Credit: John Chumack |
Das Bild hat John Chumack am 8. Januar in seiner Privatsternwarte in Yellow Springs, Ohio aufgenommen. Der Komet ISON (C/2012 S1) befindet sich derzeit im Sternbild Zwillinge (Gemini) zwischen den beiden hellen Sternen Castor und Pollux. Der Astrofotograf gibt die Helligkeit des Kometen derzeit mit 16 mag an, also sehr weit unter der Sichtbarkeit mit dem bloßen Auge. Aber das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass ISON uns gegen Ende des Jahres noch eine schöne Show bieten kann.
Derzeit befindet sich ISON in etwa in der Entfernung des Planeten Jupiter, wobei die Kometenbahn oberhalb der Jupiterbahn verläuft, es also zu keiner Begegnung des Riesenplaneten mit dem Kleinkörper kommen kann. Am 28. November diesen Jahres allerdings, wird ISON die äußere Sonnenatmosphäre durchfliegen in nur 1,2 Million Kilometer Höhe. Astronomen sprechen von einem Sungrazer. Ob der Komet diesen Ritt überlebt ist nur schwer vorherzusehen. Wie gewaltig diese sehr sonnennahe Perihelpassage eines Kometen aussehen kann, zeigt dieses Astronomy Picture of the Day am Beispiel aus der Sicht des Kometen McNaught, der dem Sonnenobservatorium SOHO vor die Linse kam. ISON wird der Sonne allerdings wesentlich näher kommen.
Sollte er das also überleben, könnte er als mondhelles Objekt in der Nähe der Sonne am Taghimmel sichtbar werden, mit einem Kometenschweif, der spektakulär in den Nachthimmel hineinragt. Allerdings sind solche Vorhersagen nur schwer zu machen, vor allem bei Kometen, die zum ersten mal zu Gast im Inneren unseres Sonnensystems sind. Auf der Seite kometen.info bremst man jedenfalls meinen Optimismus: "Bei solch "neue" Kometen bleibt die tatsächliche Entwicklung oft hinter den ersten Erwartungen zurück."
Anderes als die uns vertrauten kurzperiodischen Kometen, wie beispielsweise der berühmte Halley'sche Komet, sind Objekte wie ISON im Grunde völlig unbekannt. Milliarden Jahre lang zog er seine Ellipse in dem großen Kometenreservoir der Oortsch'en Wolke, bis er aus einem unbekannten Grund seine Bahn verlies, um ins Innere unseres Sonnensystems zu stürzen - entweder um zu sterben oder auf nimmerwiedersehen zu verschwinden. Wir wissen also nur wenig über diesen Himmelskörper, lassen wir uns einfach überraschen ob es sich eher um einen stillen Gast oder einen exzentrischen Rockstar handelt.
Im den Dezembernächten wird der Komet jedenfalls für uns ideal zu beobachten sein. Seine größte Annäherung an die Erde wird im Januar 2014 etwa 0,4 AE*) betragen. Vorher wird der Komet unseren äußeren Nachbarn Mars in nur 0,1 AE passieren. Wir können also gespannt sein, ob die Marsianer (will heißen unsere Roboter und Orbiter) den Kometen entdecken.
Apropos entdecken: Entdeckt wurde ISON (C/2012 S1) von zwei russischen Amateurastronomen Vitali Nevski und Artyom Novichonok am 21.09.2012 mit dem 40cm-Teleskop des International Scientific Optical Network (ISON).
Quellen und Lesetipps: spaceweather.com, Skyweek und kometen.info
*) AE = Astronomische Einheit = Mittlere Entfernung der Erde von der Sonne = 149,6 Millionen Kilometer
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