Der Ringnebel in der Leier

In dem Video Ein neues Modell des Ringnebel Messier 57 wird der Aufbau des Planetarischen Nebel mit der Katalognummer 57 gezeigt. Die Aufnahme hier zeigt den Ringnebel so, wie ihn der Astronom sieht, wenn er geduldig das Licht sammelt, das uns von dieser faszinierenden Struktur erreicht.

Aufnahme von Julian Zoller, Volkssternwarte Schriesheim. Gesamtbelichtungszeit circa 50 Minuten

Der Begriff Planetarischer Nebel wurde im Jahre 1785 von Wilhelm Herschel eingeführt. Herschel war einer der großen frühen Meister der Himmelsbeobachtung in der Ära vor der Erfindung der Fotografie. Seine bekannteste Entdeckung ist sicherlich der Planet Uranus. Da ihn Gebilde wie der Ringnebel am Teleskop an das grünblaue Uranusscheibchen erinnerte, nannte er sie Planetarische Nebel. Ein anderer Meister der teleskopischen Astronomie, Charles Messier, nahm das Gebilde als Nummer 57 in seinen berühmten Katalog nebelartiger Objekte auf.
Bei einem Planetarischen Nebel handelt es sich nicht um einen Planeten, sondern um einen Stern, der in seiner Entwicklung weit fortgeschritten ist und bei seinem Alterungsprozess seine äußere Hülle abgeworfen hat *). Diese Gasschale expandiert mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 50 Kilometer pro Sekunde in den Raum. Übrig bleibt ein heißer Sternenrest (O-, Wolf-Rayet und P-Cygni-Sterne), der mit seiner Oberflächentemperatur von 30.000 bis 300.000 Kelvin jede Menge UV-Strahlung erzeugt. Diese energiereiche Strahlung regt das abgeworfene Gas zur Lichtemission an. Das Gas leuchtet in den charakteristischen Farben der Spektrallinien der Atome (bzw. Ionen), aus denen es sich zusammensetzt. In dem Bild unten leuchtet der Wasserstoff rot, der Sauerstoff grün und Helium blau.

Aufnahme von Julian Zoller, Volkssternwarte Schriesheim

Wenn die Gasschale eines Planetarischen Nebels erst einmal auf zwei bis drei Lichtjahre angewachsen ist, wird sie so durchlässig, dass man den Zentralstern sehen kann. Auch in der Aufnahme oben ist er zu erkennen, wenn man genau hinschaut.
Der Ringnebel ist mit einer Entfernung von 2300 Lichtjahren relativ nah. Die Entfernung Planetarischer Nebel zu ermitteln ist aber sehr schwer. Lange existieren diese Objekte auch nicht, nach einigen zehntausend Jahren  ist Schluss mit dem Farbenspiel - für astronomische Objekte eine sehr kurze Lebensdauer. Das Alter von M 57 wird auf 10.000 bis 20.000 Jahre geschätzt.

Als letztes Bild soll hier noch die Lage des Ringnebels in dem vom Stern Vega dominierten Sternbild Leier (Lyra) gezeigt werden.


Der Ringnebel gehört zu den  leicht zu findenden Objekten, wenn man sich einfach an den beiden hellen Sternen orientiert, zwischen denen der Nebel liegt. Dank seiner recht hohen Flächenhelligkeit ist er auch am Stadthimmel beobachtbar und somit ein ideales Ziel in den Sommernächten.

*) Von Supernovae soll hier jetzt nicht die Rede sein.

Literatur: Hans-Ulrich Keller: Kompendium der Astronomie Kosmos-Verlag

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