Der Pelikan und der Schwan



Das Sternbild Schwan (lateinisch Cygnus) ist eigentlich ein typisches Sommersternbild, es kulminiert Ende Juli, das heißt ist dann gegen Mitternacht hoch am Himmel zu sehen. Mit dem weiteren Verlauf der Jahreszeiten nähert sich das Sternbild zur Mitternacht immer mehr den Westhorizont an. Da sich der Einbruch der Nacht im Spätsommer und Herbst schnell verfrüht, beobachten wir den Himmel jedoch zu einer immer früheren Uhrzeit. Auf diese Art und Weise bleibt uns der Schwan weit über den Hochsommer erhalten.

Der Flug des Schwans zeichnet den Verlauf der Milchstraße wieder. Der Vogel scheint entlang diesem Band aus Sternen, Gas- und Staub zu fliegen, dass die Ebene unserer Heimatgalaxie darstellt. Diese Grafik aus dem Kosmos-Himmelsjahr zeigt das Sternbild Schwan und das milchige Band:



Der rote Pfeil markiert die Lage des Emissionsnebels NGC 7000 östlich vom hellen Stern Deneb. Der Nebel wird aufgrund seiner Form auch Nordamerikanebel genannt wird. Das Bild oben zeigt diesen Nebel und seine Umgebung. Es wurde von dem Astrofotografen Michael Schlünder aufgenommen.

Die an den nordamerikanischen Kontinent erinnernde Form entsteht durch eine Dunkelwolke, die sich vor den Emissionsnebel schiebt. Sie bildet gewissermaßen den Golf von Mexiko. Solch eine dichte Wolke aus Staub trennt den Nordamerikanebel auch von einer weiter westlich gelegenen Struktur, die äußerlich an einen Pelikan erinnert.
Außerhalb der Emissionsnebel und Dunkelwolken wir der enorme Sternreichtum der Milchstraße ersichtlich, dem sie ihr neblig-weißliches Erscheinungsbild verdankt.

Emissionsnebel wie NGC 7000 oder der Pelikan entstehen durch Wasserstoffgas, das durch Sterne zum Leuchten angeregt wird. Die Struktur dürfte etwa 2.000 Lichtjahre entfernt sein. Zuerst beschrieben wurde sie von Friedrich Wilhelm Herschel im Jahre 1786. Zur Beobachtung ist eine Optik mit großem Gesichtsfeld ideal. Allerdings gelingt dies nur unter einem dunklen Himmel ohne Lichtverschmutzung, weshalb der Nordamerika- und der Pelikannebel heutzutage vor allem nur noch fotografisch dokumentiert werden. Ein kurzbrennweitiger Apo wie der Vixen VSD 100 ist dafür ideal geeignet.

Übrigens: In der Sternkarte oben ist auch der Stern 61 Cygni eingetragen. Das Besondere an diesem Doppelstern ist seine hohe Eigenbewegung. Diese lässt vermuten, dass er für einen Stern nicht allzu weit entfernt ist. Er sollte daher eine vergleichsweise große Parallaxe zeigen. Letzteres bedeutet, dass der Stern seine Position vor den anderen Sternen verändert, wenn man ihn zu verschiedenen Jahreszeiten beobachtet. Die Grafik veranschaulicht das Prinzip.



Dem deutschen Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel gelang es im Jahre 1838 diese Parallaxe zu messen und damit zum ersten Mal die direkte Bestimmung der Entfernung zu einem Stern. Die Parallaxe beträgt 0,294 Winkelsekunden, was einer Entfernung von 11,3 Lichtjahren entspricht.

Aufnahme: Michael Schlünder mit DSLR-Kamera am apochromatischen Refraktor VSD 100 F3.8 von Vixen.

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