Konservativ = bildungsfern?


Okay, mit Politik habe ich nicht viel am Hut, vielleicht bin ich deswegen immer wieder so erstaunt, was konservative Politiker weltweit dazu bringt, sich mit voller Absicht als bildungsfern zu outen und ihr Unwissen öffentlich zur Schau zu stellen. Ist dies der plumpe Versuch sich "Joe dem Klempner" anzubiedern und ist das nicht eine Beleidigung des Klempnerhandwerks? In Amerika können wir gerade eine bizarre Debatte verfolgen: Der konservative Präsidentschaftskandidat John McCain äußerte sich wiederholt negativ über das Adler Planetarium in Chicago, denn dort bemüht man sich derzeit um die Finanzierung eines neuen Planetariumprojektors. Der momentan vorhandene Projektor ist schon seit über vierzig Jahren in Betrieb. Für McCain sind Planetarien aber sowieso "foolishness" - eine Narretei - und er versucht seinem Herausforderer Barack Obama nun Geldverschwendung unterzuschieben, da er angeblich das Planetarium unterstützt (was so auch gelogen ist). Nicht nur, dass McCain seine Bildungsferne dadurch zur Schau stellt, dass er den Planetariumsprojektor für einen Overhead-Projektor hält, er versucht tatsächlich bei den Wählern zu Punkten, in dem er diese naturwissenschaftlichen Bildungstempel für unnütz hält. Vielleicht, weil man dort lernen kann, dass die Dinosaurier schon vor 65 Million Jahren ausgestorben sind und nicht, wie seine Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin glaubt, vor 4000 Jahren. Wer von dieser Thematik noch nichts vernommen hat, findet einen schönen Einstieg im Blog bad astronomy: McCain's planetariophobia.

Über so viel Dummheit kann man sich nur wundern und man könnte das wieder unter "typisch blöde Amerikaner" abheften, hätten wir hier im Südwesten Deutschlands nicht selber eine konservative Landesregierung. Jan Hattenbach, der sich in seinem Blog Himmelslichter gegen die Lichtverschmutzung stark macht, zitiert in seinem Beitrag Petitionen und Anfragen - was dabei herauskam aus einem Brief der Landesregierung (genauer des Umweltministeriums):

"Die Frage einer möglichen Beeinträchtigung astronomischer Beobachtungen spielt bei der Zulassung von Außenbeleuchtungen keine Rolle."

Zumindest wir in Baden-Württemberg haben also keinen Grund, über McCain und Konsorten den Kopf zu schnütteln. Ein Land, das in Heidelberg eine traditionsreiche Landessternwarte unterhält hat so eine ignorante Landesregierung genauso wenig verdient, wie die Amerikaner einen John McCain. Die Chancen stehen diesmal gut, dass sich in Amerika die Vernunft durchsetzt - für Baden-Württemberg bin ich da viel pessimistischer.

2 Kommentare:

  1. Hallo Stefan,

    die Aussage des Umweltministeriums BW gibt leider die Situation in ganz Deutschland wieder. Auch das BMU ist ähnlich ahnungs- und interesselos, das hat die Anhörung in Berlin am Montag wieder gezeigt. Insofern darf sich dein Pessimismus ruhig auf unser ganzes Land beziehen :-(

    Die Geschichte aus Amiland macht mich aber sprachlos. Und soll ich dir mal was sagen: Auch was den Ausgang der Wahl abgeht bin ich pessimistisch. Die Amerikaner haben Bush immerhin 2 (zwei) Mal gewählt - beim 2. Mal gab es auch keine Zweifel mehr am Ausgang!

    Jan

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  2. Denke das gehört ins Repertoir politischer Rituale. So wie die Linke ihre Neiddebatte hat, praktiziert das Konservative Lager gerne mal lustvoll das Intellektuellen-Bashing. Mit rationalen Argumenten ist dem vmtl. nicht beizukommen.

    Ist dann nur blöd für den dens trifft; ob das nun Ackermann ist oder irgendeine Sternwarte, die ja erstmal auch nichts dafür kann.

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