Ein Schmetterling über dem Achterdeck

NGC 2440, NASA, ESA, and K. Noll (STScI)

 Das Sternbild Puppis (zu Deutsch: Achterschiff, auch Achterdeck oder Hinterdeck genannt) zeigt sich in seiner ganzen Pracht erst südlich einer geographischen Breite von 35° Nord. In höheren Breiten ist lediglich der nördliche Teil des Sternbilds gut zu beobachten. Dieser Teil liegt östlich von Canis Major (Großer Hund), das durch den sehr hellen Stern Sirius leicht zu finden ist.

Dieser nördliche Teil von Puppis wird vom Band der Milchstraße durchzogen, so dass sich hier gleich drei Offene Sternhaufen aus dem Messier-Katalog befinden, nämlich M46, M47 und M93. Diese Objekte sind Ansammlungen junger Sterne, die aus dem Gas und Staub der Milchstraße entstanden sind.


Sternbild Puppis (Achterschiff). Die Lage von NGC 2440 ist durch das Viereck links oben markiert. Erstellt mit Stellarium

Zwischen den nahe zusammenstehenden Sternhaufen M46 und M47 und dem südlicheren Haufen M93 befindet sich ein Himmelsobjekt, das nicht für die Geburt, sondern für das Ende eines Sterns steht: Ein sonnenähnlicher Stern in circa 4.000 Lichtjahren Entfernung hat am Ende seiner Entwicklung seine äußere Hülle abgestoßen. Der freigelegte heiße Kern des früheren Sterns regt nun diese abgestoßene Materie mit seiner energiereichen UV-Strahlung zum Leuchten an. 

Der ehemaligen Kern des Sterns bildet einen sogenannten Weißen Zwerg. In der Mitte der Aufnahme ist er als kleiner Punkt erkennbar. Weiße Zwerge sind Winzlinge im Vergleich zu den Sternen, aus denen sie entstanden. Sie sind nur etwa so groß wie unsere Erde, aber aufgrund ihrer enorm hohen Oberflächentemperatur dennoch auf diese große Distanz sichtbar.

Himmelsobjekte wie NGC 2440 werden Planetarische Nebel genannt, auch wenn sie nichts mit Planeten zu tun haben. Wegen ihrer bipolaren Struktur erinnern viele Planetarische Nebel an Schmetterlinge oder Sanduhren. Die vom Stern abgestoßene Materie aus Gas und Staub breitet sich weiter aus, so dass sich ein Planetarischer Nebel mit der Zeit auflöst. Er existiert nur einige zehntausend Jahre, nach astronomischen Standards sind Planetarische Nebel also kurzlebige Phänomene.

Ganz anders der Weiße Zwerg: Im Falle von NGC 2440 hat er eine Oberflächentemperatur von circa 200.000 Kelvin, womit er zu den heißesten seiner Art gehört. Da der Weiße Zwerg seine Wärme lediglich über Strahlung abgeben kann, kühlt er nur sehr langsam ab. Es wird mehrere zehn Milliarden Jahre dauern, bis er nicht mehr sichtbar ist. In dieser Zeit hat unsere Sonne längst selbst dieses Endstadium ihrer Entwicklung durchlaufen.


Abbildung von NGC 2440 mit Beschriftungen

Das Sternbild Puppis wird von keinem hellen Stern dominiert. Seine Lage wird durch die beiden sehr hellen Sterne Sirius und Canopus markiert. Der hellste Stern des Achterschiffs trägt den Eigennamen Naos, bzw. nach Johann Bayer 𝜁 Puppis (Zeta Puppis). Das ist verwunderlich, sollte doch nach Bayer der hellste Stern eines Sternbildes nach dem ersten Buchstaben im griechischen Alphabet benannt sein. Doch einen Stern α Puppis (Alpha Puppis) gibt es nicht. Der Grund ist, dass im Sternkatalog Uranometria von Johann Bayer aus dem Jahre 1603 das Achterschiff Teil eines größeren Sternbildes war, dem Sternbild Argo Navis (Schiff der Argonauten). Dem Astronomen Nicolas-Louis de Lacaille war dieses riesige Schiff vermutlich zu unhandlich, so dass er es im Jahre 1763 in die drei Sternbilder Puppis (Achterschiff), Vela (Segel) und Carina (Schiffskiel) zerschlug. 

Der südlich gelegene sehr helle Stern Canopus war wohl auch schon zur Zeit des Sternbilds Argo Navis der Alpha-Stern und trägt heute die Bezeichnung α Carinae nach der Bayer-Notation.

Entdeckt wurde NGC 2440 im Jahre 1790 von Friedrich Wilhelm Herschel. Er ist somit auch dem Amateur-Teleskop zugänglich. Da es in mitteleuropäischen Breiten aber recht tief steht, ist ein gutes Seeing erforderlich, um es mit einer Vergrößerung beobachten zu können, die die bipolare Struktur zeigt.

Literatur: Govert Schilling, Wil Tirion Sternenbilder Kosmos-Verlag


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