Die Physik der Samurai


Wenn Nobelpreise vergeben werden, kramen die Wissenschaftsverlage hektisch in ihren Archiven, ob sich nicht was findet, was nun nachträglich nobelpreisgekrönt ist. Bei der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft hat man einen erstaunlichen Artikel ausgegraben, den ich nur empfehlen kann. Der frischgebackene Nobelpreisträger für Physik Yoichiro Nambu berichtet in der Mai Ausgabe aus dem Jahre 1999 dieser Zeitschrift über Japanische Physiker im Zweiten Weltkrieg Der Verlag stellt aus Anlass des Nobelpreises diesen Artikel online zur Verfügung.
Der Titel ist etwas eng gefasst, geht es doch nicht nur um den Zweiten Weltkrieg. Der noch nobelpreislose Physiker Nambu beschreibt, wie die Physik in Japan Einzug hielt, was erstaunlich spät war. Hier war tatsächlich der Krieg der Vater aller Dinge: Um den Anschluss in der Militärtechnik nicht zu verlieren, wurde die Physik zum Ende des 19. Jahrhunderts in Japan gezielt aufgebaut. Ausgerechnet der Zweite Weltkrieg brachte dann eine Generation von theoretischen Physikern hervor, die international beachtet und genobelpreist wurde. Warum sich gerade diese schlimme Zeit so positiv auswirkte weiß Nambu auch nicht, aber mir gefällt sehr seine Theorie, die er dazu hat: er meint, dass in den Kriegswirren der "traditionelle Stil feudaler Loyalität" an den Universitäten nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. So kamen die jungen Physiker endlich zur geistigen Entfaltung. Schade nur, dass es dazu eines Krieges bedurfte.

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