Spirit im Unruhestand



Die wilden Jahre sind vorbei. Nach sechs arbeitsreichen Jahren mit spektakulären Fahrten durch den Marsstaub wird es Zeit, sich zur Ruhe zu setzen und wie so oft im Leben, benötigt es erst eine schwere Krankheit, die zu dieser Einsicht zwingt. So jedenfalls geht es dem Marsrover Spirit. Trotz intensiver Bemühungen der Free Spirit-Bewegung ist der Karren nicht mehr aus dem Dreck zu ziehen, er steckt unwiederbringlich fest, wie die Aufnahmen der vorderen Roverkamera zeigen. Der Rover wird nun entgültig in den Ruhestand verabschiedet. Doch der rüstige Rentner Spirit will sich natürlich auch im neuen Lebensabschnitt nützlich machen.

Dazu muss sich der Rover aber erst in eine bessere Position bringen, um den kommenden harten Marswinter zu überleben. Der Mars hat mit der Erde vergleichbare Jahreszeiten, da die Achsneigung beider Planeten ähnlich ist. Allerdings dauern die Jahreszeiten auf dem Mars aufgrund der längeren Umlaufdauer in etwa doppelt so lang. Wie auf der Erde steht auch die Sonne am Marshimmel im Winter niedriger, was sich erheblich auf die Leistung der Solarzellen auswirkt. Geht dem Rover der Saft aus, kann er seine empfindliche Elektronik nicht mehr temperieren.

Doug McCuiston, Leiter des Mars-Erkundungsprogramms der der NASA stellt klar:
"Spirit is not dead; it has just entered another phase of its long life. We told the world last year that attempts to set the beloved robot free may not be successful. It looks like Spirit's current location on Mars will be its final resting place."
Der Rover befindet sich schon seit zehn Monaten auf einem Home Plate genannten Plateau. Sein linkes Vorderrad brach durch eine Oberflächenkruste in darunter befindlichen weichen Sand. Ein Phänomen, dass jeder derzeit gerne mit oberflächlich vereisten Schnee nachspielen kann. Jetzt ist es Mitte Herbst an Spirits Standort und der Rover steckt noch immer fest. Der drohende Winter, der nach unserer irdischen Zeitrechnung im Mai einsetzt, macht eine Änderung der Strategie notwendig, zumal bei dem sechsrädrigen Rover inzwischen zwei Räder aus anderen Gründen ihren Geist aufgegeben haben. Jetzt gilt es, die verbliebene Beweglichkeit dafür zu nutzen, die Solarzellen des Rovers möglichst steil in die Wintersonne zu stellen. Momentan ist der Rover etwas gen Süden geneigt. Da er sich aber auf der südlichen Hemisphäre befindet, steht die Wintersonne im Norden. Jeder Grad Änderung des Neigungswinkels ist da entscheidend.

Die Rover-Fahrerin Ashley Stroupe vom drückt es so aus:
"We need to lift the rear of the rover, or the left side of the rover, or both. Lifting the rear wheels out of their ruts by driving backward and slightly uphill will help. If necessary, we can try to lower the front right of the rover by attempting to drop the right-front wheel into a rut or dig it into a hole."
So wie Spirit jedenfalls jetzt steht, droht die Kommunikation mit der Erde aufgrund der zu niedrigen Energie während des Winters abzubrechen.

Und wie bereits erwähnt geht es ja nicht nur um die Kommunikation, sondern auch um die Wärme für die Elektronik, wie auch der für die beiden Marsrover verantwortliche Projektmanager John Callas klarstellt:
"Getting through the winter will all come down to temperature and how cold the rover electronics will get. Every bit of energy produced by Spirit's solar arrays will go into keeping the rover's critical electronics warm, either by having the electronics on or by turning on essential heaters."
Wenn Spirit überlebt, kann der Rover immernoch gute Dienste leisten.
Zum Beispiel können die ortsfesten Radiosignale Spirits genutzt werden, um die Rotation des Mars genau zu vermessen. Leichte Schwankungen in der Rotation geben Hinweise über den Aufbau des Marskerns. Für solche Messungen bedarf es monatelanger Langzeitbeobachtungen. Der bekannte Marsforscher Steve Squyres sagt dazu:
"If the final scientific feather in Spirit's cap is determining whether the core of Mars is liquid or solid, that would be wonderful -- it's so different from the other knowledge we've gained from Spirit."
Die Instrumente am Roboterarm des Rovers können zeitliche Veränderungen in der Zusammensetzung des nahegelegenen Bodens untersuchen. Dazu kommt die Überwachung der Marsatmosphäre und windinduzierte Bodenbewegungen.

Der Rover Spirit ist mit seinem Zwilling Opportunity im Januar 2004 auf dem Mars gelandet. Viel viel viel länger als gedacht, halten beide Rover nun schon durch. Mit ihren augähnlichen Zwillingskameras und ihrem tapferen Kampf gegen die Tücken des Alltags sind die Rover in den Jahren irgendwie vermenschlicht. Das man sie nicht einfach abschalten kann, sondern in Würde altern lässt, ist da nur konsequent.

Quelle und weitere Informationen: http://www.nasa.gov/rovers
Übrigens: Am 29. Januar erreicht der Mars seine Opposition. Das kommende Wochenende bietet sich also für die Marsbeobachtung an, sofern das Wetter mitspielt.

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