Leben zum Mars: Phobos-Grunt

Credit: NASA/JPL

Während die einen nach Leben auf dem Mars suchen, schicken es die anderen hin. Die geplante russische Mission Phobos-Grunt soll den Marsmond Phobos besuchen und dabei Proben zur Erde zurück transportieren. Die circa dreijährige Reisezeit zum Mars und zurück zur Erde soll dazu genutzt werden, die Wirkung des interplanetaren Raumes auf verschiedene Lebensformen zu testen. Mit dabei sind Pilze, Bakterien und Pflanzensamen. Die Mission startet laut Wikipedia im Oktober 2009.

Die amerikanische Planetary Society ist mit einem eigenen Experiment an Bord: LIFE, das steht für Living Interplanetary Flight Experiment. Dabei handelt es sich um eine etwa Handteller große Dose, die dreißig Probenbehälter enthält. Zehn verschieden Organismen sollen damit in jeweils drei Behältern die lange Reise antreten. Kommen sie zur Erde zurück, werden wir mehr darüber wissen, ob Organismen Weltraumbedingungen überstehen können oder nicht. Dies ist interessant zum Beispiel im Hinblick auf die Panspermie-Theorie, nach der das Leben irgendwo im Universum entstanden ist und dann durch das Weltall auf die junge Erde gebracht wurde. Klappt es mit dem Rückflug von Phobos nicht, bleibt den dreißig Organismen der Planetary Society wohl nichts anderes übrig, als den Phobos zu besiedeln - was aber wohl kaum möglich ist.

Die Planetary Society gibt allen drei Domänen des Lebens eine Chance: Archaebakterien, Bakterien und Eukaryoten. Als Botschafter der letzteren wird unter anderem ein unglaubliches Tier auf die Reise geschickt, das Bärtierchen. Diese milimetergroßen Achtbeiner haben ein eigenes Journal mit interessanten Informationen ("
Bärtierchen sind drollig und absolut harmlos") und ein eigenes Verbundforschungsprojekt: Funktionelle Analyse dynamischer Prozesse in cryptobiotischen Tardigraden (Funcrypta). In diesem kryptischen Titel steckt das entscheidende Wort, das die Bärtierchen so interessant macht: Kryptobiose, ein Zustand zwischen Leben und Tod, oder wie es in dem Bärtierchen-Journal heißt:
"Wirklich mirakulös ist allerdings die Fähigkeit der Bärtierchen, einzutrocken und nach Zugabe von etwas Wasser wieder zum Leben zu erwachen."
In diesem Zustand der Kryptobiose lässt sich keinerlei Stoffwechsel mehr feststellen, die Tierchen erscheinen im Mikroskop als so genannte Tönnchen. In dieser Ausgabe des Bärtierchen-Journals ist eine schöne Bilderserie zu sehen, die zeigt, wie solch ein Tier nach Zugabe von Wasser aus dem Tod erwacht - ein Vorgang, der bis zu 15 Minuten dauert.

Für die Bärtierchen-Astronauten in ihrem Tönnchen wäre ein Flug zum Mars mit Phobos-Grunt nicht der erste Ausflug ins All. Sie flogen bereits für die europäische Weltraumbehörde Esa am Bord einer Foton-M3-Kapsel: Zähe Mikroben überleben im Weltraum.

Vertraut man dem Bärtierchen-Journal, sind diese kleinen Wesen "drollig und absolut harmlos". Sollten sie beim Scheitern der Mission Phobos-Grunt unfreiwillig als Boten vom Blauen Planeten auf den Mars regnen, wäre dies als erster Kontakt zwischen den Welten vielleicht gar nicht so schlecht.

1 Kommentar:

  1. Das sind sehr interessante Infos, vor allem über das LIFE Experiment der Planetary Society. Irgendwie wünsche ich mir für die kleinen Bärtierchen, dass der Rückflug nicht klappt. Hey, das wäre dann vielleicht ein wirklich historischer Moment. Die ungewollte Gründung einer system umspannenden Superzivilisation aus den mutierten Nachfolgern der Bärtierchen! In Millionen Jahren, Bärtierchen besiedeln des Kosmos.

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