|
Schmale abnehmende Mondsichel, kurz vor Sonnenaufang. Man beachte, dass die von der Sonne unbeleuchtete Seite keineswegs völlig dunkel ist. |
Wie die Phasen des Mondes, also der Wechsel von Neumond zu Vollmond und zurück abläuft, sollte eigentlich zur Allgemeinbildung gehören. Zur Erinnerung kann man sich den Zusammenhang zwischen der Geometrie von Sonne, Erde und Mond und den daraus resultierenden Beleuchtungsverhältnissen noch mal an dieser Grafik klar machen, die dem Eintrag
Mond von Wikipedia entnommen ist:
|
Quelle: Wikipedia |
Was man sich anhand der Grafik auch klar machen kann, aber wohl viel seltener tut, das ist die Tatsache, dass auch für einen Mondbewohner die Erde Phasen durchläuft - von Neuerde bis Vollerde und zurück. Dabei sind die Verhältnisse genau umgekehrt: Haben wir Vollmond, ist für die Mondbewohner Neuerde und umgekehrt. Der große Naturforscher
Alexander von Humboldt hat diesen Umstand in seinem monumentalem Werk
Kosmos - Entwurf einer physischen Weltbeschreibung im Jahre 1868 wie folgt beschrieben:
"Je weniger der Mond für die Erde erleuchtet erscheint, desto mehr ist erleuchtend die Erde für den Mond."
Das Zitat wurde dem Buch
Mond - Die Geschichte einer Faszination von Bernd Brunner entnommen. Die Erde erleuchtet also den Mond besonders dann, wenn der Mond uns eine schmale Sichel zeigt. Dieses Licht der Erde, dass sich wiederum auf dem Mond spiegelt ist auf dem Foto oben gut zu erkennen. Das
Erdschein genannte Licht ist natürlich viel schwächer, als das grelle von der Sonne direkt reflektiere Licht der Sichel, weshalb man es auch als aschfahles Mondlicht bezeichnet.
Interessant ist nun, dass die Intensität des Erdscheins einen Rückschluss auf die Albedo der Erde erlaubt, also auf den Anteil des Sonnenlichts, das die Erde in den Weltraum zurückstrahlt. Auch dazu hat sich Humboldt so seine Gedanken gemacht. Er schreibt,
"dass die so verschiedene Intensität des aschgrauen Lichtes des Mondes von dem stärkeren oder schwächeren Reste des Sonnenlichts herrührt, das auf die Erdkugel fällt: je nachdem dasselbe von zusammenhängenden Continental-Massen voll Sandwüsten, Grassteppen, tropischer Waldung und öden Felsbodens; oder von großen oceanischen Flächen zurückgeworfen wird."
Auch dieses Zitat ist aus dem Buch von Bernd Brunner. Dieser lässt dann auch noch den Astronomen
Camille Flammarion (1842-1925) zu Wort kommen, der eine steile These aufstellt:
"Das aschgraue Licht, der Reflex eines Widerscheins, gleicht einem Spiegel, in welchem man die leuchtende Erde sähe. Im Winter, wenn der größte Teil einer Erdhemisphäre von Schnee bedeckt ist, ist es merklich heller. Vor der geografischen Entdeckung Australiens hatten die Astronomen das Vorhandenseins dieses Erdteils aus dem aschgrauen Licht erraten, das viel zu hell war, als dass es der Reflex des düsteren Ozeans hätte sein können."
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses "erraten" von Australien der historischen Wahrheit entspricht, lasse mich aber sehr gerne belehren, wenn ich Herrn Flammarion da unrecht tue (Bernd Brunner selbst geht leider darauf nicht weiter ein). Immerhin gibt es ja auch noch die Antarktis mit ihrem strahlenden Packeis.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen