Schon einmal Neptun gesehen?

Credit: NASA/JPL-Caltech/Kevin M. Gill.

 

Nach der neuen Klassifikation ist nicht mehr Pluto, sondern Neptun der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Das kann man finden wie man will, jedenfalls ist Neptun mit fast 50.000 Kilometer Durchmesser definitiv ein echter Planet, der mit einer Entfernung von dreißig Astronomischen Einheiten das Reich der Gasriesen nach außen abschließt. Aber wer hat Neptun wirklich mal gesehen? Mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,9 mag ist er für das bloße Auge nicht zu sehen, aber durchaus in Reichweite kleiner Teleskope und sogar von Feldstechern. Ein Problem ist nur, dass man dazu wissen muss, wo er denn gerade am Himmel steht. Der Vergleich mit einer Sternkarte verrät dann seine Position. Gelegentlich kommen dem irdischen Beobachter aber auch die großen Brüder Neptuns zur Hilfe. Am 27. Mai wird Jupiter vor Neptun vorbeiziehen, es kommt zu einer Begegnung der beiden Gasriesen, man spricht von einer Konjunktion. Der sehr auffällige Jupiter verrät den dunklen Neptun. Dieser befindet sich in den frühen Stunden des 27. Mai in einer Entfernung von etwas mehr als einem Vollmonddurchmesser (0.38 Grad) links oben von Jupiter. Diese Gelegenheit wiederholt sich in diesem Jahr noch zweimal, nämlich am 9. Juli und 21. Dezember. Zu solchen Dreifachbegegnungen des innersten mit dem äußersten Gasriesen kommt es alle zwölf bis dreizehn Jahre. Der Grund hierfür ist, dass sich dann beide Planeten etwa zur selben Zeit in Opposition befinden, also auf der Verlängerung der Verbindungslinie Sonne-Erde. Jupiter erreicht die Oppositionsstellung am 14. August, Neptun am 17. Zur Zeit ihrer Oppositonsstellung sind die Planeten rückläufig, das heißt, sie bewegen sich bezüglich des Fixsternhintergrunds von Ost nach West. Beim Wechsel von Recht- zur Rückläufigkeit und wieder zurück kommt es zu den drei nahen Begegnungen. Schon einmal Neptun gesehen hat auch Galileo Galilei, doch war ihm der Planetencharakter dieses Lichtpunktes nicht bekannt und sein kleines Teleskop konnte den Punkt nicht zur Planetenscheibe vergrößern. Als Planet wurde Neptun erst 1846 aufgrund theoretischer Vorhersagen entdeckt. Als Galileo Galilei in der Nacht des 28. Dezembers 1612 Jupiter und seine Monde beobachtete, befanden sich die beiden Gasriesen auch in einer Dreifachkonjunktion. Galilei notierte Neptun als "Stern" 8. Größe. Ein paar Wochen später, am 27 Januar 1613, standen sich Neptun und Jupiter wieder nahe. Zusammen mit einem weiteren Stern notierte sich Galilei auch wieder die Position des Neptun. In der darauffolgenden Nacht schaute er wieder nach dem Jupitersystem und bemerkte dabei, dass sich der Abstand der beiden "Sterne" vergrößert hat. Leider hat Galilei diese Spur nicht weiter verfolgt, sonst wäre ihm bestimmt aufgegangen, dass sich einer der beiden "Sterne" tatsächlich bewegt. Galileo Galilei war aber nicht der einzige Astronom, der Neptun gesehen, ohne ihn entdeckt zu haben. Nachweislich trifft dies auch auf Lalande und John Herschel zu. Von dem Astronomen Johann von Lamont, Direktor der Sternwarte Bogenhausen, wird sogar gesagt, er hätte Neptun wenige Tage vor seiner offiziellen Entdeckung gesehen. Wer also nicht in die Neptun-Falle tappen will, sondern den äußersten Planeten unseres Sonnensystems gezielt entdecken will, hat am 27. Mai die Möglichkeit dazu.

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