Tauchen im Weltall

Mit der derzeitigen Space Shuttle Mission STS-126 zur internationalen Raumstation ist nun erstmals auch eine deutsche Astronautin im All. Nein, ganz so ist es nicht! Aber die amerikanische Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper ist tatsächlich die Tochter europäischer Einwanderer. Ihr Vater kommt aus der Ukraine, ihre Mutter aus Deutschland. Als Einwandererkind der ersten Generation ist sie mehrsprach aufgewachsen: Zuhause lernte sie Deutsch und Ukrainisch, auf der Straße und Schule Englisch. Geboren wurde sie 1963 als Heidemarie Martha Stefanyshyn in Saint Paul, einer kleinen Stadt im US-Bundesstaat Minnesota; den Zweitnamen Piper verdankt sie ihren Mann, nicht ihrer deutschstämmigen Mutter. Bildung war das Schlüsselwort für die Familie Stefanyshyn: Die fünf Einwandererkinder der ersten Generation sollten Amerika zu ihrer Heimat machen, indem sie dort etwas erreichen - also nicht Würstchenbude und Schnitzelrestaurant, sondern College, MIT und Navy. In der Marine lies sich Heidemarie Stefanyshyn-Piper zur Taucherin ausbilden. Astronautin zu werden kam ihr nie in den Sinn, bis eines Tages ein Bekannter vom Plan der NASA erzählte, eine internationale Raumstation zu bauen. Sie sah sich das Astronautentraining an und stellte fest, dass das mehr nach tauchen, als nach fliegen aussah. "Ich reparierte unter Wasser Schiffe der Marine und ich dachte mir, wenn ich Schiffe unter Wasser reparieren kann, kann ich auch eine Weltraumstation im All bauen", sagte sie in einem Interview der NASA.

Ursprünglich wollte die junge Heidemarie eigentlich Pilotin bei der Marine werden. Geflogen ist sie allerdings nur durch den Sehtest und so ging sie den Umweg der Marinetaucherin, um nun für die NASA zu fliegen oder zu tauchen, wie immer man das sehen will.

Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn tauchen und im Weltraum "Spazieren gehen" sind sich tatsächlich sehr ähnlich, wie sie selber beschreibt: "Ich glaube mein beruflicher Hintergrund als Taucherin war einer der Punkte, der mir das Weltraumspazieren leicht fallen lies. Ich weiß, was passiert, wenn sich der eigenen Körper in keiner guten Position für eine Arbeit befindet und man sich nicht stabiliseren kann und was man tun muss, um doch einen Halt zu finden."

Für Heidemarie Stefanyshyn-Piper ist es nicht der erste Flug ins All. Beim Flug STS-115 leistet sie schwere Aufbauarbeit an der internationalen Raumstation, verbunden mit zwei Außenbordeinsätzen von insgesamt 13 Stunden Dauer. Schon einen Tag nach der Landung sollte sie eine Rede halten. Dabei brach sie zweimal vor laufender Kamera zusammen, wie das Video zeigt. Der Astronautin war das natürlich peinlich. Ich will dieses Video hier nochmals zeigen, nicht um sie zu blamieren, sondern weil das Video eindrücklich zeigt, dass die Arbeit der Astronauten eine sehr schwierige ist und der Mensch an die Bedingungen des Weltraums nicht angepasst ist. Ein paar Tage Abwesenheit von der ständigen Herausforderung, die die Gravitation an unser Muskel- und Kreislaufsystem stellt, reichen aus, um selbst solche erfahrenen Schwerelosigkeitsarbeiter wie Heidemarie Stefanyshyn-Piper am Pult zusammenklappen zu lassen. Gerade das spricht in meinen Augen für eine Mond- oder Marsstation, statt einer Raumstation.


Für die derzeitige Mission STS-126 sind vier Weltraumspaziergänge geplant, drei davon unter aktiver Beteiligung von Heidemarie Stefanyshyn-Piper. Ich wünsche ihr viel Erfolg dabei!

(Quelle: Das vollständige NASA-Interview steht hier, Wikipedia-Eintrag über Heidemarie Martha Stefanyshyn-Piper)

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