Agent der Sterne

So fünfzig Seiten gebe ich einem Roman. Wenn er mir dann nicht gefällt, kloppe ich ihn in die Tonne, da bin ich rigoros: keine Lebenszeit für schlechte Bücher opfern. Nichtmal auf eBay gehört der Schrott, so viel Nächstenliebe muss sein! Bei dem Sciencefiction Agent der Sterne von John Scalzi war es aber irgendwie anders. Das Buch gefällt mir nicht und ich habe es trotzdem bis zum Ende gelesen. Dafür mag es zwei Gründe geben: Zum einen liest sich das Buch sehr leicht und gefällig. Ruckzuck ist man über die kritischen 50 Seiten hinaus, weit hinaus, und dann will man den Rest natürlich auch noch bewältigen. Zum anderen ist die Idee des Buches ziemlich witzig und man kann gar nicht glauben, dass der Autor seine Idee so versemmelt.

Worum geht es? Außerirdische in einem ausgehöhlten, zu einem Raumschiff umgebauten Asteroiden sind zur Erde unterwegs. Die Yherajk, wie sie sich nennen, kennen die Menschen recht gut, denn sie verfolgen fleißig unser Fernsehprogramm und haben jetzt sogar Internet. Ihnen ist klar, dass der Erstkontakt mit den Menschen daran scheitern könnte, dass die Yherajk eklige, stinkende Schleimwesen sind. Sie haben also ein Image-Problem. Die Yherajk wissen auch, dass auf der Erde Hollywood dafür zuständig ist, aus ekligen Schleimwesen geliebte Stars zu machen. Maßgeblich hierfür sind die Agenten der Schauspieler und so wenden sich die Aliens an eine Schauspieler-Agentur mit der Bitte, den Erstkontakt zu vermitteln. Das ist recht witzig ausgedacht. Die Aliens landen also nicht vor dem Weißen Haus oder stürzen in der Wüste ab, sondern wenden sich an die Institution, die unsere Kultur und unseren Geschmack stärker bestimmt, als uns selbst wahrscheinlich klar ist, nämlich die Film- und Fernsehindustrie Hollywoods.

Ein Joshua genannter Vertreter der Yherajk kommt so in Kontakt mit dem Agenten Tom Stein. Mit seiner kindliche Naivität und Anarchie steht Joshua in Kontrast zu den durchgeknallten Schauspielern, die Tom in seinem eigentlichen Beruf betreuen muss. Diese Menschen aus der Welt der Stars und Sternchen wirken wesentlich außerirdischer als das schleimige Alienmonster Joshua. So gibt es recht witzige Passagen, die einen weit in das Buch hinein tragen. Dieser Plot wird dann nochmal gesteigert, indem Joshua den Körper seines besten Freundes auf Erden übernimmt, nämlich den Körper eines sterbenden Hundes. So hat man also schon zwei Drittel des Buches gelesen und sich durchaus amüsiert, fragt sich aber, wie es denn nun Tom Stein gelingt, den Erstkontakt zu vermitteln. Hier enttäuscht das Buch auf voller Länge.

Letztlich bleiben die persönlichen Karriereprobleme des aalglatt und uninteressant gezeichneten Tom Stein im Vordergrund. Wir erfahren in diesem Sciencefiction viel mehr über Hollywood, als über die möglichen Motive der Außerirdischen. Der Erstkontakt, so viel sei verraten, findet dann während der Oscar-Verleihung statt. So oberflächlich und nichtig wie diese Veranstaltung ist, gerät er dann auch.

Man muss John Scalzi zugute halten, dass er diesen Roman eigentlich nie gedruckt sehen wollte. Es war seine erste Fingerübung, ein Test für ihn selbst, um zu prüfen, wie er mit dem Schreiben so klar kommt (Ergebnis des Tests nach seiner eigenen Einschätzung: "Geht so"). Den Text selbst hat er kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt. Als er dann mit Krieg der Klone berühmt wurde, hatte sich ein Verlag auch für diese Fingerübung interessiert. So geht das eben leider oft mit erfolgreichen Schriftstellern.

Ich kann das Buch Agent der Sterne jedenfalls nicht empfehlen, auch wenn mich dann doch noch bis zum Ende durchgerungen habe. Es ist eben eine Fingerübung: die Figuren sind nicht differenziert genug charakterisiert, die Guten sind alle einfach nur gut und die Bösen einfach nur Arschlöcher. Die Story ist wenig originell, eine Mischung aus Contact, ALF und Die Körperfresser kommen (in dieser Reihenfolge). Der Heyne-Verlag hat dem Buch ein Cover verpasst, dass nicht nur für sich genommen albern und hässlich ist, sondern auch völlig sinnfrei, da es in keinem Zusammenhang zum Inhalt steht. Dieses Buch kann man getrost nach seinem Cover bewerten.

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