Die Furcht vor dem großen Gott

So dramatisch kann Astronomie klingen. Was ist passiert? Der nach dem römischen Kriegsgott bemannte Planet Mars hat zwei Monde, nämlich Phobos und Deimos. Zwei einem Kriegsgott angemessene Namen, bedeuten sie doch Furcht und Schrecken. Wie es der Zufall so will, lief der fürchterliche Phobos auf seinem Weg um den Mars fast genau vor dem riesigen Planeten Jupiter, den die Römer wiederum nach ihrem obersten Gott benannt haben. Kein Zufall ist, dass die europäische Weltraumbehörde esa mit ihrer Raumsonde Mars Express diese Konjunktion fotografiert hat. Hier eine Auswahl aus den 104 Bildern:

Credits: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)

Schön zu sehen ist auf den Bildern auch die Bänderstruktur der Jupiteratmosphäre.

Die geometrischen Verhältnisse zeigt diese schöne Grafik, die übrigens mit dem kostenlosen Programm Celestia erzeugt wurde.


Während sich die Sonde Mars Express auf einer polaren Umlauf um den Mars befindet und so dem Mond Phobos gelegentlich recht nahe kommt, ist der Jupiter über 500 Million Kilometer entfernt.

Ein herausstechendes Merkmal von Phobos ist sein riesiger Krater Stickney, der in der obigen Bilderserie links unten von der Seite zu sehen ist. Kurios sind auch die zahlreichen parallel verlaufenden Rillen. Diese linearen Strukturen sind zwischen 100 und 200 Meter breit, bis zu 20 Meter tief und mit einer Länge von 20 Kilometern praktisch mondweit, denn größer ist Phobos gar nicht. Die nächste Aufnahme zeigt den Krater rechts unten, sowie die parallelen Rillen:

Credit: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona
Die Aufnahme enntstand im März 2008 mit der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter aus 5800 Kilometern Entfernung. Ging man früher noch davon aus, dass die linearen Strukuten eine Folge der Entstehung von Stickney sind, sieht man die Ursache heute in Einschlägen von Marsmaterial, das zuvor durch Meteoriteneinschlag aus der Marsoberfläche herausgesprengt wurde.

Phobos zeigt dem Mars immer dieselbe Seite, so wie auch wir immer dieselbe Seite unseres Erdmonds sehen. Während unser Mond gemächlich um die Erde zieht und dafür eben etwa einen Monat benötigt, umläuft Phobos den Mars etwa dreimal so schnell, wie Mars um seine Achse rotiert. Das führt dazu, dass der Mond Phobos auf dem Mars im Westen aufgeht und über den Himmel gen Osten flizt - und das alle 11 Stunden. Die Gezeitenkräfte des Mars verlangsamen diese Bewegung allerdings. Dadurch verliert Phobos an Höhe und wird so auf dem Mars einschlagen. Da das noch circa 50 Million Jahre dauert, besteht aber kein Grund zur Furcht.

Woher der Mars seine beiden kleinen, unregelmäßig geformten Monde Phobos und Deimos hat, ist nicht geklärt. Sind es eingefangene Asteroiden? Frühere Untersuchungen mit der Sonde Mars Express deuten darauf hin, dass es sich bei Phobos nicht um einen festen Körper handelt, sondern um einen Schutthaufen (rubble pile). Das bedeutet, dass Phobos aus vielen kleinen Körpern besteht, die durch die Gravitation zusammengehalten werden. Solche Körper sind im Asteroidengürtel bekannt und Phobos ähnelt ihnen auch in seiner Zusammensetzung (D-type asteroids). Wenn es sich bei Phobos um einen eingefangenen Asteroiden handelt, bleibt aber noch zu klären, warum die Ebene seiner Umlaufbahn nur um 1,07° von der Äquatorbene des Mars abweicht. Das wäre ein komischer Zufall.
Vielleicht ist der Schutthaufen Phobos doch aus Material entstanden, dass durch einen Meteoriteneinschlag aus dem Mars herausgesprengt wurde, sich in der Äquatorebene ansammelte und dann allmählich zu einem Körper in der Marsumlaufbahn verdichtete. Es wird Zeit, dass wir eine Bodenprobe von Phobos nehmen, es wird Zeit für Fobos-Grunt.

Übrigens: Die Phobos-Jupiter-Konjunktion hat einen ernsten Hintergrund: Die Messung der Konjunktionszeiten helfen den Astronomen, die Bahn von Phobos exakter zu bestimmen und somit Effekte, die diese Bahn beeinflussen genauer zu untersuchen.

Quelle: esa (1), (2)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen