Astronomie in 5000m Höhe

Die Erdatmosphäre ist für Astronomen einer der größten Störenfriede bei ihren Beobachtungen: Wind und Wetter machen so manche Himmelsbeobachtung mit Wolken und Niederschlag zunichte und Streulicht (also Luft- und Lichtverschmutzung) hellt den Himmel auf. Besonders die Profi-Astronomen würden sich häufig wünschen, daß ihnen Wasserdampf und andere Bestandteile der Luft nicht den Blick auf andere Spektralbereiche als sichtbares Licht und Radiostrahlung vom Erdboden aus verwehren würden. Was tut man also um dem zu entrinnen ohne gleich einen teuren Satelliten ins All zu schicken? Man baut seine Sternwarten abseits größerer Ansiedlungen in trockenen Gegenden in möglichst großer Höhe über dem Meeresspiegel.

Ab einem gewissen Punkt sind solche Plätze aber derart unwirtlich, daß es für uns Menschen schon schwierig wird, dort zu arbeiten. Schon auf dem knapp 2700m hohen Cerro Paranal, wo die vier 8m-Teleskope des Very Large Telescope stehen, darf man nicht dauerhaft sondern immer nur in Intervallen bis zu maximal 14 Tagen arbeiten. Touristen, die das Observatorium auf dem 4200m hohen Mauna Kea auf Hawaii besuchen wollen, werden immer wieder von der Höhenkrankheit oder anderen gesundheitlichen Problemen überrascht.

Die höchstgelegene Sternwarte entsteht derzeit in den chilenischen Anden. Auf dem 5000m über dem Meeresspiegel liegenden Hochplateau Chajnantor wächst und gedeiht ALMA, das Atacama Large Millimeter Array. Chajnantor gehört saisonal zu den trockensten Gegenden auf der Welt, was optimal für die Submillimeterastronomie ist, die dort betrieben werden soll. Der Antennenkomplex soll komplett aus einem auf 2900m liegenden Kontrollzentrum gesteuert werden, nur zu Wartungszwecken und um die Teleskopanordnung zu verändern sollen Techniker bis ganz nach oben geschickt werden. Mit APEX steht bereits seit 2005 ein Vorläuferteleskop zu ALMA auf der Hochebene und liefert wissenschaftliche Daten. Im Basislager bereitet man dagegen fleißig den Aufbau der gesamten Anlage vor. Über das erste erfolgreiche Zusammenschalten zweier Antennen habe ich ja schon berichtet.

Das ALMA-Teleskop auf dem liebevol "Otto" genannten Spezialtransporter. Image Credit: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)

Jetzt hat man erfolgreich das erste ALMA-Teleskop auf die Hochebene transportiert. Kein leichtes Unterfangen übrigens, für das man einen eigens konstruierten Transporter entwickeln mußte (der ist übrigens ein Produkt "Made in Germany"). Immerhin, allein die Antenne des Teleskopes hat 12m Durchmesser, und das Teleskop, das zusammen ungefähr 100 Tonnen wiegt, muß in komplett zusammengebautem Zustand transportiert werden. Schließlich sollen die ALMA-Teleskope ja auf der Hochebene beweglich bleiben. In der Atacama-Wüste mußte man sich aber wohl keine Sorgen machen, daß dieser ganz besondere Schwertransport zu Staus auf Autobahnen führen würde...

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