Gestrandete Marssonde Phobos-Grunt als Fotomodell

Am 8. November startete die russische Marssonde Phobos-Grunt in den Erdorbit, um von da auch ihre Reise zu unserem äußeren Nachbarn anzutreten. Genau genommen hätte es zum Marsmond Phobos gehen sollen. Dort hätte eine Bodenprobe entnommen werden sollen und diese hätte zurück zur Erde gebracht werden sollen: Hätte, hätte, hätte! Leider wurde daraus nichts, Phobos-Grunt steckt im Erdorbit fest, da das Triebwerk zum Weiterflug nicht zündete.

Für Satelliten-Beobachter (ja, so etwas gibt es) ist Phobos-Grunt natürlich ein aufregendes Ziel. Der Holländer Ralf Vandenbergh hat nun ein besonders grandioses Bild veröffentlich:


Man kann sich gut vorstellen, dass das Timing sehr entscheidend für so eine Aufnahme ist, denn die Sonde bewegt sich ja sehr schnell. Jeder der schon einmal bewusst verfolgt hat, wie die ISS über den Himmel rast, weiß, was ich meine und Phobos-Grunt fliegt ja nur etwa halb so hoch, ist also deutlich schneller. Daher zeigt das Bild oben zwei Aufnahmen, eine kurz bevor Phobos-Grunt den Meridian überfliegt und eine kurz danach. Die Beleuchtungsverhältnisse ändern sich dabei ständig. Jede kleine Winkeländerung führt dazu, dass von einem anderen Bauteil grelles Sonnenlicht in die Kamera reflektiert wird. Beim Blick durchs Okular ist laut Ralf Vandenbergh sogar der gelbliche Schimmer der Goldfolie zu sehen, in der die Sonde eingepackt ist.

Ewig kann Phobos-Grunt so nicht weiterfliegen, denn die Restatmosphäre sorgt für bremsende Reibung. Dadurch verringert sich die Höhe der Sonde und es kommt zum Absturz. Genau vorhersagen lässt sich das nicht, wie wir ja am "Weihnachtsstern" gesehen haben. Auch dieses Ereignis konnte nicht ganz exakt vorhergesagt werden (aber exakt genug, um nicht gleich in wilde Spekulationen verfallen zu müssen). Für Phobos-Grunt soll der Absturz Mitte Januar erfolgen. Dazu der O-Ton eines kanadischen Satelliten-Beobachters namens Ted Molczan:
"Based on orbital data issued by the U.S. Strategic Command over the five days ending December 29, and predicted space weather, I estimate that Phobos-Grunt will decay on January 16, 2012, plus or minus four days."
Wer selber mal nach Phobos-Grunt ausschau halten will - einfach mit dem bloßem Auge - kann sich seine lokalen Überflugdaten von Heavens Above berechnen lassen. Dazu erstmal unter "Configuration" den Ort festlegen, am besten via "select from Database" und dann einfach auf den Link "Phobos Grunt" klicken. Hier zum Beispiel die Werte der nächsten Tage für Heidelberg.

Quellen: Focus-Online, space.com

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen