Andromeda - unser weitester Blick ins All


Wie tief können wir ins Universum schauen? Was das bloße Auge anbelangt ist die Antwort eindeutig und erstaunlich zugleich: Wer das Glück hat unter einem dunklen Himmel zu wohnen, kann derzeit im Sternbild Andromeda ein difuses Nebelfleckchen erkennen und so Licht wahrnehmen, das 2,5 Millionen Jahre zu uns unterwegs war: Der Andromedanebel ist 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und somit das am weitesten entfernte Objekt, das ohne technische Hilfsmittel gesehen werden kann.

Der Weg zum Andromedanebel ist ziemlich einfach. Wer um diese Jahreszeit Abends so um 22:00 Uhr Richtung Süden schaut, stößt auf das markante Herbstviereck oder Pegasusquadrat. Die drei Sterne Algenib, Markat und Scheat gehören zum Sternbild Pegasus, mit dem Stern Alpheratz in der linken oberen Ecke des Quadrats haben wir aber schon das Sternbild Andromeda erreicht. Dieses besteht im wesentlichen aus der Sternkette Alpheratz, Mirach und Almaak. Biegt man von dem mittleren Stern Mirach nach oben ab, einer kurzen Kette schwachleuchtender Sterne folgend, stößt man auf den diffusen Andromedanebel.


Das Wort "Nebel" beschreibt zwar ganz gut den visuellen Eindruck, ist aber natürlich sehr unpräzise. Bei dem Nebel handelt es sich um eine Galaxie, vergleichbar unserer eigenen, der Milchstraße. Die Andromedagalaxie (M 31) ist also eine Welteninsel, eine Ansammlung von mehreren hundert Milliarden Sternen - ungefähr doppelt so viele, wie unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße hat. Beide Welteninseln gehören zur Klasse der Spiralgalaxien. Das heißt, die Andromedagalaxie ist flach wie ein Pfannkuchen mit einer zentralen Wölbung im Bereich des Galaxienkerns. Dieser Pfannkuchen ist nicht homogen: Gas, Staub und junge Sterne sind spiralförmig vom Zentrum ausgehend angeordnet.

Die Spiralarme sind allerdings nicht leicht auszumachen, da wir den Pfannkuchen sozusagen von der Seite sehen: Um gerade mal 13 Winkelgrade ist die Ebene der Andromedagalaxie gegenüber unserer Sichtlinie geneigt. Deutlich zu sehen auf dem Bild oben ist aber ein dunkles Staubband in der Nähe des Kerns. Die Andromedagalaxie erscheint am Himmel idealerweise in etwa so groß wie sieben Vollmonde aneinandergereiht. Durch die künstliche Aufhellung des Nachthimmels sehen wir aber aus den Vorstädten heraus im wesentlichen nur den Galaxienkern mit etwas difusen "Nebel" drumherum. Wie groß also die Andromedagalaxie aussieht, hängt stark von der Qualität des Nachthimmels ab. In seiner linearen Durchmesser gleicht der "Andromedapfannkuchen" in etwa unserer Milchstraße. Beide sind circa 100.000 Lichtjahre groß.

Die Andromedagalaxie ist mit 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung nach menschlichen Maßstäben unvorstellbar weit weg. In kosmischen Maßstäben jedoch steht sie sehr nahe an unserer Heimatgalaxie. Die Milchstraße bildet mit der Andromedagalaxie die beiden Hauptkomponeten eines Galaxienhaufens, Lokale Gruppe genannt, der aus etwa 40 Galaxien besteht. Die beiden Hauptkomponenten der Lokalen Gruppe werden von kleineren Galaxien begleitet. Zwei berühmte Begleiter unserer Milchstraße sind die große und die kleine Magellansche Wolke. Auf dem Bild oben sind zwei Begleiter der Andromedagalaxie zu sehen: Die eine Galaxie in der Ecke rechts oben, die andere unten vom Schriftzug halb verdeckt. Übrigens, alle Sterne auf dem Foto sind Vordergrundsterne, auch Feldsterne genannt. Sie gehören zu unserer Milchstraße, nicht zur Andromedagalaxie. Einzelne Sterne aus der Andromedagalaxie sind auf dem Bild nicht zu sehen, dafür reicht die Auflösung nicht.

Die beiden großen Spiralen, Andromedagalaxie und Milchstraße, befinden sich auf Kollisionskurs. Wie alle Galaxien der Lokalen Gruppe ziehen sie sich gravitativ an und werden sich gegenseitig deformieren und vielleicht sogar zu einer großen elliptischen Galaxie verschmelzen. Auch wenn die erste Begegnung der beiden erst in circa zwei Milliarden Jahren stattfindet, haben Astronomen schon einen Namen für das Ergebnis des Verschmelzungsprozesses: Milkomeda. Solche Galaxienkollisionen sind gar nicht selten, da Galaxien gemessen an ihrer linearen Ausdehnung einen relativ geringen Abstand voneinander haben. Wählt man einen Maßstab, in dem die 100.000 Lichtjahre Ausdehnung von Milchstraße und Andromedagalaxie auf ein Zentimeter Länge zusammenschrumft, passen diese beiden 1-Zentimeter-Striche bequem auf ein DIN-A4-Blatt. Dass diese sich begegnen können, zumal, wenn sie sich gravitativ anziehen, kann man sich schon gut vorstellen.

Eine weitere Galaxie der Lokalen Gruppe und im selben Himmelsausschnitt der Abbildung oben zu sehen, ist die Dreiecksgalaxie M 33.

Credit: Julian Zoller, Volkssternwarte Schriesheim
Sie ist ebenfalls einfach nach dem Sternbild benannt, in dem sie zu finden ist, dem Sternbild Triangulum (Dreieck).

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