Minimales Sonnenfleckenminimum

Credit: David Hathaway, NASA/MSFC

Auf der Sonne ging es im Jahr 2008 sehr ruhig zu: An 266 Tagen waren keine Sonnenflecken zu sehen. Wer also die Sonnenscheibe zum Beispiel per Projektionsverfahren beobachtet hatte, sah wohl meist nur eine blanke helle Scheibe *). Ein noch stärker ausgeprägtes Minimum gab es zuletzt im Jahre 1913. Aber es könnte noch schlimmer kommen, denn bisher zeigte die Sonne in 2009 kaum Anzeichen von Sonnenfleckenaktivität: Von bisher 90 vergangenen Tagen waren 78 fleckenfrei, was 87% der Tage entspricht. Bleibt dieser Trend erhalten, wird 2009 also noch ruhiger als 2008 mit 73%.

Dass die Sonne derzeit überhaupt ein Minimum in der Anzahl ihrer Flecken zeigt, ist nicht überraschend. Sie folgt damit dem 11-jährigen Zyklus, den Samuel Heinrich Schwabe 1843 beschrieb. Aber muss das Minima gleich so ausgeprägt sein und was hat das für Konsequenzen?

Die Sonnenflecken entstehen durch die Anwesenheit von Magnetfeldern in der Photosphäre. Diese behindern die Konvektionsströmung des heißen Plasma aus dem Sonneninneren, so dass lokal die Sonne auskühlt. Aufgrund dieses Temperaturgefälles erscheint diese magnetfelddurchsetzte Stelle als dunkler Fleck. Die Magnetfelder bewirken Effekte der sogenannten "aktiven Sonne", wie beispielsweise Protuberanzen. Daher ist die Zahl der Sonnenflecken ein Maß für die Aktivität der Sonne: Wenig Flecken = wenig Magnetfelder an der Oberfläche = wenig Aktivität.

Dies hat verschiedene Auswirkungen:
  • Der Druck des Sonnenwindes nimmt ab, wodurch mehr kosmische Strahlung ins Innere des Sonnensystems gelangt. Diese ist schädlich für Astronauten. Außerdem bedeutet eine Abnahme des Sonnenwindes auch weniger Nordlichter.
  • Gegenüber dem letzten Minimum von 1996 hat die Helligkeit der Sonne um 0,02% abgenommen, im UV-Bereich sogar um 6%. Besonders Letzteres hat den Effekt, dass der obere Bereich der Atmosphäre weniger stark aufgeheizt wird. Dadurch ist die Atmosphäre gewissermaßen weniger stark aufgebläht. Dadurch verringert sich die Restreibung der Atmosphäre an den Satelliten. Dies erhöht einerseits deren Lebensdauer, allerdings auch die Verweildauer des leidigen Weltraumschrotts.
Was ist von diesem Verhalten unserer Sonne zu halten? Für David Hathaway vom Marshall Space Flight Center der NASA ist dieses ausgeprägte Minimum nur ein scheinbarer Effekt: "Seit dem Beginn des Raumfahrtzeitalters in den 1950-zigern war die Sonnenaktivität allgemein hoch. Fünf der zehn stärksten Sonnenzyklen seit Beginn der Aufzeichnungen fallen in die letzten fünfzig Jahre. Wir sind es einfach nicht gewohnt, die Sonne so ruhig zu sehen." Anders als früher, erforscht heute eine ganze Raumsondenflotte die Sonne. Der Sonnenphysiker Dean Pesnell betont daher: "Zum ersten mal in der Geschichte sehen wir, was ein solches starkes Minimum wirklich bedeutet."

Dean Pesnell geht übrigens davon aus, dass die Sonnenflecken zum Ende des Jahres wieder zulegen werden. Da aber niemand so recht die Physik hinter dem Zyklus der Sonnenflecken versteht, gehen die Vorhersagen ziemlich auseinander.

*) Achtung: Niemals direkt in die Sonne schauen!
Quelle: NASA

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