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Die Oberfläche des Mondes galt bislang als knochentrocken. Forscher haben jetzt aber eindeutige Beweise für Wasservorkommen auf dem Mond gefunden. Im Gegensatz zu einer jahrzehntelangen Annahme kommen Wasser oder wasserähnliche Verbindungen nicht nur in den Schatten tiefer Krater an den Polen vor, sondern nahezu überall auf dem Erdtrabanten, berichten Wissenschaftler in der heutigen Ausgabe der Fachzeitschrift "Science". Auch der NASA war diese Erkenntnis eine eigene Pressekonferenz wert. Messungen von gleich drei Raumsonden zeigten deutliche Absorptionen im Infrarotbereich, die sich nach Ansicht der Forscher nur durch Wasser (H2O) oder Hydroxyl (OH) erklären lassen. Der Wasseranteil an der optischen Oberfläche des Mondes könnte demnach bis zu 0,5 Gewichtsprozente betragen. Die Wissenschaftler warnen allerdings gleichzeitig vor zu hohen Erwartungen. "Wenn wir über Wasser auf dem Mond sprechen, sind damit weder Meere noch Ozeane und noch nicht einmal Pfützen gemeint", sagt Carle Pieters von der Brown University.
"Das Ergebnis der jetzt veröffentlichten Untersuchungen ist deswegen so erstaunlich, weil Wasser überall auf der Mondoberfläche vorhanden scheint", so Lawrence Taylor, Wissenschaftler an der Universität von Tennessee, der "New York Times". Er war an der Analyse von Daten eines NASA-Instruments an Bord des indischen "Chandrayyan-1"-Satelliten beteiligt. Die anderen Informationen stammen von der "Cassini"-Sonde und der Sonde "Deep Impact" (jetzt "Epoxi") der NASA. Vage Hinweise auf Wasser gab es schon seit längerem. Bereits vor 40 Jahren brachten Apollo-Besatzungen Gesteinsproben zur Erde mit. Die darin nachgewiesene Feuchtigkeit wurde aber auf Verunreinigungen durch die Apollo-Kapsel zurückgeführt, weil ein Behälter undicht gewesen sei, so Taylor.
Die Infrarot-Spektroskopie-Daten aller drei Sonden zeigen übereinstimmend eine deutliche Absorption an der Mondoberfläche bei einer Wellenlänge von drei Mikrometern. An dieser Stelle liegt eine wichtige Schwingungs-Absorptionslinie der OH-Gruppe, die als außerordentlich empfindlicher Indikator für die Anwesenheit von Wasser oder Hydroxyl gilt. Die Forscher sind sich deshalb sicher, dass die Messungen tatsächlich die Anwesenheit von Wasser an der Mondoberfläche beweisen.
Diese Bilder zeigen einen jungen Mondkrater auf der erdabgewandten Seite, aufgenommen vom "Moon Mineralogy Mapper"-Instrument der NASA auf der indischen Mondsonde Chandrayaan-1. Die linke Aufnahme ist bei kurzen infraroten Wellenlängen entstanden. Das rechte Bild zeigt die Verteilung wasserreicher Mineralien (hellblau) um den Krater. Wasser- und Hydroxyl-reiches Material wurde vor allem im Auswurfmaterial gefunden. (ISRO, NASA, JPL-Caltech, USGS, Brown Univ.)
Unklar ist indes, woher das Wasser auf dem Mond überhaupt stammt. Eine Ausgasung aus dem Mondinneren würde die Frage aufwerfen, warum die Mondproben keine Veränderungen durch den Einfluss von Wasser zeigen. Die Forscher vermuten daher, das der Sonnenwind, einen entscheidenden Beitrag leistet. Die Protonen des Sonnenwinds, positiv geladene Wasserstoff-Atomkerne, könnten, so diese These, mit im Gestein gebundenen Sauerstoff zu Hydroxyl und Wasser reagieren.
Die Forscher hoffen nun auf weitere Erkenntnisse über die Wasservorkommen auf dem Mond. Die jetzige Entdeckung steigert nach ihrer Ansicht auch die Chancen, in Regionen an den Polen des Erdtrabanten, die im ewigen Dunkel liegen, größere Mengen an Eis zu finden. Denn in diesen Kältefallen könnte sich aus dem Gestein ausgasender Wasserdampf niederschlagen und gefrieren. Daten darüber könnten bereits am 9. Oktober bei der NASA einlaufen. Denn an diesem Tag stürzt der "Lunar Crater Observing and Sensing Satellite" (LCROSS) in einem Kamikazeflug auf die Mondoberfläche. Die Sonde könnte mit ihrem Einschlag die Existenz von Wasser auf dem Mond erneut bestätigen und Aufschluss darüber geben, ob sich kühles Nass unter seiner Oberfläche verbirgt.
Quelle: NASA
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