Messier 51, die Strudelgalaxie

Das Sternbild Ursa Major (Großer Bär) ist in unseren Breitengraden zirkumpolar, das heißt es geht nie unter und ist jede Nacht zu sehen. Die große Bärin dreht sich in vierundzwanzig Stunden einmal komplett um den nördlichen Himmelspol. Je nach Jahreszeit erwischen wir nachts die Bärin an einer anderen Stelle auf ihrer Wanderung - tagsüber ist sie natürlich im Glanz der Sonne nicht zu sehen. Derzeit steht das Sternbild zur besten Beobachtungszeit hoch am Himmel. Das ist eine gute Gelegenheit die Galaxien zu beobachten, die zu Ursa Major gehören oder an das Sternbild angrenzen. Eine ganz berühmte ist die Strudelgalaxie, die von Charles Messier mit der Nummer 51 in seinem Katalog nebelartiger Objekte aufgenommen wurde. Sie gehört eigentlich nicht mehr zu Ursa Major sondern zum benachbarten Sternbild Canes Venatici (Jagdhunde). Dieser mit der Software Stellarium erzeugte Himmelsanblick zeigt, warum man M 51 dennoch am besten findet, wenn man sich an der großen Bärin orientiert:


  Einen Teil des sehr ausgedehnten Sternbild Ursa Major ist als Großer Wagen bekannt. In der Grafik oben ist der Wagen rot markiert. Die Grafik zeigt den Himmel in Richtung Norden, wie man am Polarstern (rot eingekreist) unschwer erkennen kann. Die Koordinatenlinien verdeutlichen, dass sich die Strudelgalaxie derzeit hoch oben im Zenit befindet und man den Kopf sehr weit in den Nacken legen muss.

Dem Astrofotografen Andreas Zirke gelang nun eine grandiose Aufnahme dieser Galaxie:


Das 28 Millionen Lichtjahre entfernte "nebelartige Objekt" ist gleich in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Wir erkennen mit einem Blick eine Spiralgalaxie in ihrer ganzen Schönheit, die mit einer kleineren Galaxie wechselwirkt. Wir werden also Augenzeuge einer Galaxienkollision. Da wir heutzutage wissen, dass es sich eigentlich um zwei Objekte handelt, gibt es für jedes Objekt eine eigene Bezeichnung. Der mit NGC abgekürzte Katalog der Himmelsobjekte führt die große Spiralgalaxie mit der Nummer 5194 und die kleine irreguläre Galaxie mit 5195.
Die 89.000 Lichtjahre durchmessende Galaxie NGC 5194 ist vom Typ Sc, also eine Galaxie mit kleinem Kern und weit geschwungenen Armen. Die nahe Begegnung mit der kleineren Galaxie hat in NGC 5194 Sternentstehungsprozesse ausgelöst. Die Gezeitenwirkung lässt Gas- und Staubwolken in den Spiralarmen kollabieren. Es entstehen heiße massereiche Sterne, die bläulich leuchten. Dagegen erscheint die zerrupfte irreguläre Galaxie NGC 5195 eher bräunlich-orange. Dunkle Staubbänder zeichnen sich vor ihr ab. Diese gehören zum Spiralarm der großen Galaxie. Das zeigt uns, dass der kleinere Begleiter NGC 5195 aus unserer Sicht hinter der Spirale steht und zwar vermutlich 500.000 Lichtjahre. Die letzte Begegnung der beiden Galaxien fand vor 400 Millionen Jahre statt.

Die  massereichen Sterne sind Vorläufer von Supernovae und weil es davon so viele gibt, ist diese Galaxie ein beliebtes Beobachtungsziel der Supernova-Jäger unter den Astronomen, die in den Jahren 1994, 2005 und 2011 erfolgreich waren. In der kleineren Begleitgalaxie konnte 1945 eine Supernova beobachtet werden (SN 1945A).
Wie unsere Milchstraße beherbergt die Spiralgalaxie NGC 5194 in ihrem Kern ein Schwarzes Loch.
Kurioserweise hat die Natur die Lage des Schwarzen Lochs im Zentrum von NGC 5194 mit einem X markiert, wie diese Aufnahme mit dem Weltraumteleskop Hubble zeigt:

Credit: H. Ford (JHU/STScI), the Faint Object Spectrograph IDT, und NASA
Der Bildausschnitt ist etwa 1100 Lichtjahre groß.

Das Bild oben von Andreas Zirke ist ein Ausschnitt aus der Originalaufnahme, in der auch technische Angaben zum Foto in der Fußzeile zu finden sind:


Wer genau hinschaut erkennt in dieser Aufnahme weitere Galaxien, denn M 51 ist die Hauptgalaxie in einer Gruppe aus sieben Galaxien.
Andreas Zirke ist wesentlich besser ausgerüstet als es Charles Messier war - dafür hatte letzterer einen dunklen Himmel mitten in Paris. Ein dunkler Himmel ist für M 51 nötig, dann aber kann man das Objekt schon im Fernglas oder einem kleinen Teleskop mit 60 mm Öffnung erkennen. Die Spiralarme zeigen sich im Teleskop ab 130 mm Öffnung. Einer der ganz großen Meister der visuellen Astronomie aus der Zeit vor der Erfindung der Fotografie war der Ire William Parsons, 3. Earl of Rosse. Er zeichnete die Strudelgalaxie (englisch auch Whirlpool-Galaxie) während der Beobachtung mit seinem Leviathan genannten Teleskop, das eine Öffnung von über 1,8 Meter hatte!

Quelle dieser Zeichnung von Lord Rosse ist das Buch Outlines of Astronomy von John F.W. Herschel, London 1858.
Diese 1845 angefertigte Zeichnung ist eine Ikone, da sie den Höhepunkt der rein visuellen Astronomie vor Erfindung der Astrofotografie darstellt. Wer sieht heute die Strudelgalaxie am Okular so gut, wie seinerzeit Lord Rosse?

Literatur: 
Bernd Koch, Stefan Korth Die Messier-Objekte Kosmos-Verlag
Wolfgang Steinicke Galaxien - Eine Einführung für Hobby-Astronomen Oculum-Verlag

1 Kommentar:

  1. Momentan Live.
    Der höchste "Arbeitsplatz" der Welt.

    Siehe: http://www.ustream.tv/nasahdtv/pop-out

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