Der dänische Astronom Tycho Brahe (1546-1601) war eine schillernde Gestalt. Seine Nase verlor er als Student in einem Duell, angeblich im Kampf um die Frage, wer der bessere Mathematiker sei. Fortan trug er eine goldene Prothese. Sein Tod ist noch kurioser. Bei einem Festbankett drückte ihn die Blase, doch verbat es ihm die Etikette die Festtafel zu verlassen, um sie zu entleeren. In der Folge kam es wohl zu einem Blasenriss, die zu seinem qualvollen Tode führte. Sicher ist man sich da aber nicht, denn in den Neunzigern durchgeführte Haaranalysen an der exhumierten Leiche ergaben einen hohen Quecksilbergehalt. Hatte sich Tycho Brahe mit einem quecksilberhaltigen Medikament selbst vergiftet oder wurde er Opfer seiner alchemistischen Experimente? Ganz mutige Autoren behaupten sogar, sein Schüler Johannes Kepler hätte ihn vergiftet, um endlich an die Daten Tycho Brahes zu kommen: Der Fall Kepler - Mord im Namen der Wissenschaft.
Die Sache mit den Messdaten weißt jedenfalls auf eine gesicherte Erkenntnis hin: Tycho Brahe war der letzte klassische und der erste moderne Astronom zugleich: Der letzte klassische Astronom, weil er Messungen der Gestirnsörter noch mit bloßem Auge vorgenommen hat - die Entwicklung der teleskopischen Astronomie erlebte er nicht mehr. Zugleich war er aber auch der erste Astronom im modernen Sinne, da er die Notwendigkeit besserer Messdaten erkannte und die Gewinnung der Messdaten dem philosophischen Herumspekulieren vorzog. Der Himmel muss erstmal gründlich vermessen werden, dann erst können wir uns anmaßen über den Aufbau der Welt nachzudenken. Zu diesem Zwecke baute er zwei astronomische Forschungseinrichtung auf der dänischen Insel Hven: erst die Uranienborg, dann die Stjerneborg.
Als sich der wohl ziemlich temperamentvolle Tycho Brahe mit dem dänischen Herrscherhaus verkracht hatte, zog es ihn 1599 nach Prag an den Hof des deutschen Kaisers Rudolf II.. Dieser wissenschaftsinteressierte Schöngeist versammelte alle möglichen Denker an seinen heruntergewirtschafteten Hof und so kam es in Prag zur Begegnung von Tycho Brahe und Johannes Kepler. Letzterer konnte aus den Messdaten Brahes ein nun auf Beobachtungen gestütztes Weltsystem gründen. Der bis heute relevante Teil seiner Arbeit ist in den drei Kepler'schen Gesetzen kondensiert, die hoffentlich jedes Schulkind lernt.
Warum ich das alles erzähle? Weil Sixty Symbols ein nettes Video gedreht hat, in dem Physiker die facettenreiche Lebensgeschichte von Tycho Brahe nacherzählen:
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