovejoy aufgeht, nachdem die Station die Nachtseite auf der Erde überflogen hat. Auf der Nachtseite selbst sehen wir zahlreiche Gewitterblitze.




Weitere Bilder des Kometen, aufgenommen von Dan Burbank sind hier zu sehen: Absolutely Spectacular Photos of Comet Lovejoy from the Space Station

Wie geht es weiter mit Lovejoy, werden wir ihn jemals von der Nordhalbkugel aus sehen können? Nein, leider nicht. Das Bild hier zeigt unser inneres Planetensystem von schräg oben. "Oben" bedeutet so orientiert, dass wir auf den Nordpol der Erde schauen würden. Man sieht, dass Lovejoy steil von "unterhalb" der Ekliptik (also der Ebene der Planeten) aufgetaucht ist und auch wieder tief unter die Ekliptik abtaucht. Man muss sich also schon auf die Südhalbkugel begeben oder eben das Internet bemühen oder noch besser: Astronaut auf der ISS sein.


Genauere Angaben und Bildquelle: JPL Small-Body Database Browser

Man sieht an dem Bild auch, dass die Bahn von Lovejoy sehr exzentrisch ist. Es wird über 600 Jahre dauern, bis er wieder vorbeikommt. Ob der unkaputtbare Komet diesen nächsten Ritt um die Sonne überleben wird?

Quelle: Christmas Comet Lovejoy Captured at Paranal

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