Kugelsternhaufen Messier 22

Anbei ein schönes Video über den Kugelsternhaufen mit der Messier-Nummer 22. Worum es in dem Video geht, erläutere ich unten.



Kugelsternhaufen sind alte und dichte Ansammlungen vieler Sterne. Im Falle von M 22 sind es weit über 80.000 Exemplare, die sich den relativ engen Raum einer 100 Lichtjahre durchmessenden Kugel teilen. Da die Kugelsternhaufen alt sind, haben die massereichen Sterne in ihnen längst ihr Sternleben hinter sich gebracht, denn bei Sternen gilt die Regel, umso massereicher, desto schneller ist ihre Entwicklung (wer es genau wissen will: Die Lebensauer ist umgekehrt proportional zur Masse^2,5).

Schware Löcher sind die Überreste sehr massereicher Sterne. Wie der Professor in dem Video erklärt, wandern diese Schwarzen Löcher in Richtung Zentrum des Kugelsternhaufens. Dort kann die Begegnung zweier Schwarzer Löcher zu einem System aus zwei gravitativ aneinander gebundenen Schwarzen Löchern führen, die einander umkreisen. Kommt ihnen ein drittes Schwarzes Loch zu nahe, wird es aus dem Kugelsternhaufen hinauskatapultiert. Daher sollte es in Kugelsternhaufen eigentlich nur ein einzelnes oder ein gebundenes Paar Schwarzer Löcher geben. Dieser Theorie widersprechen Beobachtungen, die der Professor in dem Video vorstellt. Im Bereich der Radiowellen konnten zwei Schwarze Löcher im Zentrum von M 22 nachgewiesen werden, die friedlich nebeneinander in diesem Kugelsternhaufen existieren und ein Indiz dafür sind, dass es noch mehr von ihrer Sorte geben könnte.

Mit 10.400 Lichtjahren Entfernung ist M 22 relativ nah - nur M 4 steht noch näher - und erscheint im Fernglas daher auch fast so groß wie der Vollmond. Zu finden ist M 22 im Sternbild Schütze, also ein Objekt für den Sommer.

Diese mit Stellarium erzeugte Grafik zeigt die Lage von M 22 im Sternbild Schütze. Das Bild zeigt den Himmelsanblick auf der geographischen Breite von Heidelberg am 22. Juli kurz vor Mitternacht. Zu diesem Zeitpunkt kulminiert M 22 und ist daher am besten zu beobachten.
Charles Messier nahm M 22 im Jahre 1764 in seinen berühmten Katalog nebelartiger Objekte auf, doch entdeckt hat diesen "Nebel" bereits der deutsche Amateurastronom Johann Abraham Ihle im Jahre 1665 in Leipzig. Ihle wollte eigentlich den Saturn beobachten, als er auf M 22 stieß. Das ist verständlich, bedenkt man, dass M 22 nur ein Grad von der Ekliptik entfernt ist. M 22 ist somit der erste Kugelsternhaufen überhaupt, der von Astronomen entdeckt wurde. Es gelang aber erst gegen Ende des 18. Jahrhundert Wilhelm Herschel M 22 in einzelne Sterne aufzulösen und somit die Natur des "Nebels" als gewaltige Sternansammlung zu entlarven.

Literatur: 
Koch, Kort: Die Messier-Objekte Kosmos-Verlag
Stoyan: Atlas der Messier-Objekte Oculum-Verlag
 

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