Galaxienkannibalismus live

Kosmische Staubmassen können so einiges verbergen. Schon in unserer eigenen Milchstraße versperren sie im sichtbaren Licht den Blick auf das Zentrum der Galaxis und das dort ruhende Schwarze Loch. Auch andere Galaxien sind oft von großen Staubbändern durchzogen. Wie wir erst kürzlich am Beispiel von NGC 4710 gesehen haben, sehen wir denn Staub am besten, wenn wir "edge-on" - also von der Seite - auf eine Spiralgalaxie schauen.

Centaurus A, aufgenommen vor einigen Jahren mit FORS2 am Very Large Telescope. Image Credit: ESO

Keine Spiralgalaxie und dennoch von einem auffälligen dunklen Staubband durchzogen ist NGC 5128, die fünfthellste Galaxie am Himmel. Viel bekannter ist sie unter dem Namen Centaurus A, weil sie zugleich auch die dritthellste Radioquelle am Himmel ist.

Die Radiostrahlung stammt von einem Aktiven Galaktischen Kern, dem Schwarzen Loch im Zentrum dieser Galaxie, das beständig mit Materie gefüttert wird. Das dichte Staubband um die ansonsten ellipsenförmige Sternansammlung verhindert, daß wir in das Herz von Centaurus A schauen. Aufnahmen der Infrarotsatelliten ISO und Spitzer haben gezeigt, daß sich dort eine seltsam gebogene Struktur verbirgt, die vermutlich die Überreste einer Spiralgalaxie sind, die Centaurus A sich einverleibt hat.

Infrarot-Anblick von Centaurus A, aufgenommen mit SOFI am 3.5m NTT der ESO. Image Credit: ESO/Y. Beletsky

Um sich diese gebogenen Strukturen näher anzuschauen, hat man mit dem New Technology Telescope (NTT) der ESO auf La Silla nochmal ganz genau nachgeschaut: Mit einer neuen Bildbearbeitungstechnik hat man im nahen Infraroten aufgenommene Bilder von der letzten Staubschleiern befreit, so daß dort unzählige einzelne Sterne und ganze Sternhaufen sichtbar wurden - die letzten Spuren der von Centaurus A verschlungenen Galaxie. Hier sehen wir also live, wie sich große elliptische Galaxien durch das Verschmelzen kleinerer Spiralen bilden.

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