Die schöne Schulter des Jägers


 So schön orange ist Betelgeuse, der helle Stern in der Schulter des Himmelsjäger Orion. Geht raus und seht selbst! Im deutschen Sprachraum wird der Stern eigentlich Beteigeuze geschrieben. Ich nenne ihn lieber wie die englischsprachigen Sterngucker Betelgeuse - klingt einfach viel besser. Ein anderer Name ist Alpha Orionis, denn er ist der King im Sternbild Orion.
Betelgeuse ist ein Überriese vom Spektralklasse M1. Letzteres bedeutet, dass der Stern deutlich kühler ist als unsere Sonne. Die Photosphäre von Betelgeuse ist "nur" 3600 Kelvin heiß, recht angenehm im Vergleich zu den 5800 Kelvin der Sonne. Kühlere Sterne als unsere Sonne erscheinen rötlicher (heißere bläulicher). Trotz der geringeren Temperatur ist Betelgeuse aber viel leuchtkräftiger als unsere Sonne, nämlich um das unglaubliche 55000-fache! Die Ursache für diese enorme Helligkeit liegt in der riesigen Oberfläche, wie die Klassifikation als "Überriese" (Supergiant) nahe legt. Da Betelgeuse mit 430 Lichtjahren auch noch relativ nah ist, gelang es Astronomen mehrfach den Durchmesser von Betelgeuse direkt zu messen: Im Jahre 1920 dem Physiker Michelson interferometrisch und im Jahre 1996 durch eine direkte photographische Abbildung der riesigen Scheibe mit dem Weltraumteleskop Hubble. Der Überriese ist 650 mal so groß wie unsere Sonne! Das bedeutet, Betelgeuse würde in unserem Sonnensystem den ganzen inneren Bereich ausfüllen bis hin zum Asteroidengürtel!


 Allerdings ist die Oberfläche eines Sterns nicht so einfach zu definieren, wie bei einem Gesteinsbrocken wie unsere Erde. Im UV-Bereich erscheint Betelgeuse noch viel größer, wie die Hubble-Abbildung verdeutlicht, in der auch von "Atmosphäre" die Rede ist. Überhaupt können wir noch gar nicht richtig begreifen, wie unglaublich fantastisch solch ein Überriese aus der Nähe aussehen muss. Betelgeuse scheint beispielsweise auch einen riesigen Hotspot zu haben, der 2000 Kelvin heißer als seine Umgebung ist und die Helligkeit mit der Sternrotation schwanken lässt. Außerdem gibt es mehrere Gas- und Staubringe um den Stern und wie mögen wohl Protuberanzen oder Flares auf Betelgeuse erscheinen?

Warum ist Betelgeuse nur so groß? Weil der Kern so heiß und kompakt ist! Vermutlich hat Betelgeuse bereits seinen Wasserstoff im Kern aufgebraucht. Daraufhin kollabierte der Kern, erhitze sich stark und ermöglicht so die Fusion von Helium zu Kohlenstoff und Sauerstoff. Nur durch die drastische Vergrößerung seiner Oberfläche kann der Stern die so entstehende Energie freisetzen.

Vermutlich beinhaltet Betelgeuse fünfzehn Sonnenmassen. Wenn Betelgeuse am Ende des Fusionsprozess einen Eisenkern gebildet haben wird, können unsere Nachfahren eine tolle Supernova sehen, ein riesiger heller Stern am Taghimmel. Ob von Betelgeuse dann ein Neutronenstern übrig bleibt oder ein Weißer Zwerg ist noch unsicher. Wir werden ja sehen.

Literatur: James Kaler The Hundred Greatest Stars Springer-Verlag

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen