Proxima, der nächste Stern ist nicht der hellste

Alpha Centauri, Großansicht, Credit: ESO
Es gibt viele gute Gründe, die Bewohner der südlichen Hemisphäre um ihren Himmel zu beneiden. Ein Grund ist der Blick auf unsere direkte Nachbarschaft. Das Bild oben zeigt den Stern Alpha Centauri aufgenommen mit dem 1-m-Schmidt-Teleskop der europäischen Südsternwarte ESO auf La Silla, Chile. Alpha Centauri dominiert hier als riesiges ausgedehntes Objekt. Wie jeder Stern ist aber auch Alpha Centauri so weit entfernt, dass er eigentlich punktförmig am Himmel erscheint und nur in einer Aufnahme wie dieser völlig überbelichtet ist und daher das Bild überstrahlt. Dass Alpha Centauri so hell ist - der dritthellste Stern überhaupt - hat einen guten Grund. Der Stern ist nur 4,37 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt.

Schaut man genauer hin, dann sieht man, dass es sich in Wirklichkeit um einen physischen Doppelstern handelt, zwei Sterne also, die sich einander umkreisen. Gerade mal achtzig Jahre benötigen sie für einen Umlauf umeinander herum. Das ist vergleichbar mit einem Uranusjahr in unserem Sonnensystem. Das kleine Teilbild rechts oben deutet die beiden Sterne an und zeigt dabei auch, dass diese unterschiedliche Farben haben. Die deutlich hellere Komponente, Alpha Centaur A, gleicht unserer Sonne: Es handelt sich auch um einen gelben G 2 Stern. Die schwächere Komponente, Alpha Centauri B, hingegen ist ein orangefarbener Stern vom Spektraltyp K 5.

Der eigentliche Clou verbirgt sich aber in dem Bildausschnitt rechts unten. Es zeigt den Stern Proxima Centauri, der in dem großen Bild mit einem Pfeil markiert ist. Dieses unscheinbare Sternchen, das in keinem Zusammenhang mit Alpha Centauri zu stehen scheint, gehört in Wirklichkeit zu diesem Doppelsternsystem, es bildet eine dritte Komponente. Proxima Centauri ist an dem Paar Alpha Centauri A und B gebunden. Das unscheinbare Sternchen ist dabei sogar noch näher an unserer Sonne und so kommt es, dass nicht der fette Brummer in dem Bild oben unser nächster stellarer Nachbar ist, sondern Proxima Centauri: 4,22 Jahre benötigt das Licht von diesem roten Zwergstern zu uns. Das Schöne an dieser Aufnahme ist, dass sie uns das ganze System aus den drei Sternen zeigt, obwohl die Mitglieder des Systems sehr unterschiedlich sind.

Dieses, mit Stellarium erzeugte Bild, zeigt die Lage von Alpha Centauri am Südhimmel:


Alpha Centauri ist in Stellarium mit Rigil Kent bezeichnet - andere Namen sind Rigil Kentaurus oder Toliman. Der Stern Alpha Centauri, der wie gesagt eigentlich aus zwei Sternen besteht, ist der hellste im Sternbild Centaurus. Dieses steht für die mythologischen Kentauren, Mischwesen aus Mensch und Pferd. Genau genommen repräsentiert das Sternbild Cheiron, einen weisen und gelehrten Kentauren, Ziehvater und Lehrer von Jason, Achilles und Asklepios. Der Name Rigil Kentaurus bedeutet einfach nur "Fuß des Kentauren".

Das Paar Alpha Centauri A, B ist zwar sehr hell, doch ist es ihre unscheinbare dritte Komponente Proxima, die uns am nächsten steht.

Literaturquellen: Ian Ridpath Die großen Sternbilder, Patmos-Verlag
Der Brockhaus Astronomie, F.A. Brockhaus

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