Ein etwas anderer Supernovaüberrest

Eines der beliebtesten Beobachtungsobjekte der Sommersaison ist der Cirrusnebel im Sternbild Schwan. Dabei handelt es sich um einen Supernovaüberrest, der sich über mehrere Grad am Himmel ausdehnt. Nimmt man die verschiedenen Filamente des Nebels zusammen, erhält man eine einigermaßen runde Struktur, so wie man es von der Explosionswolke einer Supernova erwartet, die sich kugelförmig ausdehnt.

Es gibt aber auch andere Supernovaüberreste, die nicht so gleichmäßig rund erscheinen. Mit dem Chandra-Röntgenteleskop hat man sich jetzt mal einen Kandidaten in der Kleinen Magellanschen Wolke vorgenommen. Im Infraroten zeigt der etwa 190000 Lichtjahre entfernte Supernovaüberrest SNR 0104-72.3 eine bipolare Struktur mit schwach zwei leuchtenden Keulen. Die Röntgenstrahlung füllt den Bereich senkrecht zu den Keulen und bildet zusätzlich mehrere armartige Strukturen aus. Damit ist dieser Supernovaüberrest alles andere als kugelsymmetrisch.

Oben: Infrarotaufnahme des Supernovaüberrests SNR 0104-72.3 mit dem Spitzer Space Telescope. Unten: Röntgenaufnahme mit dem Chandra-Satelliten. Image Credit: X-ray (NASA/CXC/Penn State/S.Park & J.Lee); IR (NASA/JPL-Caltech))

Man vermutet nun, daß SNR 0104-72.3 keine normale Supernova ist, bei der ein massereicher Stern am Ende seines Lebens explodiert ist, seine äußere Hülle abgeworfen hat und zu einem Neutronenstern oder Schwarzen Loch geworden ist, sondern daß es sich um eine Supernova vom Spezialtyp Ia gehandelt hat. Solche Supernovae passieren in Doppelsternsystemen, in denen sich einer der beiden Sterne bereits zum Weißen Zwerg entwickelt hat. Wenn dieser Weiße Zwerg nun von dem anderen Stern Materie absaugt und dabei immer mehr an Masse gewinnt, überschreitet er irgendwann die Grenzmasse, bei der er zu einem Neutronenstern zusammenfällt. Dieser Supernovatyp wird in der Kosmologie verwendet, um Entfernungen von Galaxien zu ermitteln, weil der Zahlenwert der Grenzmasse, die Chandrasekhar-Masse, sehr genau bekannt ist, so daß solche Supernovaexplosionen immer gleich stark und damit insgesamt gleich hell sind.

Kombinierte Röntgen- und IR-Aufnahme von SNR 0104-72.3 und seiner Umgebung. Image Credit: X-ray (NASA/CXC/Penn State/S.Park & J.Lee); IR (NASA/JPL-Caltech))

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