Astronomieunterricht für alle - ein Aufruf zur Woche der Schulastronomie

Pünktlich zur Woche der Schulastronomie des Internationalen Jahrs der Astronomie hat die Initiative Pro Astro Sachsen einen Offenen Brief an Bund und Länder veröffentlicht, in dem sich zahlreiche Vertreter von Astronomie und Astrophysik für ein bundesweites Pflichtfach Astronomie in der 10. Klasse aussprechen. Unterzeichnet haben nicht nur Stellvertreter der wichtigen Forschungsorganisationen aus Astronomie und Raumfahrt und aus der Amateurastronomie, sondern auch prominente Astronauten und Wissenschaftler.

Die Medien beginnen inzwischen das Thema aufzugreifen, anderswo wird schon fleißig diskutiert. Kontovers ist es allemal, in Zeiten vollgestopfter Lehrpläne, verkürzter Gymnasialzeit und regelmäßigem Unterrichtsausfall ein neues Schulfach etablieren zu wollen.

Bleibt zu hoffen, daß eine möglichst große Resonanz dem einen oder anderen Verantwortlichen aus der Politik klar macht, daß Astronomie mehr ist als nur ein weiteres naturwissenschaftliches Fach. Astronomie steht für den Forscherdrang und die Suche nach Antworten auch die grundsätzlichsten Fragen der Menschheit.
Bei der ganzen Aktion geht es um mehr als die Frage der Bedeutung von Naturwissenschaften im Schulunterricht. Es geht darum, daß Bildung aus jungen Menschen eben nicht nur fleißige Bienen machen soll, die das Bruttosozialprodukt erhöhen, sondern kluge Köpfe, die die großen Zusammenhänge sehen.

3 Kommentare:

  1. Solide Astronomiekenntnisse halte ich auch für wichtig, denn es gehört zur Allgemeinbildung wenigstens mal den Versuch unternommen zu haben zu verstehen, wie gewaltig das Universum ist. Dies rückt vieles ins rechte Licht und lässt so manche größenwahnsinnige Idee und irdisches Problem als das erscheinen was es ist: provinziell und kosmisch irrelevant.

    Was die praktische Einführung solch eines Faches anbelangt, bin ich aber skeptisch. Ich frage mich, ob es nicht besser wäre, die Untergliederung der Naturwissenschaft in Fächern, die dann enzyklopädisch und unkoordiniert gelehrt werden, aufzugeben. Ich denke auch der Trend geht in diese Richtung (z.B. das Fach Naturwissenschaft&Technik in Ba-Wü). Wichtiger als der Ruf nach einem Schulfach Astronomie finde ich daher die Frage, wie man astronomische Inhalte in die Schule bringen kann.

    Ich denke wir muten den Schulkindern oft zu viel Spezialwissen zu und das zu ungunsten von Orientierung (was ist Naturwissenschaft, was sind die wichtigsten Paradigmen) und Problemlösung (wie erforsche ich etwas). Ich glaube noch ein Schulfach verbessert dieses Problem nicht. Ich habe zum Beispiel in der Schule nichts über Astronomie erfahren (und kaum was über Biologie), aber dafür alles über die Techniken der Polymerisation in der chemischen Industrie. Ich bin überzeugt, das Denken in Schulfächern führt immer zu solchen merkwürdigen Unausgewogenheiten. Schüler brauchen EINEN Ansprechpartner in Sachen Naturwissenschaft, so wie es ja auch nur einen Deutschlehrer gibt und nicht je einen für Grammatik, Poetik und Rethorik.

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  2. Beim Betrachten der illustren Liste der unterzeichnenden Organisationen (wie auch immer diese "Unterschriften" im Einzelnen zustande kamen; beim Rat deutscher Planetarien z.B. soll es nur eine knappe Mehrheit gegeben haben) fällt vor allem auf, wer da nicht steht: die beiden wichtigsten astronomischen Organisationen des Landes, die Astronomische Gesellschaft und der Rat deutscher Sternwarten!

    Auf Nachfrage erklärte mir ein Vorstandsmitglied der ersteren, man halte die Forderungen des Offenen Briefes unisono für völlig utopisch und sogar für schädlich, da die Einführung eines zusätzlichen Schulfaches v.a. in den alten Ländern absolut unmöglich sei. Stattdessen setzen AG und RdS auf subtilere Wege, wie einer gemeinsamen Erklärung von diesem Januar zu entnehmen ist.

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  3. Hallo Daniel,

    die von dir verlinkte Erklärung würde ich bedenkenlos unterschreiben, beim Schulfach Astronomie dagegen bin ich auch eher zurückhaltend.

    Ich sehe einen ganzen Haufen Probleme bei einem festen Unterrichtsfach Astronomie in Klasse 10. Mal ganz abgesehen davon, daß man sich ja zurecht fragen muß, an welcher Stelle denn gekürzt werden soll, um dieses Fach in den Zeitplan zu quetschen, macht mir am meisten Sorgen, daß zum Beispiel der Erdkundelehrer in Klasse 5 dann eine wunderbare Ausrede hätte, die Jahreszeiten nicht mehr behandeln zu müssen: "Das kriegen die ja eh später nochmal, da kann ich stattdessen dann ja was anderes machen." Hinzu kommt: Klasse 10 ist viel zu spät, um viele Jugendliche, und besonders Mädchen, für ein im Wesen naturwissenschaftliches Fach wie Astronomie zu begeistern.

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