DIE ZEIT: Eine Panne jagt die Nächste


In einer Glosse (das ist so ein "ich darf jetzt auch mal motzen"-Format für grauhaarige Redakteure vermeintlich renommierter Medien) lässt sich Zeit-Redakteur Ulrich Schnabel über den Teilchenbeschleuniger LHC am CERN in Genf aus. Er wagt dabei die These, dass die Pannen am LHC doch PR-mäßig wunderbar seien, denn sonst würde sich ja laut Schnabel niemand für Teilchenphysik interessieren. Ist das schon schlimm, so sind die Leser-Beiträge zum Artikel beinahe schlimmer, teilweise zumindest. Es ist wirklich kaum auszuhalten, dass vor allem in solchen "intellektuellen" Formaten wie "Die Zeit" immer auf der W-Frage rumgeritten wird, sobald es um Wissenschaft geht: Was kostet das? Die Kosten für das CERN sind doch nun wirklich Peanuts verglichen mit den Sozialkosten, die in unserem Land der arbeiten Minderheit aufgeladen werden. Sollen wir wirklich an der Teilhabe an einem der größten Experimente verzichten, damit Hartz IV - Empfänger ein Jahr lang ein paar Euro mehr in der Tasche haben? Wie innovativ ist denn das? Abgesehen davon schafft das CERN ja auch Arbeitsplätze und zwar qualifizierte. Diese Art von Sozialtransfer ist mir tausendmal lieber. Wie naiv muss man eigentlich sein, um zu glauben, dass irgendeine Kita in Deutschland mehr entsteht, weil wir auf das CERN verzichten? Diesen Zusammenhang gibt es einfach nicht. Für dieses Geld werden dann halt Diäten erhöht oder Spitzensteuersätze gesenkt oder es wird in das riesige Schwarze Loch Sozialtransfer gepumpt.
Was die Kosten für Grundlagenforschung anbelangt: Man kann es sich eben nicht immer aussuchen. Es gibt wissenschaftliche Disziplinen, in den man mit wenig Geld viel erreichen kann und es gibt eben Forschungsbereiche, die gewisse Investitionen benötigen, um überhaupt stattfinden zu können. Man kann auch den Mars nur erforschen, wenn man hinfliegt. Wer dazu nicht bereit ist und das Geld lieber in Fragebögen der Soziologie steckt, kann eben keine Marsforschung betreiben. Man kann da leider keine Kompromisse machen. Entweder man ist dabei oder nicht.
Den Zeit-Artikel "Der Teilchen-Thriller" finde ich erschreckend niveaulos. Zu glauben, dass die Menschen sich nur für das CERN interessieren, weil irgendwas schief läuft zeigt doch wie wenig die Zeit-Redakteure von ihren Lesern halten. Es scheint doch eher so zu sein, dass Die Zeit nur über das CERN berichten will, wenn etwas schief läuft und dann die Frechheit hat zu behaupten, dass nur diese Nachrichten die Leser interessieren.
Hier gehts zur wahren Panne: http://www.zeit.de/2008/40/Glosse-1
(nur für Masochisten)

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