Merkwürdige Bodensenken auf Merkur

 

Credit: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington

Die amerikanische Planetensonde MESSENGER ist zwar nicht der erste menschengemachte Besucher des innersten Planeten, aber die erste Sonde, die sich in einer permanenten Umlaufbahn um Merkur befindet - und das seit März 2011.

Merkur ist mit seinem Durchmesser von 4880 Kilometer der kleinste Planet. Er steht der Sonne mit gerade mal dem 0,4-fachen der Entfernung Erde-Sonne sehr nahe. Diese große Nähe und die Abwesenheit einer ausgleichenden Atmosphäre bewirken extreme Temperaturschwankungen auf Merkur von - 170° C bis 430° C. Ein lebensfeindlicher, heißer, atmosphärenloser Gesteinsplanet also, der von Einschlagskratern übersät ist und dessen geologische Geschichte schon lange zurück liegt - ein toter Planet.

Diesem Bild widersprechen neue Aufnahmen von MESSENGER, denn sie zeigen Bodenvertiefungen, die jüngeren Datums sein müssen, insofern sie nicht von Einschlagskratern überdeckt sind. Da es keine  Wetterphänomene auf Merkur gibt, scheiden Wind und Wasser als Ursache aus. Die Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel.

Auffallend an den bis zu zwei Kilometer durchmessenden Bodensenken ist ihre Verteilung. Sie treten am Rande von Zentralbergen auf, die sich im inneren von Einschlagskratern bilden, wenn der Boden nach einem Meteoriteneinschlag elastisch zurückfedert. Die Senken bilden sich dann in dem ringförmigen Bereich um diese zentralen Erhebungen im Kraterinneren. Hier ist ein schönes Beispiel:


  In diesem Bereichen um die Zentralberge des Kraters wird nach einem Meteoriteneinschlag Material an die Oberfläche gebracht, das vorher deutlich tiefer lag. Material, das flüchtige Bestandteile, zum Beispiel Schwefel enthält, könnte dann instabil werden, wenn es auf diese Art nach oben gelangt und dem Sonnenwind, sowie der intensiven Sonnenstrahlung ausgesetzt wird. Der Boden wird mit dem Verlust der flüchtigen Bestandteile schwammig und bricht irgendwann in Form einer Senke ein. Im O-Ton klingt die Hypothese so:

"Certain minerals, for example those that contain sulfur and other volatiles, would be easily vaporized by the onslaught of heat, solar wind, and micrometeoroids that Mercury experiences on a daily basis. Perhaps sulfur is vaporizing, leaving just the other minerals, and therefore weakening the rock and making it spongier. Then the rock would crumble and erode more readily, forming these depressions."
Das meint jedenfalls David Blewett, einer der an MESENGER beteiligten Wissenschaftler. Zu dieser Hypothese passt auch, das nach ersten Untersuchungen MESSENGERS der Merkur reich an schwefelhaltigen Material ist.

Die MESSENGER-Mission zeigt jedenfalls jetzt schon eins: Selbst eine vermeintlich tote Welt kann sich als rätselhaft und spannend erweisen, wenn man nur mal genauer hinschaut.

Hier noch ein NASA-Video zu dieser Entdeckung:



Quelle: NASA

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