Heiße Sterne in kalten Wolken

Ein kleiner Blick in den Nachthimmel, natürlich mit etwas Beschiss: Da bei uns der Himmel chronisch wolkenverhangen ist, nutzen wir Teleskope auf Teneriffa. Kein noch so gutes optisches Teleskop kommt allerdings gegen den Mond an. Diese riesige, nervige Himmelslaterne ist fast voll und daher die Bilder der leuchtschwachen Objekte heute arg verrauscht.


Auf der linken Hälfte der von der Sonne beleuchteten Mondscheibe seht ihr einen hell leuchtenden Punkt inmitten eines dunklen Gebietes. Es handelt sich um den vierzig Kilometer durchmessenden Krater Aristarchus. Der mit 500 Million Jahre sehr junge Mondkrater hat eine tiefe Narbe in das dunkle Basaltgestein des Oceanus Procellarum geschlagen. Drei Kilometer tief reicht der Krater, tief genug, um helles Anorthosit der Mondkruste emporzufördern.

Jupiter ist immer noch die Attraktion des Himmels, vor allem wenn man vor lauter Vollmond sonst fast nichts sieht. Allerdings geht Jupiter gemeinsam mit dem dem Sternbild Stier, in dem er sich befindet, immer früher unter. Gegen Monatsende schon um 2 Uhr morgens.



Bei dieser Aufnahme haben wir noch schön den Großen Roten Fleck, GRF, erwischt. Es ist die, eher lachsfarben als rot erscheinende, atmosphärische Struktur rechts unten. Der GRF ist ein Sturmsystem, zu dem es schon seit 180 Jahren gesicherte Beobachtungen gibt - so alt ist der Fleck also mindestens. Aus unserer Sicht rotiert der Sturm gegen den Uhrzeigersinn mit einer Periodendauer von etwa 4 Tagen. Wie jüngere Beobachtungen zeigen, nimmt diese Periodendauer ab, das heißt der Sturm dreht sich immer schneller. Dies geht damit einher, dass er auch immer kleiner wird (siehe interstellarum, Nr. 86). Der GRF verhält sich also wie eine Eiskunstläuferin, die ihre Arme anlegt und dadurch immer schneller rotiert.

Immer wieder nett anzusehen sind die vier großen Jupitermonde.


Von links nach rechts: Io, Europa, Ganymed und ganz rechts außen Kallisto. Diese Reihenfolge entspricht auch der Abfolge der Monde von Innen nach Außen also der Abfolge der Entfernung von Jupiter. Die Entdeckung dieser vier Monde durch Galileo Galilei im Jahre 1610 war ein großes Ereignis, denn zum ersten Mal in der Geschichte wurden Himmelskörper beobachtet, die nicht die Erde umkreisen. Das war ein tödlicher Schlag für die aristotelische Physik und ein Indiz für das heliozentrische Weltbild. Zu Ehren von Galilei werden diese vier Monde auch Galilei'sche Monde genannt. Galilei selbst wollte sich bei seinem Mäzen beliebt machen und sprach von den Medicei'schen Gestirnen.

Schwenken wir oberhalb von Jupiter, kommen wir in das Sternbild Perseus. Dort befindet sich der Nebel NGC 1579.


Dieser mäßig helle, irreguläre Nebel ähnelt ein bisschen dem berühmten Trifidnebel (Messier 20), weshalb er auch "Nördlicher Trifid" genannt wird. In der großen Staubwolke NGC 1579 steckt ein sehr junger massereicher Stern. Bereiche, in denen der Staub in NGC 1579 besonders dicht ist, heben sich dunkel ab vor dem durch den Staub geröteten Licht des Sterns. Diese Rötung wird also durch einen Effekt verursacht, der uns von Sonnenuntergängen vertraut ist. NGC 1579 ist etwa 2100 Lichtjahre entfernt und drei Lichtjahre groß.

Der Orionnebel (Messier 42) ist trotz Mondlicht immer ein lohnender Anblick am Winter-Sternhimmel.


Die Rötung hier wird von sogenannten HII-Regionen verursacht: Heiße Sterne ionisieren mit ihrem UV-Licht Wasserstoffatome. Bei der Rekombination von Elektron und Proton gibt der Wasserstoff eine charakteristische Farbe bei einer Wellenlänge von 656 Nanometer ab - so Häufig zu beobachten, dass man von der "Farbe des Universums" sprechen könnte.
Damit Sterne solch eine HII-Region erzeugen können, müssen sie mindestens 25.000 Kelvin heiß sein - zum Vergleich: Unsere Sonne bringt es auf 5.800 Kelvin. Diese Sterne bilden ein Trapez, das im Teleskop wunderbar anzusehen ist. Hier in der Aufnahme ist das einfach der völlig überbelichtete weiße Fleck.
Der bläuliche Anteil in der Nebelfarbe ergibt sich durch die Streuung des Sternlichts. Die heißen jungen Sterne solcher Sternentstehungsregionen leuchten nicht gelblich wie unsere Sonne, sondern bläulich. Der Orionnebel markiert die hellste Struktur einer viel größeren Sternentstehungsregion im Sternbild Orion in circa 1300 Lichtjahre Entfernung. Diese kalte Wolke, die fast den gesamten Bereich der "Beine" des Himmelsjägers Orion ausfüllt hat eine masse von circa 100.000 Sonnen.

Der Mond steht nun hoch am Himmel und beleuchtet das Sternentheater, wie diese Ansicht der All-Sky-Camera zeigt.


Für heute Abend soll es daher genügen. Nächstes Wochenende geht der Mond deutlich später auf und ist lange nicht so hell.

Literatur und Lesetipp: Fotografischer Mondatlas

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