Ein Tag auf der (Volks-)Sternwarte

Ich bin kein richtiger Astrofotograf, daher kann ich meine kleinen Abenteuer in den Kosmos nicht mit so bunten Bildern garnieren, wie es so manch anderer tut. Ich schaue einfach gerne am Himmel spazieren und man muss mir einfach glauben, dass das Naturerlebnis Sternenhimmel Spaß macht.

Hier will ich einfach mal einen kleinen Einblick geben, was man so den ganzen Tag und Nacht an einer Volkssternwarte machen kann.

Tagsüber schaut man sich die Sonne an, natürlich durch ein technisch entsprechend ausgerüstetes Teleskop, damit die Augen nicht geschädigt werden. Das sieht dann in etwa so aus:


Abgesehen hat man es auf die Sonnenflecken, die im Okular tausendmal schöner aussehen, als auf meinem Foto:

Die Bilder zeigen letztlich die Photosphäre, also die Schicht der Gaskugel Sonne, von der das meiste Licht ausgestrahlt wird. Mit geeigneten Spezialteleskopen kann man auch andere Schichten sehen, zum Beispiel die Chromosphäre mit ihren Flares und anderen dynamischen Erscheinungen. Davon hab ich allerdings kein Bild.

Während man die Sonne beobachtet, wird man von merkwürdigen Wortfetzen abgelenkt, wie "Mein Magier hext Deinem Zwerg ein Holzbein an" oder so ähnlich. Der Grund ist, dass Ausnahmsweise ein Treffen von Rollenspielfreaks auf der Sternwarte stattfindet. Die machen sich mit ihrem Fantasy-Kram überall breit:

Am Grillplatz:


In der Bibliothek:


Im Vortragsraum:



Sind aber alle nett und teilweise bei Dunkelheit auch an den Sternen interessiert. Den Astronomen stehen diese Freaks in nichts nach: Sie halten mit ihrer Zockerei bis zum Morgengrauen durch!

Wenn die Sonne weg ist, aber die Sterne noch nicht da sind, vertreibt man sich die Zeit mit allgemeiner Naturbeobachtung.


Was man sich mit bloßem Auge anschaut sind natürlich die Sternbilder. Die Sternbilder sagen eigentlich nichts über die Himmelsobjekte aus, die zu ihnen gehören. Sie haben keinen wissenschaftlichen Wert, sondern dienen eher als Landmarken. Man findet sich am Himmel besser zurecht, wenn man die wichtigsten Sternbilder kennt. Das ist auf der Erde ja auch nicht anders. Auch wenn wir wir alles in Längen- und Breitengrade ausdrücken könnten, sprechen wir lieber von Ländern und Regionen.

Das hier ist beispielsweise das Sternbild Kassiopeia auch Himmels-W genannt.


Ein Sternbild, dass wir das ganze Jahr sehen können, aber das je nach Jahreszeit nicht wie ein W, sondern wie ein E oder M ausssieht.



Dass die Sterne um den Himmelspol rotieren kann man selber recht leicht zeigen. Dieses Bild wurde lediglich acht Minuten lang belichtet und zeigt den Weg der Sterne um den Himmelsnordpol, der durch den Polarstern makiert wird. Je weiter außen die Sterne sind, desto länger die Spur.


Was ich mir gerne anschaue sind Doppel- und Mehrfachsternsysteme. Es gibt eben Sterne, die anders als unsere Sonne nicht alleine ihre Bahn um das Zentrum der Milchstraße ziehen, sondern zum Beispiel im Doppelpack. Hier ergeben sich oft reizvolle Farbkontraste der Komponenten, wie hier bei Albireo im Sternbild Schwan:


Sehr schön finde ich auch Epsilon Lyrae. Auch dieser Stern besteht in Wirklichkeit aus zwei Sternen


Schaut man genau hin, sieht man, dass die beiden Sterne irgendwie oval aussehen. Das liegt daran, dass jede der beiden Komponenten von Epsilon Lyrae in Wirklichkeit noch mal aus zwei Sternen besteht. Im Okular am Teleskop kann man das gut trennen. Was also mit bloßem Auge wie ein Stern aussieht, entpuppt sich im Teleskop als Vierfachsystem.


Die Stars dieser Nacht gehen gemeinsam auf: Der Mond und der Planet Jupiter über der Strahlenburg von Schriesheim bei Heidelberg:


Mit dem Teleskop kann man wunderbar über den Mond "fliegen", wie dieses Bild zeigt:


Wir sehen in der Mitte den Krater Archimedes im Regenmeer (Mare Imbrium), der von der Lavaflut des "Meeres" fast völlig aufgefüllt wurde. Links oben sieht man einen ähnlichen Krater, mit flachem Boden, das ist Plato. Etwas rechts der Verbindungslinie sticht ein "Pickel" hervor. Es handelt sich um Mons Piton. Man sieht an ihm wunderbar den langen Schattenwurf. Der Witz beim Mondgucken ist, die Strukturen entlang der Schattenlinie abzufahren. Die dort flach stehende Sonne erzeugt tolle Kontraste. Der Halbbogen rechts unterhalb von Archimedes ist das Apenninen-Gebirge.

Jupiter ist zusammen mit Saturn ein tolles Himmelsobjekt. Während sich Saturn am Abendhimmel früh verabschiedet, wird Jupiter immer besser sichtbar.

Auf diesen Bild sieht man Jupiter mit seinen drei großen Monden:


Okay, Jupiter hat natürlich vier große Monde: Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Der Mond Io ist aber pünktlich wie vorhergesagt um 02:05 Uhr in den Jupiterschatten eingetreten. Übrigens nicht plötzlich, sondern allmählich dunkel werdend, was zeigt, dass es sich um einen ausgedehnten Körper handelt. Das sah irgendwie cool aus!

Die vier großen Monde sind eigentlich recht hell, doch ist Jupiter noch viel heller. Fotografiert man also die Stellung der Monde, so ist Jupiter überbelichtet. Fotografiert man Jupiter, so sieht man die Monde nicht mehr:


Natürlich gibt es am Himmel noch weit mehr zu entdecken und wie gesagt dokumentiere ich das nicht fotografisch. So lasse ich mir zum Beispiel natürlich nicht den Kugelsternhaufen M 13 im Sternbild Herkules entgehen, mit seiner Million Sterne auf engstem Raum oder den Ringnebel in der Leier. Da schaut man schnell vorbei, bevor der doch noch recht helle Mond aufgeht.

Dem abnehmenden Mond folgt die Sonne und so sieht Heidelberg Sonntags im Morgengrauen aus: Sehr müde!


2 Kommentare:

  1. Hallo!
    Danke für die interessanten und schönen Einblicke in eine Nacht auf der Sternwarte! Das Beobachten ist sicher für die Augen ermüdend, aber nicht minder faszinierend. Ich hätte gern vom nächten Abend wieder einen Bericht. :)
    LG Anke

    AntwortenLöschen
  2. Hm, nein für die Augen ist das Beobachten eigentlich nicht ermüdend - zumindest nicht wenn man Weitwinkelokulare benutzt und nicht zu hoch vergrößert. Ermüdend für die Augen ist nur die Müdigkeit :-) Das Schöne am Beobachten im Sommer ist, dass man sich auch einfach mal auf den Liegestuhl gemütlich hinlegen kann. Im Winter ist das schwieriger, da muss man zwischendurch rein gehen zum aufwärmen - ich jedenfalls - und dabei wird man so richtig müde.

    AntwortenLöschen