Wieviel Stunden hat ein Tag?

Ich habe es ja schon getwittert und Florian hat darüber gebloggt: Heute ist astronomischer Frühlingsbeginn, bzw. Tagundnachtgleiche. Zu diesem Anlass wollte ich mal ein Kuriosum loswerden. Wir sagen ja gerne, dass ab heute die Tage wieder länger sind als die Nächte und freuen uns, dass wir Berufstätige nach Feierabend  länger Licht haben - oh Biergarten ich komme! Das ist aber reines Glück, wären wir nämlich Ägypter, sehe das ganz anders aus, zumindest bei den alten Ägyptern. Bei denen fing nämlich jedes Tagesdatum mit Sonnenaufgang an und nicht wie bei uns um Mitternacht. Diesem Aufgang folgten zwölf Tagesstunden bis zum Sonnenuntergang und darauf zwölf Nachtsunden. Zwölf helle Tagesstunden also, ganz unabhängig von der Jahreszeit. Somit waren die Tagesstunden im Sommer deutlich länger als im Winter. Wer also seinem Arbeitgeber sagen wir mal acht Stunden Arbeit am Tag schuldete, musste im Sommer mehr arbeiten als im Winter. Für eine Gesellschaft, die auf Tageslicht angewiesen ist und sowieso fast alles im Freien erledigt wird, ist das eigentlich gar nicht blöd.

Wieviel macht das eigentlich aus? Betrachtet man als Beispiel die geographische Breite der Stadt Memphis ergeben sich folgende Werte: Der kürzeste Tag zur Wintersonnenwende ist nach unserer modernen Stundenzählung etwas über 10 Stunden lang. Der längste Sommertag hingegen knapp 14 Stunden. Macht also vier Stunden mehr Maloche - vier Stunden mehr in der Hitze Steinquader für einen Tempel oder ein Königsgrab schleppen, ein klarer Fall für die Gewerkschaften!

Da die Ägypter wohl gute Sichtbedingungen auf den nächtlichen Himmel hatten (haben?), war im alten Ägypten die Zeitmessung filigran an den Sternen orientiert. Dazu hatten die Ägypter ein System aus 36 sogenannten Dekansternen entwickelt. Der heliakische (also in der Morgendämmerung) Aufgang eines bestimmten Dekansterns bestimmte das Datum. In der Nacht beobachteten die Ägypter ausgesuchte Positionen der Dekansterne und leiteten daraus die Uhrzeit ab. Eine echte ägyptische Tabelle, die es erlaubt, aus der Position der Dekansterne auf die Uhrzeit zu schließen zeigt diese Abbildung:


Aufgrund der jährlichen Wanderung der Erde um die Sonne gehen die Sterne jeden Tag etwas früher auf. Dementsprechend wandern die Dekansterne durch die Tabelle zu immer früheren Stunden entlang einer Diagonale, weshalb man auch von einer Diagonalsternuhr spricht. Das klingt kompliziert, schön erklärt findet man es hier. Die Ägypter hatten natürlich auch schon Wasseruhren als Alternative.

Komplizierte Diagonalsternuhren und die Sache mit dem mehr Arbeiten im Sommer sind jedenfalls gleich zwei gute Gründe, kein antiker Ägypter sein zu wollen. Da kann mir Obelix noch so viel von Kleopatras Nase vorschwärmen.

1 Kommentar:

  1. Sehr interessanter Beitrag. Von variablen Stunden habe ich noch nie was gehört.

    So nebenbei: schöner Blog ;) ABER helle Schrift auf einem schwarzen Hintergrund ist eine Zumuntung.

    AntwortenLöschen