Sieben "Firsts" zum Ende der Shuttle-Ära

Wenn am 8. Juli zum letzten Mal ein Space Shuttle startet, endet eine Ära. Am Bord der Atlantis werden diese vier Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS starten: Chris Ferguson, Doug Hurley, Sandy Magnus und Rex Walheim (v.l.n.r)

Credit: collectSPACE/Robert Z. Pearlman
Da kein weiteres Space Shuttle als Rettungsboot mehr zur Verfügung steht, wurde für den letzten Flug des Shuttles die Besatzung von sieben auf vier Mitglieder reduziert. Sollte es zu einer Beschädigung der Atlantis kommen, kann die Besatzung so via ISS und den russischen Sojus-Raumschiffen evakuiert werden.

Zum ersten Flug eines Space Shuttles überhaupt machten sich am 12. April 1981 die beiden Astronauten John Young und Robert Crippen auf. Dieses Video zeigt den zweitägigen Flug der Columbia.



Der erste Start eines Space Shuttles in die Erdumlaufbahn wurde somit gleich bemannt durchgeführt - ein Novum bei der NASA. Für diesen gefährlichen Test setzte die NASA ihren vielleicht besten Astronauten als Kommandanten ein: John Young. Dieser kann in seiner langen Karriere auf eine beeindruckende Liste großartiger Missionen zurückblicken:  Gemini 3, Gemini 10, Apollo 10, Apollo 16, STS-1, STS-9. John Young gehört zu den wenigen Astronauten, die zweimal zum Mond geflogen sind.

John Young, Credit: NASA
Neben dem Jungfernflug sind mit dem Space Shuttle weitere Erstleistungen anderer Astronauten verbunden:

Mit dem Start der Challenger am 18. Juni 1983 wurde Sally Ride zur ersten Amerikanerin im Weltraum. Die Physikerin hatte sich einfach auf eine Zeitungsanzeige der NASA beworben.

Sally Ride, Credit: NASA
Schon peinlich, dass die USA so lange dafür gebraucht haben. Die NASA zur Apollo-Ära war ein altmodischer Männerhaufen, der geistig in den fünfziger Jahren steckte und deren Vorbilder die Helden des zweiten Weltkriegs waren. Erst mit der Shuttle-Ära machte sich der Wandel der späten sechziger Jahre bemerkbar. Die Sowjetunion war zwar in Sachen Gleichberechtigung viel schneller, aber dafür in keinster Weise nachhaltig. Astronautinnen sind keine Seltenheit, Kosmonautinnen allerdings schon.

Guy Bluford startete 1983 mit der Challenger als erster Afro-Amerikaner in eine Erdumlaufbahn.

Guy Bluford, Credit: NASA
Schaut man sich alte Dokumentationen der Apollo-Ära an, sieht man, dass Raumfahrt damals eine Sache für die weiße Mehrheit in den USA war. Auch dies ein Spiegelbild der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse.

Kathryn Sullivan absolvierte am 11. Oktober 1984 als erste Frau einen Weltraumspaziergang, der alles andere als ein Spaziergang ist.

Kathryn Sullivan, Credit: NASA
Dass sich auch Astronautinnen gelegentlich außerhalb der Internationalen Raumstation ISS die Beine vertreten, ist längst nicht mehr bemerkenswert. Bemerkenswert ist höchstens der dummdämliche Reflex mancher Medien,  wenn einer Frau im All ein Missgeschick unterläuft. Als der Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper vor laufender Helmkamera die Werkzeugtasche entglitt, wurde daraus schnell eine Damenhandtasche im All, z.B. hier. Kleiner Trost: Da unsere Qualitätsmedien ja eh alle den gleichen Agenturtext veröffentlichen, findet sich der billige Chauvinismus meist nur im Teaser der Meldung.

Mein Held ist natürlich John Glenn, denn als er 1998 mit der Discovery ins All flog, war er schon 77 Jahre alt - da habe ich also noch Hoffnung! Allerdings war es für seinen Rekord sicherlich hilfreich, dass er der erste Amerikaner im Erdorbit war und danach als Senator politisch aktiv.

John Glenn, Credit: NASA
36 Jahre liegen zwischen den beiden Flügen von John Glenn.

Zu den beeindruckensten Bildern der Raumfahrt gehört sicherlich auch dieses Bild aus dem Jahre 1984:

Bruce McCandless, Credit: NASA
Es zeigt den Astronauten Bruce McCandless im freien Flug umgeben vom Nichts. Mit einer speziellen Manövriereinheit, der Manned Maneuvering Unit, hat sich der Astronaut ohne jegliche Verbindung vom Space Shuttle entfernt. Hier ist der Mensch wirklich im All, reduziert auf das Allernötigste: Ein schützender Raumanzug für die Lebenserhaltung und ein Raketenrucksack für die Fortbewegung - purer Minimalismus. Für mich ist dieses Bild eine Ikone der Raumfahrt, ähnlich wie die berühmte Aufnahme, die Buzz Aldrin auf dem Mond stehend zeigt.

Bewährt hat sich dieses System allerdings nicht. Ich vermute, man verzichtet auf den sperrigen Raketenrucksack, weil er schlicht unnötig ist. Die Astronauten hangeln sich bei ihren Außenbordeinsätzen an der Raumstation ISS entlang oder werden auf einer speziellen Plattform des Roboterarms an den gewünschten Ort gebracht - man krabbelt also eher, als das man schwebt.

Quelle: space.com

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